Bürgerprotest
Gopperdinger kämpfen gegen Gemeindeprojekt
In Gopperding soll mitten im Wohngebiet ein Betriebsbaugebiet entstehen – Anrainer steigen auf Barrikaden.
ST. FLORIAN AM INN (ebd). Die im Gemeindebesitz befindliche, 4.000 Quadratmeter große Wohnanlage – bekannt unter dem Namen "Moarhaus" – soll verkauft werden. Einziger Bieter für das Areal soll ein ortsansässiger Unternehmer sein, der dort angeblich einen Lagerplatz errichten möchte. Bei der bevorstehenden Gemeinderatssitzung am 26. September soll der Verkauf beschlossen werden.
"Wir, die Anrainer, empfinden es als Skandal, dass unsere Gemeindevertreter mitten im Ortsgebiet aus einer Wohnanlage ein Betriebsbaugebiet machen wollen."
"Wir, die Anrainer, empfinden es als Skandal, dass unsere Gemeindevertreter mitten im Ortsgebiet aus einer Wohnanlage ein Betriebsbaugebiet machen wollen", erbost sich Hans Leidinger. Auch Rudolf und Marianne Hintermaier können es nicht fassen. Das Ehepaar lebt bereits seit über 40 Jahren in der Siedlung und sagt dazu: "Durch die Bahn und die umliegenden Betriebe ist unsere Lebensqualität ohnehin bereits eingeschränkt. Betriebszeiten werden bereits jetzt schon nicht eingehalten. Es wird sogar Samstagnachmittag und Sonntag gearbeitet. Wir wollen nicht, dass sich unsere Lebensqualität noch mehr verschlechtert." In dieselbe Kerbe schlagen auch die Nachbarn Johann Obermair und Patrick Radlwimmer: "Ein weiterer Gewerbebetrieb heißt noch mehr Lärm, Staub und Verkehr. Das ist ein Wahnsinn und das wollen wir nicht." Leidinger sieht sich von den Gemeindeverantwortlichen verhöhnt. "Von einer kleinen Gemeinde wie St. Florian erwarte ich mir schon, dass sie auf ihre Bürger schauen. Wir sind keine Querulanten. Es fühlt sich aber so an, als wolle man uns weg mobben. Hier werden die Interessen der Bürger mit Füßen getreten."
Ortschef gesprächsbereit
Am 23. September fand ein Gespräch zwischen den Gemeindevertretern und den Betroffenen statt. Dazu Bürgermeister Bernhard Brait: "Wir haben uns die Sorgen und Verunsicherung der Bürger angehört. Wir haben dafür ein gewisses Verständnis – auch wenn wir die Bedenken nicht unbedingt teilen. Wir werden nun bei der Gemeinderatssitzung darüber beraten, wie wir damit umgehen." Auf die Frage, ob es einen Beschluss geben wird, meinte Brait: "Das traue ich mir nicht zu sagen."
"Wir haben dafür ein gewisses Verständnis – auch wenn wir die Bedenken nicht unbedingt teilen."
Für FPÖ-Vizebürgermeister Harald Wintersteiger ist die ganze Sache ebenfalls noch nicht "gegessen", wie er zur BezirksRundschau sagt: "Ich verstehe die Anrainer zu hundert Prozent. Ich hätte mir aber gewünscht, dass sie viel früher zu uns gekommen wären. Dennoch denke ich, dass sich was machen lässt." Das sagt auch SPÖ-Fraktionsobmann Thomas Strauß: "Wir als SPÖ waren von Anfang an nicht dafür, dass der Platz gewerblich genutzt wird. Die Belastung für die Bürger ist dort ohnehin schon relativ groß. Uns wäre eine gemeindeeigene Nutzung lieber. Dann hätten wir es selbst in der Hand, wie die Beeinträchtigung für die Bürger aussehen würde", so Strauß. Nachsatz: "Da es nun Bedenken der Anrainer gibt, müssen diese auch berücksichtigt werden."
Bis Verfassungsgerichtshof?
Aufgeben werden die Anrainer auf keinen Fall, wie Leidinger sagt. So wird er noch vor der Gemeinderatssitzung eine Unterschriftenliste abgeben. Zudem kündigt er an: "Wir werden uns mit allen uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln gegen diese Umwidmung wehren – notfalls bis zum Verfassungsgerichtshof."
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