Vater: „Nicht ohne meine Kinder!“

Derzeit arbeiten die Koalitionspartner an einem neuen Gesetzesentwurf in Bezug auf das Sorgerecht. | Foto: Masser/vaterverbot.at
3Bilder
  • Derzeit arbeiten die Koalitionspartner an einem neuen Gesetzesentwurf in Bezug auf das Sorgerecht.
  • Foto: Masser/vaterverbot.at
  • hochgeladen von Barbara Schießling

Streit um das Sorgerecht - Eltern kämpfen, die Kinder leiden und das Gericht entscheidet. Väter werden dabei, bis auf die Alimente, links liegen gelassen. Dass dabei oft nicht zugunsten des Kindes, sondern der Mutter entschieden wird, wissen betroffene Väter. Im Verein „vaterverbot.at“ haben sie sich formiert. Im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN sprechen sie über ihre Erfahrungen.

BEZIRK (bs). Einmal im Monat darf Werner Schneider (Name geändert) seine zwei Söhne im Alter von 10 und 12 Jahren übers Wochenende zu sich nehmen.

„Kurz nachdem meine Ex-Freundin ausgezogen ist und dabei die Kinder mitnahm, brach sie ihr Versprechen und verbot mir den Umgang mit unseren Kindern“, schildert der Vater.

Drei Monate durfte er sie nicht sehen. Er stellte einen Obsorgeantrag, der zur Gänze vom Gericht abgelehnt wurde. Schneider: „Im Laufe des Verfahrens war eine Gutachterin bei mir und sagte, dass die Kinder ein sehr gutes Vertrauensverhältnis zu mir haben.“ Trotzdem wurde das alleinige Sorgerecht der Mutter zugesprochen.

„Die Verhältnisse bei ihr wurden vom Gericht nicht eruiert. Meine Söhne neigen mittlerweile zum Übergewicht und bildungsmäßig werden sie links liegen gelassen. Der Jüngere hätte beinahe die erste Volksschulklasse wiederholen müssen, jetzt in der vierten Klasse ist es so weit“, erzählt der Vater, bedrückt über diese Tatsachen.

Fehler im Rechtssystem?
Das Besuchsrecht wurde zwar erhöht, aber nur minimal. Nicht mal ein psychologisches Gutachten konnte ihm helfen. „Die Beziehung zwischen RichterIn und GutachterIn ist meist sehr gut und deshalb fällt die Beurteilung im Sinne des Richters aus. Klarerweise, sonst würden Gutachter ja keine Aufträge mehr erhalten“, kommentiert Schneider seine Sicht der Dinge.

Er schiebt die Schuld auf das Rechtssystem: „Es wird alles ignoriert. Österreichweit spielt sich ein ähnliches Szenario ab. Wahrscheinlich gibt es Normen, wie Richter sich in solchen Fällen verhalten und entscheiden sollen, da sie nicht auf den Einzelfall eingehen“, so Schneider.

„Mir sind einige Fälle bekannt, in denen Väter gegen massivste Widerstände bei Gericht kämpfen mussten, um das Sorge- bzw. Besuchsrecht für ihre Kinder zu erhalten. Obwohl diese Väter, meiner Einschätzung als Psychologin nach, alle Voraussetzungen erfüllten“, schildert eine Psychologin aus dem Bezirk, die anonym bleiben möchte. (Name der Redaktion bekannt, Anm.).

Niemand vertritt Interessen
„In Österreich fehlt eine Lobby, die die Interessen und Belange in dieser Hinsicht vertritt“, räumt Ferdinand Gruber (Name geändert) ein. Seit drei Jahren ist er alleinerziehender Vater seines 15-jährigen Sohnes. Aber auch Gruber lernte die Härte der Justiz kennen. Einige Monate wurde auch ihm das Besuchsrecht auf das Mindeste gekürzt. „Man ist machtlos. Die Ohnmacht überfällt einen, wenn man sein Kind nicht mehr sehen darf“, erinnert sich Ferdinand Gruber.

Das Sorgerecht bekam er nicht von Seiten des Gerichts zugesprochen, sondern zuerst von seiner Ex-Frau. „Damals ging es ihr relativ schlecht. Sie brauchte Zeit für sich selbst, also habe ich den Jungen zu mir geholt. Mittlerweile besucht er sie fast jedes Wochenende“, erklärt Gruber. Dass man nicht innerhalb einer Sekunde zum Superman-Vater wird, weiß auch er: „Ich bin in die Rolle reingewachsen und bin es gerne. Anstatt der Arbeit habe ich mich zwei Jahre meinem Sohn gewidmet.“ Gründe, warum Vätern so viele Steine in den Weg gelegt werden, liegen laut Gruber im Rechtssystem. „Die Gesetzeslage in dieser Hinsicht ist in Österreich auf dem Stand der Dritten Welt. Es ist altertümlich“, beschreibt F. Gruber seine Erfahrung.

Kehrseite der Medaille
„Nicht nur Väter kommen zu unseren Treffen, sondern auch Mütter. Diese stehen jedoch vor dem Problem, dass sich die Väter nicht genügend um ihre Kinder kümmern. Wir versuchen dann zu vermitteln und den Männern klar zu machen, dass sie eine Pflicht gegenüber ihrem Nachwuchs haben“, erklärt Matthäus Beihammer von vaterverbot.at. Ziel des Vereins ist es, das Recht des Kindes auf Vater und Mutter durchzusetzen - durch Information der Entscheidungsträger als auch durch Aufklärung der Eltern.

Auf Nachfrage der BEZIRKSBLÄTTER gab es keine offizielle Stellungnahme vom Oberlandesgericht Innsbruck zur Diskussion um die Rechtslage in Fällen von Sorgerechtsstreitigkeiten in Österreich.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

1 Kommentar

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:
UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Schwaz auf MeinBezirk.at/Schwaz

Neuigkeiten aus Schwaz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksBlätter Schwaz auf Facebook: MeinBezirk.at/Schwaz - BezirksBlätter

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Schwaz und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.