Armut trifft vor allem Kinder: Bilanz der Caritas im Bezirk Schärding

Christine Oberndorfer von der Caritas-Sozialberatungsstelle Schärding, hat unter anderem eine alleinerziehende Mutter beraten, die von Existenzängsten geplagt wurde. | Foto: Caritas
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  • Christine Oberndorfer von der Caritas-Sozialberatungsstelle Schärding, hat unter anderem eine alleinerziehende Mutter beraten, die von Existenzängsten geplagt wurde.
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SCHÄRDING. Der Strom ist bereits abgestellt und es fehlt Geld, um Essen für die Kinder zu kaufen. In dieser oder einer ähnlich verzweifelten Situationen befinden sich jene Menschen, die sich an eine der 12 Caritas-Sozialberatungsstellen in Oberösterreich wenden.

Im Vorjahr erreichte die „Erste Hilfe“ der Caritas insgesamt 337 Menschen im Bezirk Schärding, heißt es in einer aktuellen Presseaussendung. Rund 42 Prozent der Betroffenen sind Kinder. Ihnen ist die Armut meistens schon in die Wiege gelegt. Die Caritas OÖ kann den Menschen helfen – mit den Spenden, um die im April und Mai wieder Ehrenamtliche bei der Haussammlung bitten.

Alleinerziehende Mutter mit Existenzängsten

Armut spielt sich aus Scham meistens hinter verschlossenen Türen ab und ist nicht auf den ersten Blick erkennbar. Die Mitarbeiter in den Caritas-Sozialberatungsstellen sehen sie aber jeden Tag. Wie zum Beispiel in dem Fall einer alleinerziehenden Mutter von zwei Kindern – 3 und 5 Jahre alt – die bei der Caritas um Hilfe bat. Die laufenden Kosten für Wohnung, Essen und Kleidung übersteigen ihre finanziellen Möglichkeiten. Sie muss beim Ex-Mann die Alimente einklagen. Einen Antrag auf einen Unterhaltsvorschuss hat sie gestellt – aber die Bearbeitung dauert. Sie macht sich Sorgen um die Zukunft ihrer Familie. „Diese Existenzängste sind eine enorme psychische Belastung, das geht meistens Hand in Hand, dass sich der Gesundheitszustand verschlechtert – ein Teufelskreis“, kennt Christine Oberndorfer von der Caritas-Sozialberatungsstelle in Schärding die Problematik.

Es sind Männer, Frauen und erschreckend oft auch Kinder, für die ein leerer Kühlschrank Realität ist. Neben Kindern und Jugendlichen aus Ein-Eltern-Haushalten sind es vor allem Familien mit drei und mehr Kindern, die nicht mehr über die Runden kommen. „Durch die Deckelung der Mindestsicherung für Familien hat sich die Situation verschärft“, sagt die Caritas-Mitarbeiterin. Steht mit der Schule ein Ausflug an, ist ein Bastelbeitrag fällig, wird die Waschmaschine kaputt oder eine Stromnachzahlung flattert ins Haus, bringt das das Fass zum Überlaufen. Die kostenpflichtige Nachmittagsbetreuung im Kindergarten reißt zusätzlich ein Loch ins Budget – obwohl gerade berufstätige Alleinerzieher eine Betreuungsmöglichkeit für die Kinder bräuchten. Nicht selten haben die Menschen nur 7 Euro am Tag zur Verfügung.

Am Land ist man weniger anonym

In ländlichen Gegenden kommt hinzu, dass zwar das Wohnen günstiger ist, aber man auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist. „Ohne eigenes Auto ist es quasi unmöglich, Kinderbetreuung und Arbeit unter einen Hut zu bringen“, sagt Christine Oberndorfer.

Viele arbeitende Menschen, die weniger als die Mindestsicherung von 920 Euro verdienen, trauen sich auch nicht, ihre finanziellen Ansprüche geltend zu machen. Ihr geringes Gehalt würde auf die Mindestsicherungshöhe aufgestockt werden. „Am Land gibt es keine Anonymität, deshalb scheuen viele davor zurück, am Gemeindeamt ihre Anträge einzureichen und verschulden sich lieber weiter“, kennt der Caritas-Mitarbeiter die Problematik.

Im Vorjahr führte die Mitarbeiterin in Schärding insgesamt 293 Beratungsgespräche. Ziel der Sozialberatung ist, dass die Caritas-Mitarbeiter mit den Betroffenen gemeinsam Wege aus der Krise finden. Die Überbrückung der akuten Notsituation – vorrangig mit Lebensmittel- und Bekleidungsgutscheinen – soll nur kurzfristig sein.

Caritas-Haussammlung im April und Mai

Die Hilfe der Caritas-Sozialberatungsstellen wird aus Spenden finanziert. Deshalb bittet die Caritas im April und Mai, die Haussammlung zu unterstützen. Ehrenamtliche aus den Pfarren gehen dabei von Tür zu Tür und bitten um Spenden. Das Geld komme ausschließlich der Hilfe für Menschen in Oberösterreich zugute und sichere das Bestehen von Caritas-Einrichtungen wie zum Beispiel den zwölf Sozialberatungsstellen, dem „Haus für Mutter und Kind“, „Krisenwohnen“, acht „Lerncafés“, in denen Kinder kostenlose Lernförderung erhalten und dem „Help-Mobil“, einer medizinischen Notversorgung für Obdachlose in Linz.

Christine Oberndorfer von der Caritas-Sozialberatungsstelle Schärding, hat unter anderem eine alleinerziehende Mutter beraten, die von Existenzängsten geplagt wurde. | Foto: Caritas
Christine Oberndorfer | Foto: Caritas
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