Atib Schärding
"Die Bürger sollen wissen, was wir tun"

Osman Celik wohnt in Andorf, ist verhei-
ratet und Vater einer Tochter. | Foto: Celik
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  • Osman Celik wohnt in Andorf, ist verhei-
    ratet und Vater einer Tochter.
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Osman Celik ist seit Juli neuer Obmann des Schärdinger Türkisch-Islamischen Kulturvereins Atib.

BEZIRK (ebd). Im Interview spricht der gelernte Ingenieur über Vorurteile, skeptische Blicke und warum es unabdingbar ist, dass alle Schulanfänger mit Migrationshintergrund Deutsch können.

Herr Celik, Sie geben sich sehr weltoffen und planen, im Bezirk verstärkt die Öffentlichkeit über die Arbeit des Atib zu informieren. Warum?
Celik: Weil ich finde, dass das der einzige Weg ist, um Vorurteile abzubauen. Medial wird aktuell sehr viel Hetze betrieben. Die Schärdinger sollen wissen, was wir machen – und das ist nicht nur beten.

Sondern?
Wir engagieren uns viel in sozialen Bereichen, arbeiten hier mit der Caritas und Hilfsverbänden zusammen. Wir haben damals bei der Hochwasserkatastrophe für die Opfer gespendet oder für Flüchtlinge gekocht. Das sind aber nur ein paar Dinge, die wir machen. Es gibt auch den Austausch mit den anderen Religionen. Wir sind keine Islamisten. Wir streben als Verein danach, uns als islamische Gesellschaft in die Schärdinger Bevölkerung zu integrieren.

Sie haben ja die mediale Hetze erwähnt. Wie geht es Ihnen damit persönlich? Spüren Sie das am eigenen Leib?
Um ehrlich zu sein, ich persönlich weniger. Viele Leute, die mich nicht kennen und mit denen ich ins Gespräch komme, sind aber oft positiv überrascht. Viele sagen, dass ich ja ganz anders bin, als sie sich das vorgestellt haben.

Und wie sieht es mit negativen Erfahrungen aus?
Meine Frau, die ebenfalls türkischer Abstammung ist und in Schärding geboren wurde, trägt kein Kopftuch. Wenn ich mit ihr in ein Lokal gehe, ist das kein Problem. Wenn ich aber mit meiner Mutter, die ein Kopftuch trägt, in eine Gaststätte gehe, ernten wir dafür sehr viele unverständliche Blicke. Das muss man erst einmal selbst erlebt haben, wie befremdlich das für einen ist.

Warum gelingt es, Jugendliche mit Migrationshintergrund in Sportvereinen zu integrieren, aber im Roten Kreuz und in der Freiwilligen Feuerwehr nicht?

Das ist eine sehr gute Frage, auf die ich keine Antwort habe. Aber genau das möchten wir ändern. Diesbezüglich gab es bereits Gespräche mit Rot Kreuz- und Feuerwehr-Vertretern. Wir als Atib werden dazu auch eine Infoveranstaltung abhalten und unsere Leute informieren, was genau Rotes Kreuz und Feuerwehr machen. Schließlich sind die Einsatzorganisationen nicht nur für Christen da, sondern für alle. Mein Ziel wäre es, zumindest einige Leute dazu zu bewegen, mitzumachen. Nur durch solche Sachen bringen wir Vorurteile weg.

Sie betonen, ein österreichischer Verein zu sein. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Weil es so ist und die meisten Atib-Mitglieder auch Österreicher sind und unser Verein nichts mit der Politik unseres Herkunftslandes zu tun hat.

Das Fest der Kulturen in Schärding wurde heuer nicht mehr veranstaltet. Finden Sie das schade?
Ja, weil es genau dazu beigetragen hat, dass man sich untereinander austauschen kann. Ab nächstes Jahr wird es wieder jährlich ein Fest geben.

Was bedeutet für Sie Integration?
Auf jeden Fall kann Integration keine Einbahnstraße sein. Man kann nicht nur von einer Seite verlangen, sich zu integrieren. Das geht nur gemeinsam.

Herr Celik, was ist ihre Zukunftsvision?
Dass Jugendliche und Schüler mit Migrationshintergrund in der Schule besser werden. Es kann nicht sein, dass es nach wie vor Schulanfänger mit Migrationshintergrund gibt, die kaum Deutsch können.

Aber genau das ist oft das Problem. Zuhause sprechen viele Migranten mit ihren Kindern in der Muttersprache.
Ich weiß, deshalb sind hier auch die Eltern gefordert. Es muss jedem klar gemacht werden, dass man dem eigenen Kind damit nichts Gutes tut, weil es später ausgegrenzt und es auch beruflich schwer haben wird.

Ein Satz zum Schluss?
Mensch ist Mensch und jeder sollte seine Religion frei wählen und seinen Weg gehen dürfen.

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