Wolfsfund
"Wir haben verlernt, mit dem Wolf zu leben"

Experten gehen davon aus, dass es sich bei dem totgefahrenen Wolf aus Münzkirchen um einen Einzelfall handelt. Zudem ergab die DNA-Analyse, dass der Wolf aus Italien stammte und tatsächlich an den Folgen eines Unfalls gestorben ist.  | Foto: CarmenMonsees/panthermedia
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  • Experten gehen davon aus, dass es sich bei dem totgefahrenen Wolf aus Münzkirchen um einen Einzelfall handelt. Zudem ergab die DNA-Analyse, dass der Wolf aus Italien stammte und tatsächlich an den Folgen eines Unfalls gestorben ist.
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Der tot gefahrene Wolf in Münzkirchen erregt immer noch die Gemüter und sorgt für Diskussionen.

MÜNZKIRCHEN. Wie die Obduktion des toten Tieres mittlerweile zweifelsfrei ergeben hat, ist der Wolf infolge innerer Blutungen nach einem stumpfen Schlag verendet. Somit ist es weiterhin höchstwahrscheinlich, dass das Tier angefahren wurde. Zudem ergab die DNA-Analyse, dass der Wolf aus Italien stammt. 

"Gehen von Einzelfall aus"

Gottfried Diwold arbeitet in der Direktion für ländliche Entwicklung für das Land Oberösterreich und ist dort für das Wolf-Management zuständig. Die Stelle gibt es seit zwei Jahren. 2012 wurde bereits ein "Management-Plan Wolf" installiert, da Experten schon damit rechneten, dass sich Wölfe in Österreich wieder ansiedeln. Für den Fall eines Wolfsfundes oder -verdachtes, gibt es daher in jeder Region ausgebildete Ansprechpartner. "Damit überall binnen ein paar Stunden jemand verfügbar ist", erklärt Diwold. Für das Innviertel ist Amtstierarzt Josef Stöger aus Braunau. Bei dem Wolf in Münzkirchen handelte es sich nach Einschätzung von Diwold um ein männliches Individuum, dass alleine unterwegs war. 

"Mit spätestens zwei Jahren müssen männliche Jungtiere ihr Rudel verlassen, damit Inzucht vermieden wird. Dann legen sie auf der Suche nach Weibchen, Nahrung und einem neuen Biotop oft weite Strecken zurück – mitunter mehrere hundert Kilometer."  Gottfried Diwold, Wolfsbeauftragter Land OÖ

Dass es bereits ganze Rudel in der Gegend gibt, schließt Diwold aus. "Spätestens im Frühjahr gäbe es dann Jungtiere, damit steigt der Nahrungsbedarf – und das würde man schnell merken." Münzkirchens Bürgermeister Helmut Schopf geht ebenfalls von einem Einzelfall aus:

"Sollten sich Wölfe wieder in der Gegend ansiedeln, steht ihnen ein sehr begrenzter Lebensraum zur Verfügung. Aufgrund der Siedlungsdichte und der intensiven Landwirtschaft wird es dann sicher zu Problemen zwischen Mensch und Tier kommen."  Helmut Schopf, Bürgermeister Münzkirchen

Auch Münzkirchens Jagdleiter Albert Wallner sieht eine Wiederansiedlung des Wolfes kritisch: "Für die Jagd ist das sicher nicht optimal. Ein ausgewachsener Wolf braucht vier bis fünf Kilo Fleisch pro Tag – da wird es auf alle Fälle wieder unruhiger im Wald. Hühner und Schafe, die draußen gehalten werden, könnten zu leichter Beute werden", meint Wallner.


Kein Grund zur Panik

"Wir haben verlernt, mit dem Wolf zu leben, daher stellt eine Wiederansiedlung natürlich viel infrage", so Diwold. Grundsätzlich gibt es aber keinen Grund zur Panik. "Denn der Wolf ist zwar ein Räuber, aber von Natur aus scheu, nachtaktiv und flüchtet, wenn er einen Menschen sieht." Auch der Schärdinger Naturschutzbund will in Sachen Wolf Aufklärungsarbeit betreiben. Dazu Franz Kohlbauer: "

Der Wolf ist keine Bestie, aber auch kein Kuscheltier. Angst braucht man keine zu haben, Respekt schon. Der Wolf ist, was die Beute betrifft, ein Konkurrent der Jagd. Da das Wild bei dauernder Anwesenheit des Wolfes auch das Verhalten verändert, wird die Jagd dadurch mitunter auch erschwert. Erfahrungen aus Wolfsgebieten, wie etwa Sachsen in Deutschland, zeigen aber, dass längerfristig Wild- und Abschusszahlen relativ gleich bleiben" Franz Kohlbauer, Schärdinger Naturschutzbund

Die Chance, überhaupt einem Wolf zu begegnen, sei extrem gering. "Wenn es doch passiert, nicht davonlaufen, sondern rufen, Lärm machen oder die Jacke schwenken", rät der Naturschützer.
Für Kohlbauer ist aber klar: "Der Wolf ist wie jedes Lebewesen ein Teil der Natur und hat als solcher ein Lebensrecht …"

Zur Sache
Der Wolf ist EU-weit streng geschützt. In Oberösterreich laut Jagdgesetz ganzjährig. Laut Naturschutzbund kann der Wolf für die Landwirtschaft ohne Schutzmaßnahmen zur Herausforderung werden – etwa im Hinblick auf die Schaf- & Ziegenhaltung. Daher ist in Gebieten, in denen sich der Wolf dauerhaft niederlässt, Herdenschutz nötig. Durch geförderte Vorsorgemaßnahmen können Schäden an Weidetieren weitestgehend verhindert werden. Im Flachland etwa durch 120 Zentimeter hohe Elektrozäune. Auf die Kosten für den Herdenschutz soll die Landwirtschaft laut Naturschutzbund nicht sitzen bleiben. In Anbetracht der Tatsache, dass ein Teil der Agrarförderungen nicht an Landwirte geht, sondern außerhalb der Landwirtschaft landet, könne man hier eine Umverteilung diskutieren. Zudem werden die Herdenschutzmaßnahmen von der EU gefördert. Infos: naturschutzbund.at

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