Schärding damals
Ausbruch des 1. Weltkriegs und Folgen für Schärding

- Kundmachung am Schärdinger Stadtplatz nach dem Ausbruch des 1. Weltkriegs mit zahlreichen Soldaten, die anschließend in den Krieg zogen.
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Der Ausbruch des 1. Weltkriegs begann mit der Kriegserklärung Österreichs an Serbien am 28. Juli 1914. Hier ein kurzer Überblick, wie Schärding die ersten Kriegswochen erlebte.
BEZIRK SCHÄRDING. "An meine Völker!" schrieb Österreichs Kaiser Franz Joseph in einer Kundmachung, die am 1. August 1914 im Schärdinger Wochenblatt (Ausgabe Nr. 31) abgedruckt worden war, "die Umtriebe eines haßerfüllten Gegners zwingen mich (...) nach langen Jahren des Friedens zum Schwerte zu greifen." So erfuhr die Schärdinger Bevölkerung vor 110 Jahren von den beginnenden Kriegshandlungen, die sich aufgrund der vielen Bündnisse zwischen zahlreichen europäischen Ländern rasch zum Weltkrieg auswuchsen.

- Der Anblick von Soldaten oder Menschen mit Gewehren am Schärdinger Stadtplatz wurde mit Ausbruch des 1. Weltkriegs zur Selbstverständlichkeit.
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Verlustlisten, höhere Lebensmittelpreise und mehr
Ein Blick in die darauf folgenden Ausgaben des Schärdinger Wochenblatts zeigt, dass der Kriegsbeginn für die Menschen im Bezirk weitreichende Folgen hatte. Als erste Konsequenzen wurden etliche Veranstaltungen abgesagt, die Sparkassen ersuchten Sparbuchbesitzer davon abzusehen, ihre Geldeinlagen abzuheben und auf den Ämtern wurden Verlustlisten aufgelegt. Auch Lebensmittelpreise stiegen an, sodass in einer Kundmachung der Stadtgemeinde Schärding auf "nicht gerechtfertigte Steigerungen" Strafen von bis zu 500 Kronen oder Arrest bis zu sechs Wochen sowie ein Entzug des Gewerbescheins angedroht wurden. Und zahlreiche Männer erhielten ihren Einberufungsbefehl. Zu deren Verabschiedung organisierten die Gemeinden und Vereine zum Teil große Feste sowie Messen, und zahlreiche Bewohner und Angehörige begleiteten die Soldaten – oft unter den Klängen der Musikkapellen – bis zum Bahnhof.

- Sowohl Händler als auch Bauern im Bezirk Schärding taten sich schwer, während der Kriegszeit ihre Geschäfte aufrecht zu erhalten, da ihnen Personal fehlte oder sie selbst zum Kriegsdienst einberufen wurden.
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Gefangene als Erntehelfer und Hilfskomitee-Gründung
Da den Bauern durch die vielen Einrückungen Personal fehlte, wurde vielen Insassen des Gefängnisses Suben eine Unterbrechung ihrer Freiheitsstrafe gestattet, um als Erntehelfer zu arbeiten. In Zell an der Pram riefen 60 Burschen und Männer eine Ortsnachtwache ins Leben, die freiwillig zwischen 9 Uhr abends und 5 Uhr früh patrouillierten. Pferdebesitzer mussten ihre im Privatbesitz befindlichen Pferde oder einen Teil davon dem Militär übergeben und erhielten dafür rund 1.000 Kronen pro Pferd.
Die Stadtgemeinde Schärding gründete ein Hilfskomitee, das sich zur Aufgabe machte, "Sammlungen aller Art einzuleiten und die Pflicht übernimmt, dafür zu sorgen, daß die vom Kriegsschauplatz heimbeförderten Kranken und Verwundeten Unterkunft und Pflege finden" (Schärdinger Wochenblatt 1914, Nr. 34, S. 10). Um die Versorgung der verletzten Soldaten zu bewerkstelligen, wurden außerdem alle Zimmer der Frauenschule in Otterbach für verwundete Krieger bereitgestellt und zum Pflegeheim des Roten Kreuzes umfunktioniert. Und das Krankenhaus Schärding bot praktisch-theoretische Kurse für freiwillige Hilfskrankenpflege an, die sich vor allem an Frauen und Mädchen richteten.
Schärdinger zum Stricken für Soldaten aufgerufen
Einige Schärdinger Frauen taten sich zusammen, um einrückende oder durchfahrende Soldaten am Bahnhof mit Erfrischungen oder Esswaren zu versorgen. Die Menschen im Bezirk wurden außerdem dazu aufgerufen, selbst schnell wachsendes Gemüse anzubauen und für die Soldaten warme Kleidungsstücke zu stricken. Das Schärdinger Wochenblatt 1914, Nr. 39 druckte dazu eine Anleitung zur Anfertigung von Schneehauben, Pulswärmern und Knieschützern ab.
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