Der Generationenvertrag - oder zocken die Alten die Jungen ab

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Zu einem interessanten Vortrag zu dieser Frage konnte der Präsident des Rotary Clubs Zillertal, Gerhard Moser, Univ Prof Dr Andreas Khol, den langjährigen Klubobmann der ÖVP im Parlament, 1.Nationalratspräsidenten und als Bundesobmann des ÖVP Seniorenbundes profunder Kenner der Pensionsregelung, sowie Univ Lektor Mag Dr Johannes Außerladscheiter, Konsulent für internationale Wirtschaftspolitik in der Europäischen Union, im Hotel „Neuhaus“ zu einem Kamingespräch mit Diskussion begrüßen und willkommen heißen.

Gleich zu Beginn seines Vortrages verwies Dr Khol auf die Tatsache, dass nicht „Alt“ gegen „Jung“ das Thema sei, sondern aus verschiedenen Gründen nicht erwerbstätige Junge ein großes Problem darstellen würden. Vor etwa 10 Jahren sei von der Politik das Frühpensionssystem eingeführt worden, womit es im gesamten Pensionsspektrum zu einer großen Belastung für den Steuerzahler kam. Die Leute würden heutzutage durch den enormen Fortschritt der medizinischen Behandlung älter und aktiver, fühlen sich gesünder als noch vor 30 bis 40 Jahren und es habe noch nie eine so aktive ältere Generation gegeben wie heute, so Dr Khol. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts überhaupt ein Gesamtsystem hinsichtlich einer Altersversorgung eingeführt worden sei, hätten nur ¼ der Pensionsbezieher diese erlebt. Ganz eindeutig ergaben Berechnungen, dass z.Bsp im Jahre 1970 die Menschen im Durchschnitt nur etwa sieben Jahre lang ihre Pension genießen konnten. Heute würden Frauen, die mit 60 Jahren in den Ruhestand gehen, ihre Pension ca 25 Jahre lang erleben. Bei Männern sei das etwas kürzer, nämlich ca 22 bis 23 Jahre.

Pension sei auch nicht gleich Pension, meint Dr Khol. Der Löwenanteil von ca 80 % der Pensionsbezieher sei im Bereich des ASVG, also der Arbeiter und Angestellten angesiedelt. Hier schieße der Staat etwa 8 % der Pensionsleistung zu. Große Zuschüsse von ca 60 %, die der Steuerzahler leisten müsse, gäbe es für den Bereich der Landwirtschaft, wobei hier der so genannte Einheitswert eine Rolle spielen würde. Im Gewerbe würde sich der Staatszuschuss für die Pensionen bei ca 40 % bewegen.

Ein großes Problem für künftige Pensionsleistungen würde auch die von der Politik beschlossene Hacklerregelung darstellen meint Dr Khol. Er sei der festen Meinung, dass kein Weg daran vorbeiführe, das mögliche Pensionsatrittsalter von 58 Jahre auf 62 Jahre zu erhöhen und die Hacklerregelung 2013 ersatzlos zu streichen. Das allein ergäbe eine Einsparungssumme von rund 5 Milliarden €uro.

Auch die so genannten Pensionsprivilegien verschiedener Berufsgruppen wurden aus dem Publikum angesprochen. Hier müssten z.Bsp die ÖBB, die Österreichische Nationalbank, die Gemeinde Wien und manche Bundesländer danach trachten, ihr Pensionssystem altersmäßig nach oben anzupassen. Derzeit sei es so, dass z.Bsp vier von zehn Beamten und nicht wenige Bauern mit der Hacklerregelung in Pension gehen würden.

Wir leiden eher an einer „Unterjüngung“, meinte Dr Khol. Das liege nicht so sehr am Problem der demografischen Entwicklung, sondern daran, dass junge Familien keine Kinder haben und 1/3 der Menschen wegen körperlicher Gebrechen, aber auch Alkohol-und Drogenkonsum, nicht mehr arbeiten könnten und viele Arbeitnehmer z.Bsp durch Mobbing aus den Betrieb gedrängt würden. Die Erwerbsquote der Frauen liege derzeit bei ca 62 bis 63 %.

Beschäftigung sei sinnstiftend und erhöhe die Lebenserwartung. Etwa 50 % der Krankheitsgründe für eine vorzeitige Pensionierung seien auf psychische Probleme und auf die berühmten "Kreuzschmerzen" zurückzuführen, meinte Dr Khol.

Die zukünftige Regelung eines Pensionssystemes sei politisch sehr heikel anzupacken. 50 % des Wählervolkes in Österreich stellen die Pensionisten und niemand wolle sich gerne etwas wegnehmen lassen. Deshalb sei es auch schwer, politisch über die Pensionisten „drüberzufahren“. Er, Khol vertrete in allen Fragen der älteren Generation etwa 310.000 Menschen in Österreich und sein Gegenüber von der SPÖ Karl Blecha vertrete 370.000 Pensionisten. Bei diversen Sitzungen seien manchmal auch starke Worte gefragt und er „haue“ sich für seine Klientel voll hinein.

Nach seinem Referat stand der Österreichische Obmann des Seniorenbundes noch für zahlreiche private Gespräche zur Verfügung. Alles in allem, eine hochinteressante Veranstaltung des an Jahren noch relativ jungen Rotaryclubs Zillertal, nämlich gegründet 2006.

Wo: Hotel Neuhaus, 6290 Mayrhofen auf Karte anzeigen
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