Verdienstvoller Pusarnitzer von uns gegangen
Universitätsprofessor Johann Rainer widmete sein Leben der Wissenschaft.
PUSARNITZ. Der gebürtige Pusarnitzer Universitätsprofessor Johann Rainer ist kürzlich verstorben.
In Deutscher Wehrmacht
Rainer wurde am 17. Jänner 1923 in Pusarnitz geboren. Nach Besuch der dortigen Volksschule kam er ins bischöfliche Marianum sowie Gymnasium nach Klagenfurt, und 1938 nach dessen Auflösung durch die damaligen Machthaber ins Konvikt und Gymnasium St. Paul. Nach der Matura 1941, wurde er sogleich zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und war als Funker bis Kriegsende an der Ostfront eingesetzt.
Studium in Rom
Im August 1945 kehrte er nach abenteuerlicher Flucht zu seiner Familie in Pusarnitz zurück und begann sein Studium an der Universität Graz, welches er 1949 abschloss. Er war nun einige Jahre Professor am Grazer Gymnasium, bis er als Stipendiat nach Rom kam.
Intensive Forschungen
Rainer betreute als wissenschaftlicher Sekretär am Österreichischen Kulturinstitut viele österreichische Jungakademiker aus verschiedenen Disziplinen, die zu Ergänzungsstudien dorthin entsandt wurden. Er selbst betrieb auch intensive Forschungen in den vatikanischen Archiven. Im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften waren die Nuntiaturberichte aus den Hauptstädten Wien, Prag, München u. a. an die Kurie (Vatikan) Schwerpunkt seiner Arbeiten. In vier umfangreichen Bänden beinhalten sie wertvolle Quellen zur Geschichte der Neuzeit. Darin scheinen dynastische Ereignisse, Glaubensangelegenheiten, Osmanische Expansion und die Bedrohung der Grenzen sowie andere äußerst interessante Probleme auf.
Abbau von Vorurteilen
Als Professor an der Universität La Sapienza in Rom trug er durch seine Vorlesungen und Betreuung vieler Dissertanten zum Abbau von Vorurteilen gegen Österreich bei. Seine tolerante Haltung und überzeugende Argumentation bewirkte viel Verständnis und Sympathien. Auch an der Universität Innsbruck war er als Professor für Österreichische Geschichte und Mittelalter tätig. Auch zahlreiche Universitätsprofessoren wurden von ihm bereits als Studenten gefördert sowie geprägt. Das Verhältnis zu ihnen war bis zuletzt ein herzliches und kollegiales.
Großes wissenschaftliches Werk
Sein umfangreiches wissenschaftliches Werk weist veröffentlichte Bücher und über 150 Aufsätze, Abhandlungen und Beiträge auf, etwa 50 davon betreffen Kärnten, acht Pusarnitz, Möllbrücke und das Lurnfeld.
Rainer war auch Mitglied wissenschaftlicher Akademien und Gesellschaften in verschiedenen Ländern und erhielt für seine pädagogischen und wissenschaftlichen Tätigkeiten viel Anerkennung und hohe Auszeichnungen. Die Universität Graz verlieh ihm das Ehrendoktorat, von Papst Benedikt XVI. wurde er als langjähriger Univiversitätsprofessor in Innsbruck und Rom sowie international anerkannter Wissenschafter für seine besonderen Verdienste mit der hohen Auszeichnung „Komptur mit Stern des päpstlichen Silvesterordens“ geehrt.
Bleibt in Erinnerung
Anlässlich seines 90. Geburtstages in Innsbruck, bereits etwas schwach auf den Beinen, hielt er statt einiger Worte des Dankes eine fulminante Vorlesung über seine Tätigkeiten. Alle beteiligten erlebten die Macht des Geistes über einen schwachen Körper. Der Verstorbene wird auch in seiner von ihm geliebten Heimat Pusarnitz stets in ehrenvoller Erinnerung bleiben.
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