Bürgerinitiative Tempo 30
Sicherer durch Millstatt

- Der Lkw-Transitverkehr soll aus Millstatt verbannt werden
- hochgeladen von Michael Thun
MILLSTATT. Um die Hauptverkehrsader der Marktgemeinde sicherer zu machen, hat die Bürgerinitiative (BI) "Tempo 30 Millstatt" eine Unterschriftenaktion gestartet. Damit soll der rund 1.600 Meter lange Abschnitt der Bundesstraße 98 derselben Geschwindigkeitsbegrenzung unterliegen wie - mit Ausnahme der Durchzugstraßen am Berg und See - die übrigen Millstätter Straßen. Außerdem wird ein Durchzugsverbot für den Schwerlastverkehr gefordert. Langfristig wird eine "Begegnungszone" nach dem Vorbild Velden angestrebt, in der sich Passanten, Radler und Autos gleichberechtigt bewegen können.
Gebot der Vernunft
Initiatoren der Petition sind Vladimir Nemčič und Ditmar Manfred Seifert. Aufgrund eigener Beobachtung und vieler Gespräche mit Einheimischen sind die beiden Petenten zu dem Schluss gekommen: "Für unseren Kurort ist das ein Gebot der Vernunft." Seit Beginn der Bürgerinitiative Mitte vergangener Woche haben sich schon rund 100 Bürger in die Listen eingetragen, die im Rathaus, Post, Trafik, Greißlerei, Naturhotel Alpenrose, den Hotels Postillion und Nikolasch, Pepino, Columbia/Kino Millino, Kunst Café, Badehaus, Apotheke und in anderen Betrieben ausliegen. Bürgermeister Hans Schuster sagte auf Anfrage der WOCHE: "Ich habe als einer der ersten unterschrieben."
Maut-Verweigerer
Zum Lkw-Verkehr wird angeführt, wie auch viele Pkw fahren Laster schon jetzt schneller als mit den erlaubten 50 km/h durch den Ort. Außerdem argwöhnen Nemčič/Seifert, dass sich die Brummifahrer häufig zwischen Villach und Seeboden die Autobahnmaut ersparen und der Lkw-Prüfstelle Feistritz ausweichen wollen. Radlern wiederum wird rücksichtsloses Verhalten auf dem kombinierten Geh-/Radweg vorgeworfen. Seifert: "Ich habe selbst erlebt, wie der erste von etwa zehn Schülern auf dem Zweirad Passanten mit den Worten verscheuchte 'Platz da!'" Ein anderes Mal habe sich ein Rentnerehepaar nur noch auf den Zebrastreifen der Straße retten können, um nicht von der angerasten Pedalistenhorde überfahren zu werden. Gleichwohl versichern Nemčič und Seifert: "Wir wollen niemandem etwas wegnehmen. Vielmehr soll eine Win-win-Situation entstehen."
Sicherer und gesünder
Über diese und andere persönlichen Erfahrungen hinaus führen die beiden Bürgerinitiatoren auch Argumente des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) an. Empirische Studien zeigen demnach, dass Tempo 30 in der Stadt die Zahl der Verkehrsunfälle und der verletzten Personen um 20 bis 30 Prozent senken kann. Auch werde bei einer Drosslung des Tempos von 50 auf 30 Kilometer pro Stunde die Lärmbelastung sowie das Herzinfarktrisiko gesenkt. Der VCÖ: "In großflächigen Tempo 30-Zonen werden die Brems- und Beschleunigungsvorgänge um etwa 14 Prozent verringert. Der Lärmpegel sinkt damit um bis zu acht Dezibel, was einer wahrgenommen Reduktion von 75 Prozent entspricht. Jährlich verursacht Verkehrslärm in Österreich zwei Milliarden Euro an Kosten. Diese ergeben sich vor allem aus Gesundheitsausgaben und der Entwertung von Immobilien. Maßnahmen gegen Lärm wirken sich somit auch finanziell aus."
Weniger Schadstoffemissionen
Ferner hätten Untersuchungen bei der großflächigen Einführung von Tempo 30-Zonen in Graz hinsichtlich Schadstoffemissionen und Treibstoffverbrauch im Vergleich zu Tempo 50 folgende Werte ergeben:
- Stickoxide (NOx): minus 24 % bis minus 32 Prozent
- Kohlenmonoxid (CO): plus 4 % bis minus 3 %
- Kohlenwasserstoff (HC): plus 1 % bis minus 17 %
- Verbrauch, Kohlendioxid (CO2): keine Veränderung bis minus 1 %.
Bis 15. November
Dem Argument, Tempo 30 seien auf Bundesstraßen nicht zu verwirklichen, begegnen die Millstätter Initiatoren mit den Beispielen Greifenburg und Dellach/Drau, wo innerhalb der Orte teilweise das Tempolimit gelte. Noch bis zum 15. November können sich die Millstätter in die Unterschriftenlisten eintragen, auch online unter www.tempodreissigmillstatt.at. Der Appell von "Tempo 30 in Millstatt": "Lasst uns ein Millstatt entwickeln, wo Mütter ihre kinder auch mal laufen lassen können, wo Menschen aus nah und fern gerne flanieren und genießen, und wo auch jenen Menschen, die in Straßennähe wohnen, Nachtruhe möglich ist!"
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