Gab keine Braut, die sich nicht traut – zumindest fast

Franz Kirchmayr bei seinem letzten Einsatz als Standesbeamter. | Foto: Privat
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BezirksRundschau: Herr Kirchmayr, sie waren seit Oktober 1972 als Standesbeamter und ab Mai 1983 als Leiter des Standesamtes Schärding tätig. Ist Ihnen da irgend ein Erlebnis besonders in Erinnerung geblieben?
Franz Kirchmayr: Ja, und zwar keine Trauung, sondern vielmehr das Jahr 1987. Denn als damals die Abschaffung der Heiratsbeihilfe bekannt gegeben wurde – die immerhin 15.000 Schilling betragen hat – ist es zum Jahresende zu einem großen Heiratsboom gekommen. Da hatten wir in den Monaten November und Dezember 60 bis 70 Trauungen – sogar am 31. Dezember. So viele, wie sonst in einem ganzen Jahr.

BezirksRundschau: Sie haben exakt 876 Eheschließungen durchgeführt. Ist es da jemals vorgekommen, dass einer der Brautleute dass Ja-Wort nicht gegeben hat?
Kirchmayr: Nein, dass ist mir nie passiert. Was hingegen zwei bis dreimal vorgekommen ist, war, dass ich auf Paare vergeblich gewartet habe.

BezirksRundschau: Wie meinen Sie das?
Kirchmayr: Sie sind einfach nicht gekommen. Wie sich im Nachhinein herausgestellt hat, wurde eine Hochzeit aufgrund einer Krankheit verschoben, eine andere einfach abgesagt.
BezirksRundschau: Der Bezirk Schärding verzeichnete im vergangenen Jahr einen Rückgang von Eheschließungen um 16,3 Prozent. Damit weist der Bezirk ein dickes Minus bei Hochzeiten auf. Wie sieht es hier in der Barockstadt aus?
Kirchmayr: Seit Brunnenthal und St. Florian nicht mehr zum Schärdinger Standesamt gehören, haben wir jährlich etwa 35 Trauungen. Diese Zahl ist in den letzten Jahren ziemlich konstant geblieben. Was mir allerdings besonders in den vergangenen beiden Jahren aufgefallen ist, ist der Rückgang bei Geburten. Hatten wir im Jahr 2010 noch 462 Geburten, waren es 2011 nur mehr 411. In den Jännervergleichszahlen wird das noch deutlicher: So kamen im Jänner 2010 noch 40 Kinder zur Welt. 2011 waren es 32 und 2012 gar nur mehr 25.
BezirksRundschau: Wie erklären Sie sich das?
Kirchmayr: Das ist schwer zu sagen. Vielleicht hängt dies mit den Sparmaßnahmen am LKH Schärding zusammen.

BezirksRundschau: Was war das eigentlich für ein Gefühl, als sie die letzte Trauung durchgeführt haben?
Kirchmayr: Ehrlich gesagt ein gutes. Eigentlich wollte ich diese Trauung gar nicht mehr machen, aber man hat mich dazu überredet.

BezirksRundschau: Was würden Sie sagen, macht einen guten Standesbeamten aus?
Kirchmayr: Ein guter Standesbeamter muss über ausländische Vorschriften Bescheid wissen. Das ist vor allem bei uns in Schärding als Grenzbezirk wichtig.
BezirksRundschau: Kommt es in Schärding eigentlich zu vielen „Mischehen“?

Kirchmayr: Ja – aber gefühlsmäßig würde ich sagen, sind sie rückläufig. Vor allem Ehen zwischen Österreichern und Türken mit deutscher Staatsbürgerschaft lassen sich bei uns häufig trauen.

BezirksRundschau: Und wie begehrt ist Schärding als Hochzeitsstadt ausländischer Paare überhaupt?
Kirchmayr: Es sind schon einige im Jahr – besonders aus dem Raum Passau. Um diese überhaupt trauen zu dürfen, müssen die ausländischen Paare zumindest einen Aufenthalt von einer Nacht in Schärding vorweisen können. Erst wenn eine entsprechende Bestätigung, etwa eines Nächtigungsbetriebes, vorliegt, kann geheiratet werden.

BezirksRundschau: Stimmt es, dass ein Ringtausch bei einer Heirat vom Gesetz her nicht vorgeschrieben ist?
Kirchmayr: Der Tausch der Ringe ist nicht verpflichtend. Aber 95 Prozent der Brautleute machen es. Verpflichtend ist hingegen das Ja-Wort und der Eintrag ins Ehebuch.

BezirksRundschau: Auf was freuen Sie sich im Ruhestand am meisten?
Kirchmayr: Auf meine Hobbys. Skitouren gehen, Bergsteigen. Ich bin auch bei der Bergrettung Linz aktiv. Zudem besitze ich dreieinhalb Hektar Wald. Und dann wären da auch noch meine beiden Enkel – also langweilig wird mir sicher nicht.

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