Schärding damals
Stadtarchivar Mario Puhane ist gefragter Mann
Das historische Gedächtnis der Stadt Schärding liegt im Stadtarchiv. Interesse daran zeigen viele. Wöchentlich erhält der Leiter Mario Puhane unterschiedlichste Anfragen.
SCHÄRDING. "Die meisten davon drehen sich rund um Familienforschung. Der zweite große Block sind Fragen zu schulischen Zwecken, wo Informationen für vorwissenschaftliche oder universitäre Arbeiten gebraucht werden", erzählt der ehrenamtlich tätige Stadtarchivar und fügt hinzu: "Es vergeht keine Woche, in der ich und mein Sohn, der auch im Archiv mithilft, nicht abends mal an den Regalen stehen und gezielt Anfragen abarbeiten."
Von Gerichtsprotokollen bis zu Fotos auf Glasplatten
Ein Besuch im Stadtarchiv Schärding ähnelt einer Zeitreise. Geschichtsinteressierte finden dort nicht nur alte Urkunden der Stadtgemeinde, Amtsbücher und Verwaltungsakten wie Gemeinderatsprotokolle oder Vormundschaftsbücher, sondern auch Sammlungen alter Zeitungen, Plakate, Karten und historische Fotos auf Glasplatten sowie jede Menge alter Bibeln. Da das Rathaus früher das Gericht beheimatete, stehen im Schärdinger Archiv auch alte Kirchenrechnungen aus den verschiedensten Gemeinden des Bezirks – die älteste aus dem Jahr 1609: das Besitzverzeichnis des Heiligen-Geist-Spitals Schärding, das im heutigen Stadthotel untergebracht war.
Besonders beliebt: Bürger- und Häuser-Buch
Besonders gefragt oder beliebt bei Besuchern sind das Bürger-Buch, die alte Lamprecht-Chronik sowie das Häuser-Buch. "Sie sind insbesondere für Ahnenforscher interessant. Für die Chronik muss man aber Fraktur können", sagt Puhane. Zu den ältesten Dokumenten im Archiv zählen als Urkunde die Abschrift des Stadtrechtprivilegs von 1316 und das Predigtenbuch von Johann von Eck aus dem Jahr 1531.
Damit die Bücher und Dokumente im Stadtarchiv möglich lange haltbar bleiben, müssen sie vor Licht und Feuchtigkeit geschützt werden. "Deshalb haben wir die Jalousien immer zu und heizen im Winter die Räumlichkeiten. Es soll immer 18 Grad und eine gleichbleibende Luftfeuchtigkeit haben", erklärt der Archivar. Welches Dokument im Archiv das teuerste ist, kann Puhane nicht beantworten: "Es sind alles Unikate, die man nicht kaufen kann. Die sind alle unbezahlbar."
Pläne zur Digitalisierung
Der Bestand des Stadtarchivs wächst außerdem stetig. "Wir erhalten immer wieder mal Neues, etwa durch Schenkungen, wenn jemand alte Fotos, Urkunden oder ähnliches findet und nicht wegschmeißen will. Das nehmen wir dann natürlich gerne", informiert Puhane. Für die nächsten Jahre stehen zudem Digitalisierungspläne auf der To-Do-Liste des Stadtarchivars. "Als ersten Schritt wollen wir das Häuser- und Bürgerbuch sowie die Chronik elektronisch verfügbar machen. Da ich nur ehrenamtlich arbeite und diese Arbeit zeitintensiv ist, wird das aber eine Weile dauern", so der Schärdinger.
Wer Interesse an einem Besuch des Stadtarchivs Schärding hat, vereinbart mit Mario Puhane einfach einen Termin per Mail: stadtarchiv@schaerding.ooe.gv.at Gelegenheit zum Durchstöbern gibt es auch beim Tag der Offenen Tür am 24. September 2023 von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
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