Schärding vor 50 Jahren
Ampel für Linzer Tor, Ski-Star und Lkw-Flut
Was vor 50 Jahren in Schärding los war? Viel, wie ein Blick in alte Ausgaben regionaler Zeitungen zeigt.
SCHÄRDING. In Zusammenarbeit mit dem Schärdinger Hobby-Historiker Rudolf Lessky blickt die BezirksRundschau in die Lokalzeitungen vor einem halben Jahrhundert. Was bewegte die Menschen damals? Was tat sich? Eines gleich vorweg: eine Menge. So schrieb etwa zu Jahresbeginn 1970 die „Rieder Volkszeitung“ in einem großen, bebilderten Artikel, dass Schärding wieder zur Faschings-Hochburg avancierte. Und zwar beim "Hofball“ im „Schärdingerhof“. Damals sorgten zehn österreichische und acht deutsche Prinzenpaare samt Hofstaat und Garde nicht nur für ein buntes Programm, sondern auch für entsprechende Schlagzeilen. Aber auch touristisch ging bereits die Post ab. Der damalige Obmann der Fremdenverkehrs-Verbändegemeinschaft „Grenz-ecke Inn-Donau“, Josef Heindl, berichtete, dass aufgrund einer Inseratenaktion in deutschen Zeitungen spontan fast 500 Anfragen einlangten. Insgesamt besuchten damals bereits 19.000 Gäste die Barockstadt. Verzeichnet wurden zudem 100.000 Nächtigungen – pro Halbjahr.
Bau der Neuen Innbrücke
Auf der Agenda stand weiters der Bau der neuen Innbrücke, der im November 1970 begonnen und von österreichischer Seite mit 28 Millionen Schilling mitfinanziert wurde. "Der Bau war dringend notwendig geworden, weil alle Lkws nach Bayern durch die Stadt über die alte Innbrücke fahren mussten", weiß Lessky. Die dadurch verursachten Probleme ließen Rufe nach einer Verkehrsampel beim Linzer Tor laut werden. „Schon lange bemüht sich die Gendarmerie um eine Ampel beim Linzer Tor. Jetzt erhielt sie Zusagen, die in absehbarer Zeit in Erfüllung gehen könnten“, hieß es damals. "Gekommen ist die Ampel allerdings nie, weil die Stadtgemeinde unter dem damaligen Bürgermeister Herbert Wöhl vier Jahre später die Linzer Tor-Passage für die Fußgänger bauen ließ", erläutert Lessky. Prominenten Besuch gab's 1970 ebenfalls – und zwar in Person des damaligen Ski-Stars Alfred Matt. Bereits ein Jahr zuvor hatte Toni Sailer Schärding besucht. Ein weiteres sportliches Highlight war 1970 die Österreich-Radrundfahrt, die über den Stadtplatz durch Schärding führte. Heute immer wieder Thema, war bereits vor 50 Jahren eine Gemeindefusion zwischen Schärding, Brunnenthal und St. Florian im Gespräch.
Gemeindefusion bereits 1970
Unter dem Titel „Auch Schärding will nun eingemeinden" schrieb im November 1970 die Heimatzeitung: "Man denkt an Eingemeindungen, wie sie in der Stadtgemeinde Ried gelungen sind. In erster Linie würde man in Richtung Brunnenthal und St. Florian "hinausgrasen" und man hofft, dass diese Gemeinden zugunsten der Stadtgemeinde etwas von ihrem Gebiet abtreten, da sie mit ihren Grenzen fast bis in die Stadt hinein reichen." Wie sich gezeigt hat, bis heute ein frommer Wunsch. Apropos fromm. Mit Ende 1970 wurde in der Stadtpfarrkirche mit der namentlichen Vergebung von Kirchensitze an Einzelpersonen und Familien Schluss gemacht. Und zwar im Sinne der nachkonziliaren Auffassung von Brüderlichkeit. Mit den Kirchensitz-Mieteinnahmen wurde die Kirchenreinigung bestritten, die seither durch eine gesonderte Spendensammlung finanziert wird – und das bis heute.
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