"Hormone sind kein Jungbrunnen"
SPITTAL. Nicht eine Krankheit, sondern ein "Wunschthema" der Mini-Med-Studenten stand auf der Agenda des letzten Spittaler Vortrags des Wintersemesters im Ahnensaal von Schloss Porcia. Primarius Othmar Kandolf referierte über den "Hormonhaushalt der Frau". Der Gynäkologe praktiziert an der Privatklinik Villach. Das zur Humanomed-Gruppe gehörende Krankenhaus war einer der Hauptsponsoren des Abends. Wie denn auch Moderatorin Dr. Edeltraud Lenhard betonte, die Informationsabende des Mini-Med-Studiums würden allein von den Spenden der Besucher und Unterstützern wie der WOCHE getragen. Dieser finanziellen Unabhängigkeit sei es zu verdanken, dass auf die Empfehlung von Medikamenten verzichtet werden könne.
Auch männliche Zuhörer
Im Anschluss an die traditionellen Auflockerungsübungen ("Mini Med bewegt") mit der Spittaler Ärztin Edeltraud Lenhard gab der 59-jährige Primarius der Hoffnung Ausdruck, dass die Zuhörer die so gewonnene Vitalität mit in den Vortrag nehmen. Darin informierte der Villacher die Besucherinnen und eine Handvoll männlichen Interessierten darüber, wie sich der Hormonhaushalt im Lebenszyklus der Frau verändere - verbunden mit neuen Erkenntnissen aus der Gynäkologie.
Die unsichtbaren Hormone, körpereigene Botenstoffe, ohne die kein Leben möglich wäre, bringen über die Blutbahn Informationen vom Gehirn an bestimmte Körperstellen und wieder zurück. Obwohl von Geburt an angelegt, machen sie sich bei Frauen erstmals mit Beginn der Pubertät zwischen dem zehnten und 14. Lebensjahr mit der Produktion von Östrogen, Progesteron und Testosteron bemerkbar.
Praxisnahe Tipps
Praxisnah ging der Gynäkologe auf Verhütungsmittel ein, um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden. Er führte die "Pille" sowie Depotpräparate wie die nicht zur Unfruchtbarkeit führende Hormonspirale oder Spritzen an. Sie hätten den Vorteil, dass sie nicht vergessen werden könnten. Falls es nach ungeschütztem Sex doch zu einer nicht gewünschten Schwangerschaft kommen sollte, gebe es noch die bis zu 72 Stunden später wirkende "Pille danach".
Später dann, in den zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr eintretenden Wechseljahren, beginne mit der nachlassenden Östrogenproduktion für Frauen ein Lebensabschnitt, der ihr das Älterwerden drastisch bewusst mache. Nur: Während früher eine Frau mit 60 tatsächlich alt war, sei es heute möglich, auch in diesem Lebensabschnitt vital zu bleiben.
Nutzen gegen Risiko abwägen
Mit Hilfe einer Hormontherapie könnten die während des Klimakteriums auftretenden Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche, aber auch Schlaflosigkeit und verminderte Libido, vor allem aber Herz-Kreislaufprobleme sowie Osteoporose (Knochenschwund) wirkungsvoll behandelt werden. Gerade weil in diesem Zusammenhang in der Öffentlichkeit immer wieder auf das Krebsrisiko verwiesen werde, appellierte der Referent an die Zuhörer, die richtige Balance zwischen dem vorteilhaften Nutzen und dem "geringen" Risiko zu finden.
Denn: Untersuchungen hätten ergeben, dass andere Faktoren wie starkes Rauchen, Brustkrebs bei nahen Verwandten sowie Übergewichtigkeit ("Davon sind 70 Prozent der 45- bis 54-Jährigen betroffen") ein wesentlich höheres Risiko darstellten, ja: eine natürliche, reine Östrogenbehandlung sogar die Sterbewahrscheinlichkeit laut Statistik sogar um 1,5 Prozent verringere. Wichtig sei die Erkenntnis, dass Östrogene zwar keine krebserregenden Stoffe seien, gleichwohl aber das Wachstum bösartiger Zellen beschleunigen könnten.
Lebensstil entscheidend
Deshalb der Rat des Experten: Solange keine Beschwerden auftauchen, sollte man von einer medikamentösen Behandlung die Finger lassen, denn: "Eine Hormonbehandlung ist kein Jungbrunnen." Viel wichtiger sei ein angemessener Ernährungs- und Lebensstil, verbunden mit viel Bewegung und ausreichend Schlaf. Umgekehrt sollte eine Frau bei einschlägigen Beschwerden rechtzeitig den Facharzt aufsuchen, zumal die Krankenkasse die nur einmal notwendige Hormonbehandlung bezahlt.
Besucher wie Christa Steurer aus Zlan oder Franz Hopfgartner aus Lendorf begründeten ihr Erscheinen mit dem allgemeinen Interesse an den Mini-Med-Vorträgen. Die mit ihrem Mann Heinz gekommene Irmgard Dolinschek wollte erfahren, was wohl ein Fachmann zu der "in Verruf" geratenen Hormonbehandlung meine. Erich Pollack aus Lieserhofen räumte ein, er sei gekommen, um Probleme der Frauen besser verstehen zu können: "Wir Männer wissen viel zu wenig davon, fragen auch zu wenig."
Patientin würdigt "Genie"
Die von ihrem Mann Ferdinand begleitete Frieda Ruckli aus Spittal berichtete, früher als Krankenschwester mit Dr. Kandolf zusammen gearbeitet zu haben, während die Spittalerin Anna Maria Karl den Primarius als "Genie" würdigte, habe sie ihm doch in 23 Jahren mit zwei Brustkrebsoperationen zu verdanken, dass sie noch lebe. Und Ute Lohmann aus Spittal, die mit Gundi Keller aus Seeboden gekommen ist, meine lachend: "Ich will mal sehen, wie es mit mir in 15 Jahren aussieht...".
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.