Was passiert eigentlich mit dem Müll aus dem Bezirk Schärding?

Walter Köstlinger und Roland Wohlmuth vom Bezirksabfallverband Schärding wissen um die "Mythen" der Mülltrennung.
  • Walter Köstlinger und Roland Wohlmuth vom Bezirksabfallverband Schärding wissen um die "Mythen" der Mülltrennung.
  • hochgeladen von Kathrin Schwendinger

BEZIRK SCHÄRDING (ska). "Den Müll zu trennen, bringt doch eh nix. Am Ende wird er sowieso wieder zusammen geschmissen." Wer hat über dieses Thema nicht schon oft daheim am Mittagstisch diskutiert? Aber stimmt das? Wo landet der tatsächlich, was wir in die Altpapiertonne, zum Restmüll und in den Gelben Sack werfen?

"Dass der Müll zusammen geschmissen wird, fällt eindeutig unter die Kategorie Fake-News", sagt Walter Köstlinger. Der Geschäftsführer des Bezirksabfallverbandes Schärding ist sich bewusst, dass bezüglich Recycling immer noch viele Mythen und Gerüchte im Umlauf sind. Diese aufzuklären, ist ihm ein großes Anliegen. "Irgendwann sollte das Mülltrennen so selbstverständlich sein, wie Radfahren", sagt er.

Die Gerüchte beginnen schon bei der Müllabfuhr, weiß Köstlinger. "Nur weil alles mit dem selben Müllauto abgeholt wird, heißt das nicht, dass alles auf einen Haufen kommt", berichtet der Experte. Im Bezirk Schärding sind vier Unternehmen mit der Müllabfuhr beauftragt, die jeweils für verschiedene Bereiche zuständig sind (unten mehr dazu). Den größten Bereich mit rund 20 Gemeinden deckt die Firma Gangl aus Brunnenthal ab. Dort befindet sich auch einer der beiden Umschlagplätze der Müllabfuhr. Also jener Platz, an dem der Müll für den Weitertransport vorbereitet wird.

In Hörsching wird der Inhalt des Gelben Sacks händisch sortiert

Die Gelben Säcke werden zuhause abgeholt, zunächst zum Umschlagplatz nach Brunnenthal und dann zur Sortieranlage nach Hörsching bei Linz gebracht, wie Köstlinger erklärt. Dort werden sie aufgerissen und nachsortiert. "Als erstes mithilfe modernster Technik und dann händisch von bis zu 15 Leuten." Herausgenommen werden etwa PET-Flaschen, Tetrapack, Joghurtbecher und Folien. PET-Flaschen etwa gehen zur Firma Krutschitz in Kärnten, wo sie für die Wiederverarbeitung vorbereitet werden. "Folien, wie etwa Tragetaschen, werden bei der Firma WKR in Wels granuliert. Als sogenannte Linsen dienen sie zur Herstellung von Restabfallsäcken und Gelben Säcken und kommen so wieder zum Haushalt zurück", beschreibt der BAV-Experte. Der Rest aus dem Gelben Sack wird in industriellen Anlagen als Ersatzbrennstoff statt Öl verwendet.

"So praktisch der Gelbe Sack auch ist", sagt Köstlinger, "besser wäre es, Plastik direkt ins Altstoffsammelzentrum zu bringen." Denn: "Dann wird noch vor Ort sortiert, es gehen nur zehn Prozent in die Verbrennung und der Erlös bleibt im Bezirk", erklärt er. Denn für die Verpackungssammlung erhält der BAV Geld, das für die Müllentsorgung verwendet wird und sich so auf die Müllgebühr auswirkt

Der Restmüll wird in Wels verbrannt

Und wie steht's um den Restmüll? "Dieser wird bei den Umschlagplätzen verdichtet und dann abtransportiert zur WAV – die Welser Abfall Verwertung, die von der Energie AG betrieben wird", beschreibt Köstlinger. Die WAV diene vorwiegend zur "Inertisierung des Mülls". Heißt: "Hauptzweck ist die Verbrennung, nicht die Energieerzeugung", erklärt Köstlinger. "Aber die Abwärme wird dennoch in der Anlage selbst und im Fernwärmenetz Wels als Energie genutzt."

