Langlebehof Permakultur
"Genau in der Kleinteiligkeit liegt unser Vorteil"

Lukas und Martina Lang bauen auf 3.000 Quadratmetern Gemüse an und verkaufen Ernteanteile.
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Am Langlebehof Permakultur in Taufkirchen zeigt das Ehepaar Lang Gegenentwurf zu Monokultur.

TAUFKIRCHEN. Martina und Lukas Lang bauen auf dem Langlebenhof Permakultur viele verschiedene Gemüsearten an – und zwar bewusst auf nur 3.000 Quadratmetern.

Mit dem Langlebenhof Permakultur seid ihr in der Landwirtschaft tätig, aber nicht im klassischen Sinn. Wie ist es dazu gekommen?
Lukas: Wir wollten weg von unseren Bürojobs in der Großstadt und endlich eigenes Obst und Gemüse anbauen. Eine Ernährungsumstellung vor zehn Jahren hat den Stein ins Rollen gebracht, der Wunsch nach Selbstversorgung wurde immer größer. Jetzt sind wir glücklich, dass wir eine sinnvolle Tätigkeit gefunden haben, die uns erfüllt und von der auch unser Umfeld profitiert.

Seit wann betreibt ihr den Hof und was ist das Konzept dahinter?


Martina: Die erste größere Pflanzaktion haben wir 2019 gestartet – das waren an die 200 verschiedenen Obstbäume, mit denen wir den Perma-Garten ins Leben gerufen haben.
2020 war der Infrastruktur gewidmet: Folientunnel, Gewächshaus für Jungpflanzenanzucht, Gemüsewaschstation und Beetdesign ließen keine Langeweile aufkommen. Diese Saison starten wir mit unserer Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi). Familien der Region begleiten uns eine Saison lang und beziehen wahlweise einen kleinen oder einen großen Ernteanteil, den sie in Form von bunten Gemüsekisten jeden Freitagnachmittag bei uns am Hof abholen.

Mit welchen Herausforderungen ist man konfrontiert, wenn man nicht die klassische Agrarschiene bedient – was sind die Vorteile?
Lukas: Man wird nicht ernst genommen, dafür ist unsere Fläche zu klein. Gemüseanbau auf knapp 3.000 Quadratmetern – das kostet die Landwirtschaftskammer und hiesigen Landwirte nur ein Lächeln. Aber genau darin liegt der Vorteil: die Kleinstrukturiertheit. Wir müssen nicht hektarweise Radieschen anbauen, um eine Radieschen-Erntemaschine im Wert von 200.000 Euro abzubezahlen. Wir bauen nur soviel Radieschen an, wie wir für die Gemüsekisten benötigen und wenden uns dann wieder anderen Gemüsearten zu. Diese Vielfalt macht doch viel mehr Spaß als Monokulturen. Zudem verzichten in Bedacht auf die Bodengesundheit aufs Pflügen. Unsere Lebensmittel heben sich in Geschmack und Nährstoffgehalt von der Masse ab. Wir legen den Fokus auf Qualität, nicht Quantität. Die Handarbeit und hochwertigen Bio-Kompostbeete, das samenfeste Bio-Saatgut und die Bio-Anzuchterde: Das alles ist es, was unser Gemüse ausmacht.

Wie sieht für euch ein typischer Arbeitstag aus?


Martina: Wir haben keinen "typischen” Arbeitstag, denn die Aufgaben auf dem Hof sind so vielseitig und abwechslungsreich, da gleicht kein Tag dem anderen. Von der Jungpflanzenanzucht über Beikrautregulierung, Pflanzenpflege, Ernte- und Waschtätigkeiten bis hin zu Marketing und Verkauf machen wir alles selbst. Man muss schon Organisationstalent besitzen, um alles unter einen Hut zu bringen.

Ihr bezeichnet Vielfalt statt Einfalt als euer Motto.
Lukas: Wir bieten ein breites Spektrum an Gemüsearten und Sorten – je bunter, desto besser. Wir müssen uns nicht nach den Kriterien der Transportfähigkeit einschränken wie im üblichen Lebensmittelhandel. Vielmehr zählen Geschmack, Form und Farbe von Gemüse und Obst. Denn die Vielfalt am Teller hängt von der Vielfalt am Feld ab. Bei beidem wollen wir und unsere Kunden Farben sehen. Eine möglichst große Artenvielfalt in unserem Garten zu generieren, nicht nur an Gemüse, sondern auch Blumen, Sträuchern und Wildtieren, ist uns sehr wichtig.

Bei euch kann man eine Art Abo auf ein Gemüsekisterl abschließen – wie funktioniert das?
Martina: Wir bieten einen ganzen Ernteanteil, also ein großes Gemüsekisterl, für Familien an ebenso wie einen halben Ernteanteil, der einem kleinen Gemüsekisterl entspricht, für eine Person. Die Kisterl werden 22 Wochen lang von unseren Ernteteilern jeden Freitagnachmittag bei uns am Hof abgeholt. Startschuss fällt am 4. Juni mit unserem Saisonauftakt für SoLaWi-Mitglieder.  Außerdem verkaufen wir unsere Produkte auch am Wochenmarkt sowie Bauernmarkt Schärding.

Trotzdem traut ihr euch auch an exotischere Gemüse- oder Obstsorten wie eine Kürbissorte aus Thailand – wie passt das in euer Konzept?
Lukas: Wir lieben es zu experimentieren und neue Pflanzen anzubauen, aber das sind natürlich die Ausnahmen. Der Großteil unserer Pflanzen sind standortangepasst. Unser gärtnerischer Schwerpunkt liegt auf dem Anbau von Blattgemüse (Spinat, Mangold, Salat,...), Wurzelgemüse (Karotten, Rote Beete, Sellerie,...) und vor allem Fruchtgemüse (Tomaten, Gurken, Paprika,...). Wir kultivieren je nach Saison eine Vielfalt an Sorten und Raritäten, darunter viele in Vergessenheit geratenen Gemüse und auch wenig Bekanntes, aber natürlich auch alle Gemüseklassiker von A bis Z.

Habt ihr für Leute, die Gemüse selbst anbauen wollen und mal eine neue Sorte abseits der Klassiker ausprobieren wollen einen Tipp?
Martina: Den Federkohl “Red Russian” können wir wärmstens empfehlen. Der sieht nicht nur hübsch aus mit seinen gezahnten Blättern und roten Adern, im Vergleich zu anderen Grünkohlsorten ist das Blatt zarter und süßer. Er kann bereits nach 30 Tagen jung geerntet oder im Beet belassen und später, wenn er ausgereift ist, nach Bedarf geschnitten werden. Ist supergesund und köstlich.

Gibt es irgendwelche näheren oder ferneren Zukunftspläne für euren Permakultur-Hof?
Lukas: Wir möchten noch viel mehr Blumen und Sträucher in unseren Garten integrieren und regelmäßig Gartenführungen anbieten. Denn wir setzen uns ein für eine enkeltaugliche und lebenswerte Zukunft und hoffen, dass sich viele andere Betriebe zu einem nachhaltigem Wirtschaften inspirieren lassen.

Näherer Infos gibt es auf www.langlebenhof.at

Lukas und Martina Lang bauen auf 3.000 Quadratmetern Gemüse an und verkaufen Ernteanteile.
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Foto: Cityfoto
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