Interview

Seit Corona schult Renate Reisinger Deichmann-Lehrlinge virtuell

Renate Reisinger hält interne Workshops für Deichmann-Lehrlinge. Seit Corona finden diese als Webinare statt – das hat auch Vorteile, findet die St. Marienkirchnerin.  

ST. MARIENKIRCHEN BEI SCHÄRDING (bich). Im Interview erzählt Reisinger, die selbst 18 Jahre die Deichmann-Filiale in Schärding geleitet und dabei viele Lehrlinge ausgebildet hat, wie Corona ihren Arbeitsalltag und den der Lehrlinge verändert hat und was sie an ihrer Arbeit so bereichernd findet.

Sie sind interne Trainerin bei Deichmann und bilden Deichmann-Lehrlinge aus ganz Österreich aus. Was genau lernen die Jugendlichen bei Ihnen?
Renate Reisinger: Die dreijährige Ausbildung der Lehrlinge liegt in der Hauptverantwortung der Lehrlingsausbildner in den Filialen und der Berufsschulen. Meine Trainings und Workshops finden in Gruppen zusätzlich in verschiedenen Seminarorten und per eLearning statt. In Summe beschäftigen wir ca. 180 Lehrlinge.

Wann starten die Lehrlinge mit den internen Trainings?
Die Lehrlinge starteten dieses Jahr überwiegend im August österreichweit in den Filialen. Mitte August fand das gemeinsame Starter-Training statt, das dieses Jahr virtuell abgehalten wurde. Für uns und für die Jugendlichen eine neue Art das Unternehmen kennenzulernen, sich auszutauschen und Informationen über die Ausbildung und die Berufsschule zu erhalten.
Im ersten und zweiten Lehrjahr liegen die Schwerpunkte der Schulungen bei Kundenservice und Warenkunde wie Schuhe, Füße, Material und so weiter. Die Lehrlinge bekommen dadurch vertiefendes Wissen, das ihnen in der Kundenbetreuung helfen soll. Im dritten Lehrjahr geht's dann schon in Richtung Lehrabschlussprüfung (LAP). Vorbereitung zur Prüfung, Aufbereitung der Themen, Übungen zum Ablauf der LAP, Präsentationen und Umgang mit Prüfungsangst stehen im Fokus.

Wie lange sind Sie schon interne Trainerin und wie kamen Sie zu dem Job?
Als "Interne Trainerin" bin ich seit Jänner 2018 tätig. Im Unternehmen bin ich seit dem Jahr 2000 und hatte die Leitung der Filiale in Schärding. In diesen 18 Jahren habe ich selber einige Lehrlinge ausgebildet und auch sehr gerne mit den Jugendlichen zusammengearbeitet.
Schulungen abhalten, mein eigenes Wissen weiterzugeben, Mitarbeiter und angehende Filialleiter auszubilden, war schon immer eine Leidenschaft, die im Unternehmen sehr geschätzt wurde. Den Job als Trainer nun hauptberuflich ausüben zu dürfen, macht mich sehr stolz.

Können Sie ungefähr sagen, wie viele Lehrlinge Sie schon in Ihren Trainings hatten?
Pro Jahr beginnen etwa 50 bis 70 Lehrlinge bei Deichmann und MyShoes, und wir begleiten sie die drei Jahre.

Inwieweit hat Corona Ihre Arbeit verändert?
Die Veränderung war von einem Tag auf den anderen. Ich hielt das letzte Training am 13. März 2020 in Salzburg und ab Montag war dann alles anders. Unsere HR-Abteilung in Wien, in der ich tätig bin, war im Vorfeld gut vorbereitet und die Umstellung auf Homeoffice ging relativ reibungslos. Im Trainingsbereich wurden die Präsenztraining bis auf weiteres abgesagt, und wir begannen sofort mit der Erstellung von eLearnings und Vorbereitung auf Webinare.

Lehr-Konferenzen per Video – welche Vorteile, welche Nachteile bringen sie?
Hätten Sie mich dies vor einen Jahr gefragt, wäre es für mich nicht vorstellbar gewesen. Aber Corona zeigt uns andere Wege im Trainingsbereich, die nicht nur negativ sind. Die aufwendige Anreise zum Seminarort und die Übernachtung der Jugendlichen fällt weg, sie besuchen das Webinar chillig von zu Hause und arbeiten trotzdem fleißig mit. Die Webinare stehen dann auch als Download komprimiert zur Verfügung und die Teilnehmer können sich den einen oder anderen Punkt, Gastredner oder Erklärung nochmals in Ruhen ansehen. Weiters sind die eLearning-Module zum Selbststudium und zum Nachlesen immer einsatzbereit. Ein Nachteil ist natürlich der fehlende, direkte soziale Kontakt.

Gab’s während Video-Kursen auch schon mal witzige Hopalas?
Eine witzige Situation beim Starter-Training war die Mutter einer Teilnehmerin. Irgendwie war die Stummschaltung nicht dauerhaft, und es war ein paar Mal nur die Stimme der Mama aus der Küche im Webinar präsent, die laut mit ihrer Tochter, also der Teilnehmerin, schimpfte. Die Teilnehmerin checkte aber lange nicht, dass es um sie ging. Das war echt ein Lacher für alle.

Was ist das Schöne an der Arbeit mit Lehrlingen? 
Ich finde es toll, die Lehrlinge in der Entwicklung im Unternehmen zu begleiten und dass sich viele von der kleinen schüchternen Raupe zum wunderbaren Schmetterling entwickeln. Für die sehr talentierten Lehrlinge geht der Weg im Unternehmen mit einer intensiven Ausbildung weiter. Die jungen Persönlichkeiten treten im Idealfall nach rund zwei Jahren in die Fußstapfen von Filialleitungen und leiten dann selbst eine Filiale. Dort bilden sie dann selber Lehrlinge aus und die nächste Generation sitzt bei mir im Training.

Wird das Distance Learning bei Deichmann auch nach Corona Thema bleiben?
Mit einem Trainings-Konzept, welches auf dem "Blended Learning Ansatz" basiert, verbinden wir Online-Trainings mit klassischen Präsenzmethoden. Diesen Weg wollen wir weiter gehen und ausbauen. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass die Lehrlinge das notwendige Basiswissen erwerben und wir ihre Gesundheit bestmöglich schützen.