Heilpädagogische Förderung
Otta ist eine tierische Therapeutin auf vier Beinen
Am Islandpferdehof Lichtegg bietet Magdalena Bauer heilpädagogische Förderung mit Pferd.
ANDORF. Stolz sitzt das kleine Mädchen auf dem Pferd. Es lacht. Während Magdalena Bauer die Isländerstute Otta durch die Halle führt, stellt sie der jungen Reiterin kleine Aufgaben oder erzählt eine Geschichte. So müssen kleine Figuren unter einem Kegel versteckt werden oder das Mädchen soll auf dem Pferd sitzend nach etwas greifen oder sich drehen. Der Kleinen macht die spielerische Therapiestunde sichtlich Spaß.
Am Andorfer Reiterhof Lichtegg bietet Magdalena Bauer heilpädagogische Förderung auf Islandpferden. Geeignet ist die Methode für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit motorischen Defiziten, seelischen, sozialen Entwicklungsstörungen oder Beeinträchtigungen. Schwere psychiatrische Fälle werden nur in Zusammenarbeit mit einem Psychologen übernommen.
"Es kommen Kinder ab drei Jahren, nach oben hin ist keine Grenze gesetzt. Ich hatte auch schon eine 85-jährige Demenzpatientin auf dem Pferd", so Bauer.
Dabei steht nicht das Reiten lernen im Vordergrund, sondern pädagogische und rehabilitative Maßnahmen, die über das Pferd umgesetzt werden können. Denn im Schritt ist der Gang des Pferdes der Bewegung des Menschen sehr ähnlich. Dadurch bekommt das Hirn Anreize, Muskulatur wird aufgebaut und die Körperspannung verbessert. Magdalena Bauer arbeitet für ihre Förderstunden interdisziplinär mit anderen Therapeuten zusammen und tauscht sich über die Klienten aus. Nicht immer steht das Reiten im Vordergrund – auch die Interaktion mit dem Tier oder Zeit in der Natur zu verbringen ist hilfreich. In vielen Fällen zeigen sich äußerst positive Effekte der Therapiestunde hoch zu Ross. Manchmal können sogar andere Therapiemethoden reduziert werden. 30 Einheiten pro Jahr werden vom Land Oberösterreich übernommen, wenn ein ärztliches Empfehlungsschreiben vorliegt und das Nettoeinkommen der Familie unter einer gewissen Grenze liegt.
Bauer schreibt für Fachzeitschrift "Mensch und Pferd"
Magdalena Bauer hat ein abgeschlossenes Grundstudium in Sozialpädagogik. Bei der Fachzeitschrift "Mensch und Pferd international" ist sie Co-Schriftleiterin und schreibt über die Beziehung zwischen Mensch und Pferd. "Wie sich therapeutisches Reiten genau auf den Menschen auswirkt, dafür gibt es leider noch zu wenig Belege. Wir möchten mehr wissenschaftliche Daten zu dieser Therapiemethode sammeln, um die Wirksamkeit belegen zu können", so Bauer. Nebenberuflich studiert sie derzeit auch noch Psychologie. "Es ist eine Zusatzausbildung. Was ich daraus genau mache, lasse ich offen", meint die 28-Jährige. Auch im normalen Reitschulbetrieb arbeitet sie als Reitlehrerin. Seit 2018 geht Lichtegg hier ebenfalls einen inklusiven Weg, indem es Reitern mit Beeinträchtigung – zum Beispiel blinden Menschen – ermöglicht, ihren Sport auszuüben.
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