Was nach dem Verbrennen übrig bleibt, ist Schlacke. "Und diese wird in Deponien abgelagert – ganz ohne Probleme für unsere Enkerl", ergänzt Köstlinger. Der giftige Teil dieses verbrannten Restmülls ist der Filterkuchen aus der Abgaswäsche. "Bei einer Tonne Restmüll bleiben 2,5 Kilogramm Filterkuchen übrig", erklärt der Müllexperte. "Und dieser wird in einem ehemaligen Salzstilen unter Tage sicher deponiert."

Altpapier wird bis zu sechs Mal wiederverwendet

Altpapier aus der Tonne wird zur Firma UPM nach Steyrermühl im Bezirk Vöcklabruck gebracht. Im Unternehmen, das Zeitungspapier produziert, wird das Altpapier sortiert. Herausgenommen wird in erster Linie Karton, denn dieser muss in einer eigenen Fabrik verarbeitet werden.

Das Papier wird ausgeschwemmt und mit neuen Fasern versetzt. Bis zu sechs Mal kann es so wieder verwendet werden. Jener Teil, der irgendwann nicht mehr recycelt werden kann, wird etwa in Steyrermühl zur Energiegewinnung genutzt.

Glas: Zu 100 Prozent recyclebar

Glas ist laut Köstlinger der einzige Verpackungsstoff, der zu 100 Prozent recycelt werden kann. "Es lässt sich gar nicht nachvollziehen, wie oft das Glas, aus dem wir trinken, bereits verwendet wurde", macht er anschaulich. Glas wird zuhause nicht abgeholt, sondern sollte in die Container in der Gemeinde geworfen oder ins ASZ gebracht werden. "Dabei ist es absolut wichtig, bunt von weiß zu trennen", sagt Köstlinger. "Denn eine grüne Flasche färbt beim Einschmelzen 500 Kilogramm Weißglas." Transportiert wird das Glas von der Firma Weizinger in Steyr zur Firma Vetropak in Kremsmünster, wo es wiederverwertet wird.

Aufgepasst beim Glas: Bleiglas und sogenanntes Glaskochgeschirr, wie Pfannen- und Kochtopfdeckel, dürfen nicht zu den Glasverpackungen gelangen. Dieses hat einen anderen Schmelzpunkt und kann nicht mehr recycelt werden. "Einfach beim ASZ melden", rät er.

Gewerbemüll: Alles in einen Container

Was Gewerbemüll betrifft, so gibt es die Möglichkeit, diesen in einem Container zu sammeln und anschließend sortieren zu lassen. "Firmen zahlen dafür", erklärt Köstlinger, "etwa, weil sie keinen Platz haben, um selbst zu trennen oder weil die Zeit dafür fehlt." Das sei aber ökologisch nicht sinnvoll und am Ende auch teurer.

Zur Sache: Daten & Fakten zum Müllaufkommen im Bezirk Schärding

Restabfall ist mit 4.720 Tonnen die größte Fraktion, die direkt bei den Haushalten abgeholt wird – und jene, die die meisten Kosten verursacht. Transport und Entsorgung einer Tonne Restabfall "verschlingt" rund 290 Euro.

Jeder Einwohner des Bezirks Schärding produzierte 2017 im Durchschnitt 82,21 Kilogramm Restmüll. Diese Menge ist in einem Jahr um 0,83 Kilogramm gestiegen, was laut Walter Köstlinger im normalen Schwankungsbereich liegt.

Die Papiertonne entspricht mit einer Sammelmenge von 3.131 Tonnen etwa zehn Prozent der gesamten kommunalen Sammelmenge im Bezirk Schärding.

Der Gelbe Sack ist mit 1.125 Tonnen wieder leicht gefallen. Damit die finanziellen Erlöse aus Kunststoffverpackungen im Bezirk bleiben, bittet der BAV darum, diese in die ASZ zu bringen.

Müllabfuhr: Im Bezirk Schärding sind vier Unternehmen mit der Müllabfuhr beauftragt: Gangl aus Brunnenthal, Ortner aus St. Willibald, Glas aus Münzkirchen und Gradinger aus Ort im Innkreis.

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Foto: Cityfoto
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