Symposium: Geschichte und Zukunft von Cumberland
Mit einem ungewöhnlichen Vorschlag ließ „Welfenprinz“ Heinrich beim Symposium „130 Jahre Schloss Cumberland“ aufhorchen: Er möchte dort ein großes Künstler-Atelier.
GMUNDEN. Die Plätze für das Symposium hätten drei Mal verkauft werden können, so groß war das Interesse. „Aber leider sind die Platzkapazitäten in unserem Festsaal zu eng“, so Cumberland-Leiter Herbert Brindl. Trotzdem lauschten an die 150 Besucher den historischen Vorträgen zur Geschichte der Hannoveraner und des Schlosses beim Gmundner Krottensee, das von 1882 bis 1886 errichtet wurde.
Aufhorchen ließ der anwesende „Welfenprinz“ Heinrich Hannover, ein Urenkel des Erbauers Ernst-August, mit einem Vorschlag zur künftigen Nutzung des Hauses. Von Moderator Helmut Atteneder darauf angesprochen, was nach dem Neubau und Auszug des Pflegezentrums passieren soll, lehnte er eine Nutzung als Museum ab. Sein Plädoyer: „Auf gar keinen Fall ein Museum, das wäre schwierig zu erhalten. Aber was ich mir vorstellen kann, wäre ein großes oberösterreichisches Haupt- und Leit-Atelier. Das Land und das Salzkammergut haben hervorragende Künstler. Denen könnte man hier ein tolles Haus bieten.“
Warum wurde Cumberland, das in den 130 Jahren vielfältige Nutzungen hatte, überhaupt gebaut? Heinrich erläuterte: „1866 verlor ja Hannover den Deutschen Krieg und das Staatsgebiet wurde Preußen einverleibt. Mein Ururgroßvater, König Gustav V., musste ins Exil nach Österreich gehen. Dessen Sohn, Kronprinz Ernst-August II., wollte dann den nicht aufgegebenen Thronanspruch auf Hannover unterstreichen und errichtete deshalb zum Repräsentieren und zum Empfang ausländischer Staatsgäste dieses Schloss.“ Das brachte auch mit sich, dass der legendäre Welfenschatz, der später in Bausch und Bogen verkauft wurde, eine Zeit lang in Gmunden aufbewahrt war. Auch die Königskrone war im Schloss gelagert.
Kommen wehmütige Gefühle beim „Welfenprinz“ auf, dass es die Monarchie nicht mehr gibt? Heinrich Hannover: „Nein. 1918 musste man einen Schlussstrich ziehen. Das Ende war nach dem schrecklichen Weltkrieg absolut abzusehen. Es war also nur gerecht, dass die Monarchie durch eine Republik abgelöst wurde.“
Bedeutender Wirtschaftsfaktor
Die Hannoveraner waren ab 1886 durch Jahrzehnte ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor für Gmunden. Hatte doch der Hofstaat, der im Schloss Cumberland untergebracht war, über 200 Mitarbeiter. In der Stadt wurde von den Hannoveranern der Bau des Kanals, der evangelischen Kirche und des Kinderasyls unterstützt. 1933 zog der Hofstaat aus Gmunden wieder ab, weil die Hannoveraner einen Prozess gegen den deutschen Staat zur Teilrückgabe ihrer Besitzungen gewannen.
Von da an war das Schloss ein Ferienheim für Mittelschüler, ab 1938 Gauschulungsburg, dann Wehrmachtslazarett, ab 1946 TBC-Heim. 1956 wurde Cumberland an die Republik Österreich verkauft und von dieser 1978 an das Land Oberösterreich. Seit den frühen 70er-Jahren dient Cumberland als Landes-Pflege- und Betreuungszentrum.
Viele Gäste und offenes Haus
Dem Symposium wohnten unter anderem Landeshauptmann Josef Pühringer und Bürgermeister Stefan Krapf bei. Vorträge hielten Historiker Georg Heilingsetzer („Die Geschichte der Welfen vom 1. Jahrtausend bis zum Exil in Gmunden“), Rechtsanwalt Michael Schneditz-Bolfras („Das Infanterieregiment Nr. 42 Herzog von Cumberland“ in der k&k Armee“) und Historiker Heinz Schießer („Die Errichtung des Schlosses Cumberland und die Zeit der Herzöge in Gmunden“). Viele Besucher nutzten das Symposium für einen Rundgang durch die historischen Räumlichkeiten des Hauses.
ALLE FOTOS: WOLFGANG SPITZBART
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