Wenn der Teufel für eine Kirche bezahlt
- Eine Marienkapelle ließ der Bauer nach dem gewonnenen Spiel gegen den Teufel bauen
- Foto: Poch
- hochgeladen von Christian Egger
Heute stellen wir aus dem Buch Kärntner Sagen von Wilhelm Kuehs die Lindenkreuzkapelle in Bad Kleinkichheim vor.
BAD KLEINKIRCHHEIM. Schon im zweiten Jahr ging alles schief. Schon wieder hatte der Hagel die Weizenernte vernichtet. Die Schulden wuchsen, lange konnte er so nicht mehr weitermachen. Noch so ein Jahr, und der Bauer verlor Haus und Hof. Eines Nachts wachte der Bauer schweißgebadet auf.
Panisch sprang er aus dem Bett und lief aus dem Haus. An einer Wegkreuzung kam er zum Stehen. Als er den Kopf hob, sah er vor sich schwarze Gestalten, die gerade ein Kegelspiel aufbauten. „Na, Bauer“, sagte eine der Gestalten. „Wie schaut’s aus? Obwohl der Bauer wusste, das konnte nur der Teufel sein, wagte er ein Spiel. Der Bauer schmetterte die Kugel die Bahn entlang und verfehlte. Kein einziger Kegel fiel um.
So ging das Schub für Schub, und der Bauer verlor und verlor. Am Schluss hatte er nur mehr seinen Marientaler in der Tasche. Den hatte ihm seine Patentante zur Firmung geschenkt. Meinetwegen, dachte der Bauer, soll auch der Marientaler zum Teufel gehen. Aber jetzt wendete sich sein Glück. Mit jedem Schub gewann der Bauer, und bald war sein Geldhaufen so groß, dass er ihn nicht einfach einstecken und davontragen konnte. „Mach dir keine Sorgen“, meinte der Teufel. „Nimm einfach den Marientaler da weg, dann helfen wir dir tragen.“
„Das könnte euch so passen“, antwortete der Bauer. „Ich werd das Geld schon heimbringen.“ Der Bauer wusste, er hatte seine Rettung dem Marientaler zu verdanken. Er wollte der Gottesmutter Maria danken und erbaute in der Nähe seines Hofes die Lindenkreuzkapelle. Das Geld dafür nahm er vom Gewinn seiner nächtlichen Kegelpartie. So hatte der Teufel für eine Kirche bezahlt, und das ärgert den Höllenfürsten noch heute.
Zur Sache:
Die Sage "Die Lindenkreuzkapelle – Bad Kleinkichheim" stammt aus dem neuen Buch "Kärntner Sagen" von Wilhelm Kuehs. Die Illustrationen hat der Tiroler Jakob Kirchmayr beigesteuert.
Die knapp 200 Seiten starke Sammlung von neu erzählten Kärntner Sagen des Lavanttaler Schriftstellers ist im Tyrolia-Verlag erschienen.
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