Alpinpolizist über Skitouren

"Wind ist der Baumeister von Lawinen"

Worauf man bei Skitouren achten sollte. Alpinpolizist Horst Wohlgemuth kennt die Details.

BEZIRK. Die Skitoursaison ist gestartet, und mit ihr steigt die Faszination für Touren abseits gesicherter Pisten. Doch wie bleibt man sicher im Tiefschnee? Horst Wohlgemuth, Leiter der Alpinpolizei Spittal, gibt Einblicke in die wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen und Tipps für sicheres Tourengehen im alpinen Gelände unserer Region.

Woche: Herr Wohlgemuth, immer mehr Menschen finden ihre Leidenschaft für Skitouren. Auf was muss man beim Tourengehen besonders achten und wie bereitet man sich am besten vor?
Wohlgemuth: Die Vorbereitung und Ausrüstung sind entscheidend. Neben Standard-Notfallausrüstung wie Lawinenverschütteten-Suchgerät, -sonde und -schaufel ist eine gründliche Tourenplanung unerlässlich. Das Wissen um Wetter, Schneelage, Ausrüstung und persönliche Fähigkeiten sind essentiell. Auch der Lawinenlagebericht ist ein wichtiger Indikator. Kurse oder die Beratung von Experten sind empfehlenswert. Zudem ist es von Vorteil, in Gruppen zu gehen. Dadurch wird das Risiko ebenfalls gesenkt.

Ab welcher Lawinenwarnstufe sollte man auf Touren verzichten?
Die Warnstufen gelten im Normalfall für Regionen, nicht für spezifische Hänge. Ein Restrisiko bleibt aber immer bestehen. Auch wenn im Lawinenlagebericht die Gefahrenstufe auf 2 oder 3 herabgesetzt ist – es kann immer was passieren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass in gewissen Hangexpositionen oder in regional kleinen Bereichen irgendwo ein Schneebrett ausgelöst werden kann. Die Gefahrenstufe 4 von insgesamt 5 Warnstufen bedeutet eine sehr kritische Lawinensituation und dass eine Lawinenauslösung sehr leicht bereits durch eine geringe Zusatzbelastung möglich ist.

Welche Rolle spielt der Wind im Bezug auf Lawinen?
Der Wind ist der Baumeister von Lawinen. Er ist jener Faktor, der die sogenannten Schneebretter bildet, was wiederum durch geringe Zusatzbelastung in den meisten Fällen zu Lawinen führt. Wenn es ohne Wind schneien würde, dann würde es zu keinen Spannungen in der Schneedecke kommen und das Gefahrenpotential wäre niedriger. Auch Niederschlag, Temperatur, Schneedecke und Gelände sind entscheidende Faktoren für die Lawinenbildung. Auslöser ist aber meist der Mensch.

Gibt es auch Teile der Ausrüstung, die höhere Investitionen erfordern?
Wie bereits erläutert sollte vor allem in die Notfallausrüstung investiert werden. Diese wird bei vielen Sportartikelhändlern als Set angeboten. Hier sollte auf keinen Fall gespart werden.

Gibt es Gebiete in der Region, in denen das Skitourengehen als besonders sicher betrachtet werden kann?
Eine genaue Einschätzung ist schwierig. Lawinenlageberichte sind immer hilfreich, aber die Verantwortung liegt immer beim Wintersportler selbst. Kenntnisse in Lawinenkunde minimieren Risiken.

Haben Sie für unsere Leser persönliche Empfehlungen für Skitouren in der Region?
Ich bevorzuge Mallnitz wegen der Nähe zu meinem Wohnort. Auch die Hagener Hütte ist ein Klassiker.