Bezirk Schärding
"Ehrenamtlichen Rettungssanitäter sind höchst ausgebildete Fachkräfte"
Die Rotkreuz-Angebote wie Rettungsdienst, Besuchsdienst oder Essen auf Rädern stützen sich aufs Ehrenamt. Bald starten wieder zwei Kurse zur Ausbildung als Rettungssanitäter.
SCHÄRDING, ENGELHARTSZELL. 640 Menschen engagieren sich ehrenamtlich allein in der Rotkreuz-Dienststelle Schärding, berichtet Roland Ziech stolz. Er ist als Ortsstellenleiter sozusagen "Chef" der Ehrenamtlichen – wohlgemerkt ebenfalls neben seinem Beruf. Es gibt keinen Tag, an dem er nichts für das Rote Kreuz macht. "Etwa 450 Ehrenamtliche arbeiten in den Gesundheits- und Sozialdiensten, wie Essen auf Rädern, Fahr- und Besuchsdiensten, dem Rotkreuz-Markt oder als Helfer der Nacht mit. Der Rest ist im Rettungsdienst und Krankentransport tätig", so Ziech. Viele der Engagierten sind zwischen 18 und 25 Jahre alt – die "jungen Wilden", wie er sie nennt. Sie stellen ihre Freizeit neben Schule, Studium oder nach dem Zivildienst in den Dienst der guten Sache. Bei den 30-bis 50-Jährigen gebe es dann meist eine größere Lücke – viele sind in dieser Phase mit Beruf und Familie ausgelastet. Ab 50 Jahren, wenn hier wieder etwas Luft ist, kehren viele wieder zum Roten Kreuz zurück oder engagieren sich zum ersten Mal. Sieben hauptamtliche Rettungssanitäter und vier bis fünf Zivildiener hat die Dienststelle Schärding außerdem. Etwa 60 Prozent der Stunden im Rettungsdienst werden von Ehrenamtlichen gefahren. Dabei sei die Rechnung, was dadurch an Kosten gespart wird, viel zu kurz gedacht. Ziech verweist auf Deutschland, wo es Ehrenamtlichkeit im Rettungsdienst nicht gibt. So sind im ganzen Bezirk Schärding etwa 12 bis 15 Rettungsautos besetzt. In der benachbarten Stadt Passau, die von der Einwohnerzahl etwa mit jener des Bezirks vergleichbar ist, sind es nur vier bis fünf.
"Das Ehrenamt ist unser großer Vorteil – und ziemlich stark verwurzelt im Innviertel", betont Ziech. "Ehrenamtliche Rettungssanitäter sind höchst ausgebildete Fachkräfte, deren Sozialkompetenz und Wissen, was im Notfall zu tun ist, auch im Beruf gefragt ist."
Mindestens 144 Stunden pro Jahr muss ein Rettungssanitäter leisten, um seine Einsatzberechtigung aktuell zu halten – das entspricht etwa einem 12-Stunden-Dienst pro Monat. Hinzu kommen noch Schulungen.
Schnupperdienst zeigt Alltag
Wer sich für die Ausbildung interessiert, sollte zunächst einen Schnupperdienst machen. "Dieser kann auf allen Dienststellen des Bezirks in Schärding, Andorf, Engelhartszell, Riedau, Kopfing oder Esternberg absolviert werden", erläutert Lukas Himsl, der alle Ausbildungen beim Roten Kreuz im Bezirk Schärding koordiniert. "Nach einem 12-Stunden-Dienst im Rettungsdienst kann man sich ein besseres Bild vom Alltag eines Rettungssanitäters machen und dann frei entscheiden, ob es das Richtige ist." Die Ausbildung umfasst 130 Theoriestunden (Inhalte siehe Infokasten). Danach ist ein Praktikum zu leisten, bei dem man zwei erfahrene Rettungssanitäter zu Einsätzen begleitet und Patienten versorgt. Auch Friedrich Bernhofer, Ortsstellenleiter in Engelhartszell, ist stets um neue Mitarbeitende bemüht.
"Jedes Jahr wieder neue Leute zu finden und zu motivieren, ist die Herausforderung", meint er. Anders als viele andere Vereine hatte das Rote Kreuz während Corona nicht mit Mitgliederschwund zu kämpfen, da die Angebote unter den geltenden Schutzmaßnahmen weiterliefen.
"Teilweise war es sogar einfacher, Dienste zu besetzen, weil die Leute mehr zu Hause waren. Das Gemeinschaftliche und die Bindung ans Rote Kreuz haben aber in dieser Zeit definitiv gelitten." Friedrich Bernhofer, Ortsstellenleiter Rotes Kreuz Engelhartszell
Das wolle man nun wieder stärken.
Zur Sache: Ausbildung zum Rettungssanitäter
Heuer gibt es im Bezirk noch zwei Ausbildungskurse für Rettungssanitäter:innen. Der Sommerkurs startet am 17. Juli 2023 beim Roten Kreuz in Schärding und ist optimal für Schüler:innen und Studierende geeignet. Er findet Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr statt und dauert drei Wochen. Der Herbstkurs ab 3. Oktober in Kopfing ist als Abendkurs für Berufstätige gedacht – jeden Dienstag und Donnerstag ab 19.30 Uhr. Vor der Entscheidung, die Rettungssanitäter-Ausbildung zu machen, ist ein Schnupperdienst empfehlenswert. Dabei kann man sich ein besseres Bild vom Alltag eines Rettungssanitäters machen und frei entscheiden, ob der Rettungsdienst das Richtige ist. Die Ausbildung umfasst 100 Stunden Theorie, in der man alles zum Thema Anatomie, Gerätelehre, Notfallbilder, Notfallversorgung und mehr lernt. Danach sind 160 Stunden Praktikum Pflicht, die man sich jedoch frei einteilen kann.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.