„Wir haben hier niemandem etwas getan!“
Sprayerattacke auf türkisch-islamischen Verein in Schwaz lässt Wogen hochgehen – Polizei geht von einem Lausbubenstreich aus
Vergangene Woche sorgte eine Sprayerattacke auf ein türkisches Vereinshaus in Schwaz für Aufsehen. Drei bisher unbekannte Täter beschmierten die Wände des so genannten ATIB mit ausländerfeindlichen und rassistischen Sprüchen. Die Mitglieder des Vereins sind schockiert und verurteilen die Schmieraktion scharf – sind jedoch überzeugt, dass es sich nur um ein kleine Gruppe fehlgeleiteter Jugendlicher handeln kann.
SCHWAZ (fh). Der Verein ATIB besteht in Schwaz seit 1986, zählt gut 200 Mitglieder und bis dato hatte man bis auf einige kaputte Fensterscheiben eigentlich keine gröberen Probleme in Schwaz. Mit der kürzlichen Sprayerattacke erreichte die Feindseligkeit jedoch eine noch nie da gewesene Qualität in Schwaz.
Täter angestiftet?
Eine kleine Gruppe von Tätern (zwei 18-Jährige und ein ca. 35-Jähriger) sind auf dem Überwachungsvideo des ATIB zu erkennen, welches auch der Polizei zu Ermittlungszwecken vorliegt. Die Täter konnten jedoch aufgrund der Tatsache, dass sie Kapuzen trugen, nicht erkannt werden. Laut Aussage einiger Mitglieder des ATIB wurden die beiden jüngeren Täter angestiftet.
Sie verunstalteten die Frontmauern des ATIB mit Sprüchen wie: „Scheiß Türken raus“, „Verpisst euch“, „Moslems raus“ oder auch „Keine Islamisierung“. „Ehrlich gesagt, können wir uns diese Hasstiraden nicht erklären, denn wir haben hier in Schwaz keinem was getan. Wir wollen einfach nur in Frieden leben und unsere Religion ausüben“, erklärt Vereinsobmann Hüsnü Kaynak. „Wir sind sicher, dass der Großteil der Schwazer Bevölkerung nicht fremdenfeindlich ist, denn wir wurden hier sehr freundlich aufgenommen. Außerdem sind wir seit vielen Jahren hier und das Letzte, was wir wollen, ist ein Konflikt“, erklärt Religionslehrer Vahap Esen.
Obmann Kaynak hatte auch einen Termin bei Bürgermeister Hans Lintner, der die Aktion scharf verurteilte und versicherte, dass dies nicht die Meinung der SchwazerInnen sei.
Die Schwazer Polizei hat den Fall aufgenommen und auch das Video der Überwachungsanlage beim ATIB zur Auswertung bekommen. „Auf dem Video ist nichts weiter zu sehen als drei Gestalten mit Kapuze und wir gehen in diesem Fall auch eindeutig von einem Lausbubenstreich aus. Schmierereien bzw. Sprayerattacken gibt es leider immer wieder in der Stadt Schwaz“, erklärt ein Beamter der Polizeiinspektion.
Die Mitglieder der türkischen Gemeinde sehen die Sache nicht ganz so entspannt und hoffen, dass die Täter gefasst werden und ihre gerechte Strafe bekommen.
Zur Sache
Botschafter Tezcan polarisiert!
Erst kürzlich bemängelte der türkische Botschafter Ecvet Tezcan die mangelnde Integrationspolitik in Österreich und löste damit eine Debatte im ganzen Land aus. Vertreter türkischer Verbände in Österreich erklärten, der Diplomat habe in dem Interview „Realitäten“ angesprochen, die bisher von türkischen Verbänden im Land nicht thematisiert worden seien. Vor allem wurde auch hier wieder das Problem der Sprachbarriere aufgebracht. Auch Innenministerin Maria Fekter wurde vom türkischen Botschafter scharf kritisiert.
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