Viele Gründe
Holznachfrage geht durch die Decke

Franz Glas vom Sägewerk und Holzhandel Glas in St. Roman glaubt, dass der Zenit des Holzbooms noch bevorsteht. | Foto: Kunde
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Holzpreis ändert sich derzeit wöchentlich – Forstbesitzer freut es, doch Entwicklung sorgt auch für Turbulenzen.

BEZIRK. Der Holzpreis ist in den letzten Monaten rasant gestiegen. Die Gründe dafür sind komplex, meint Franz Glas vom gleichnamigen Sägewerk und Holzhandel in St. Roman. Dass ausländische Märkte wie China oder die USA österreichisches Holz derzeit absaugen, spiele definitiv eine Rolle. "Doch nur zu sagen: Amerika kauft uns leer – das greift zu kurz", betont er. Grundsätzlich zeigt sich nach dem Corona-Loch eine gewisse Überhitzung am Markt, meinen Branchenkenner. Der Bauboom schlägt sich auf die Rohstoffnachfrage und -preise nieder. Baufirmen füllen sich die Lager, da Holz derzeit jede Woche teurer wird. Hamsterkäufe – der Klopapier-Effekt nur mit Holz – treiben den Preis in die Höhe. Nach Jahren, in denen der Markt nach Sturm- und Käferschäden mit billigstem Holz überschwemmt wurde, ist nun das Holzangebot trotz höherer Nachfrage geringer.

Bei Holzbauern kommt Steigerung nicht im selben Maß an

Bei den Holzbauern kommt die Preissteigerung jedoch "nicht im selben Maß an", betont Christoph Schulz-Wulkow, Forstbesitzer aus Vichtenstein. Die Schere zwischen Rundholz- und Schnittholzpreis klafft seit Jahren auseinander, kritisiert er. Während verarbeitetes Holz (Schnittholz) teurer wurde, stagnierte der Preis für den frisch gefällten Baum (Rundholz) jahrzehntelang. Erst durch die höheren Preise in den letzten Monaten ist Rundholz de facto in etwa wieder so viel wert wie vor 40 Jahren, meint der Vichtensteiner.

"Rundholz wird nun endlich wieder kostendeckend – das ist eine gesunde Entwicklung, die sich weiter fortsetzen muss." Christoph Schulz-Wulkow, Forstbesitzer Vichtenstein

Auch für Gerhard Pretzl, Sägewerk-Inhaber aus Freinberg, hat die Preissteigerung ihre Berechtigung: "Holz war lange viel zu billig. Etwas, was 100 Jahre wächst, darf auch etwas kosten", betont Pretzl.

"Als Sägewerkbetreiber stehen wir in der Mitte der Kette. Wenn der Rohstoff teurer wird, wird es auch das Produkt – das kann und will sich irgendwann nicht mehr jeder leisten." Gerhard Pretzl, Sägewerkinhaber aus Freinberg

Der Zenit beim Holz-Boom sei noch nicht erreicht, so auch die Einschätzung von Franz Glas. Karl Niedermayer, Geschäftsführer der Holzbaufirma Weisshaidinger aus Taufkirchen an der Pram, befürchtet, dass "sich die Situation bis zum Winter zuspitzen wird, wenn die Regierung den Ausverkauf nicht unterbindet". Die Teuerung von teilweise bis zu 100 Prozent sei auch in Teilen ein „Abcashen seitens der Holzindustrie, da nur ein Bruchteil beim Waldbesitzer ankommt. Die Kleinsägewerke machen da zum Glück nicht mit." In der Krise haben noch mehr Menschen ihr Geld in die eigenen vier Wände investiert. Doch die Preisexplosion schreckt die ersten Bauherren ab: 

"Viele schieben nun ihre Bauvorhaben auf, da sie keine fixen Preise oder Angebote erhalten. In den letzten Jahren hat der Holzbau viel aufgeholt – durch die aktuelle Entwicklung dreht sich das leider wieder um." Karl Niedermayer, Geschäftsführer Weisshaidinger

Dass Waldbesitzer endlich wieder mehr für ihr Holz bekommen müssen, sehe jeder ein. "Doch im Moment ist es zu viel Steigerung in zu kurzer Zeit." Mit entsprechenden Turbulenzen an allen Teilen der Holzkette: Lieferzeiten von bis zu 6 Monaten oder Stornierung kurz vor Auslieferung sind jetzt Alltag.

Zur Sache:

Der Waldverband Oberösterreich hat rund 31.800 Mitglieder – davon etwa 2.500 Waldbesitzer aus dem Bezirk Schärding. "Die starke Holznachfrage ist erfreulich (...). Der Anspruch der Waldbesitzer ist, dass auch sie als Rohstofflieferanten davon entsprechend etwas abbekommen müssen. Die Rundholzpreise sind in diesem Jahr bereits deutlich um rund 35 Prozent gestiegen, liegen aber trotzdem erst im Niveau des zehnjährigen Durchschnittspreises für Sägerundholz", so Andreas Hofbauer, Geschäftsführer des Holzverbandes OÖ.

"Eine weltweit dynamisch gestiegene Nachfrage nach Holzprodukten aller Art und witterungsbedingte Verzögerungen (...) führen momentan – trotz des hohen Produktionsniveaus der Holzindustrie und rückläufigem Export – zu steigenden Preisen und längeren Lieferzeiten", so Carina Plachy, Fachvertretungsgeschäftsführerin Industrie der Wirtschaftskammer.

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