Caritas schlägt Alarm
Teuerungswelle lässt immer mehr Schärdinger verzweifeln

Caritas-Sozialberaterin Christine Oberndorfer hat viel zu tun. Immer mehr Schärdingern macht die Teuerungswelle schwer zu schaffen. | Foto: Caritas
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Durch die Preisexplosionen bei Strom, Miete und Essen suchen die Bürger im Bezirk verstärkt Hilfe.

BEZIRK SCHÄRDING. So suchen immer mehr Schärdinger Hilfe bei der Caritas-Sozialberatung, die alleine im ersten Quartal 115 Kontakte verzeichnete. Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum nur halb so viele. Am Ende waren es 2022 340 Kontakte. Hält der Trend an – und danach sieht es aus, werden die insgesamt 340 Beratungen 2022 bei Weitem übertroffen. Dabei zeigt sich, dass die Armut zunehmend weiblich ist. Bei knapp zwei Drittel der Hilfesuchenden handelte es sich 2022 um Frauen. "Aufgrund der Teuerungen haben wir 25 Prozent mehr Ausgaben", erläutert Oberndorfer. "Früher gaben wir für eine Woche einen Lebensmittelgutschein um 40 Euro aus. Jetzt braucht es 60 Euro, um den Bedarf für die Woche zu decken."

"Früher gaben wir für eine Woche einen Lebensmittelgutschein um 40 Euro aus. Jetzt braucht es 60 Euro, um den Bedarf für die Woche zu decken."

Hilfe suchten auch Mathilde und Karl H. (Name geändert), die mit ihren vier Kindern zur Miete wohnen. Karl geht arbeiten, Mathilde ist derzeit in Karenz. Durch die ländliche Wohnsituation sind sie auf ein Auto angewiesen. „Viele Arbeitsplätze sind im ländlichen Raum nicht öffentlich erreichbar“, weiß Oberndorfer. Die Spritpreise und vor allem die Energiekosten bringen die Familie immer stärker in Existenznot: Die Stromrechnung hat sich im Vorjahr um 200 Prozent erhöht und ist von 149 auf 482 Euro pro Monat gestiegen. Die Kosten fürs Heizen sind mit 249 Euro ebenfalls sehr hoch.

Akute Überbrückungshilfen

„Heuer haben sich im ersten Quartal alleine wegen der Energierechnungen schon 23 Personen aus dem Bezirk gemeldet, weil sie nicht mehr wissen, wie sie diese bezahlen sollen. Im Vorjahr war im selben Zeitraum nur eine Person hier", schildert die Caritas-Mitarbeiterin. Nachsatz: "In unseren Beratungen geht es immer öfter nicht mehr nur um eine akute Überbrückungshilfe in einer Krisensituation. Wir sehen, dass für immer mehr Menschen schlichtweg die Finanzierung des alltäglichen Lebens eine andauernde Krisensituation darstellt. Die derzeitige Situation belastet die Familien nicht nur finanziell, sondern psychisch. In vielen meiner letzten Vorsprachen saßen Menschen hier, die geweint haben und die sich schämen, dass sie bei mir in der Caritas Sozialberatung sitzen.“

Haussammlungen starten

Neben den finanziellen Problemen nimmt auch jener Anteil der Hilfesuchenden zu, die an körperlichen oder psychischen Erkrankungen leiden. „Ein Teil unserer Arbeit ist also immer auch, die Menschen wieder aufzubauen und ihnen Mut zu machen“, erklärt Oberndorfer. Die Sozialberaterin kann dank der Spenden als „Erste Hilfe“ in einer Notsituation Lebensmittel- und Bekleidungsgutscheine ausgeben oder Zuschüsse zu Energie oder Miete gewähren, damit Betroffene nicht auf der Straße landen. Ob jemand Anspruch auf die Caritas-Hilfe hat, wird zuvor anhand der Einkommens- und Ausgabensituation. Ziel ist, gemeinsam einen langfristigen Weg aus der finanziellen Krise zu finden. Die Caritas-Nothilfe in den Beratungsstellen funktioniert nur dank der Spenden, die großteils bei der Haussammlung eingenommen werden. Dieses Geld kommt ausschließlich der Hilfe für Menschen zugute und ermöglicht ein schnelles Handeln.

Zur Sache

Die Caritas Schärding hilft neben Lebensmittelgutscheinen, Zuschüssen für Strom und Heizung auch mittels beratenden Gesprächen, Lernunterstützung für sozial benachteiligte Schulkinder sowie mit Obdach, warmem Essen, Medikamenten und Kleidung für diejenigen, die auf der Straße leben. Die Hilfe für in Not geratene Bürger kann die Caritas nur dank Spenden leisten. Deshalb bittet die Caritas Schärding darum, die in den nächsten Wochen stattfindenden Haussammlungen, die durch ehrenamtliche Mitarbeiter aus den Pfarren durchgeführt werden, zu unterstützen.
Oberösterreichweit wurden 2022 13.292 Menschen in Not (inklusive Familienangehörige) in den 15 Caritas-Sozialberatungsstellen unterstützt. Das sind um zehn Prozent mehr Menschen als im Vorjahr. Gleichzeitig stiegen die Ausgaben wegen der Zunahme an Beratungssuchenden um über 25 Prozent.

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