Was für Bernhard Zlanabitnig Heimat ausmacht
"Jedes Mal, wenn ich nach Wochen im Ausland durch den Katschbergtunnel gefahren bin, die Docken und Heuhiefler sehe, dann geht mein Herz auf. Dann bin ich wieder da gelandet, wo ich hingehöre. Was wir Heimat nennen dürfen. Und wieder wird mir bewusst, in welchem schönen Land wir leben." Bernhard Zlanabitnig kann wahrlich ein Lied davon singen, was für ihn Heimat bedeutet.
1948 in Seeboden-Tangern geboren, hatte Zlanabitnig den letzten Lehrgang der Österreichischen Lehrerbildungsanstalt (jetzt: Pädagogische Hochschule) 1967 in Klagenfurt besucht. Nach einem Jahr beim Militär war der Pädagoge an der Volks-, dann an der Hauptschule und ab 1978 an der frisch gegründeten Musikhauptschule in Seeboden viel mit den Schulchören unterwegs - auch hinter dem damaligen Eisernen Vorhang. Als Hornist der Stadtkapelle Spittal, später mit der von ihm wieder ins Leben gerufenen Sängerrunde Tangern, vor allem aber mit dem seit 1990 von ihm geleiteten Carinthia Chor Millstatt tourte der Vertreter Kärntner Kulturgutes durch die ganze Welt.
Zlanabitnig, der an seinem Lieblingplatz im zaunlosen Garten am Stuhl lehnt, den ihm Schüler zum Abschied geschenkt hatte, meint weiter, Heimat habe über die geografische Dimension hinaus eben auch eine emotionale. Und eine kulturelle. Einmal gäben Lieder wie etwa "Mei Heimat is a Schatzerle" oder eben das "Kärntner-Lied" dieses Bewusstsein an die hiesige Jugend weiter, zum anderen werde Heimat etwa nach Australien ausgewanderten Österreichern ("Die pflegen teilweise ein fast schon kitschiges Heimatgefühl") unter versteckten Tränen in Erinnerung gerufen. Oder in Südafrika dunkelhäutigen Musikern bei einem gemeinsamen Gesang von Volksliedern vermittelt. Oder heimatliche Klänge wecken Emotionen bei einem Auftritt zum Muttertag in Irland.
In diesem Zusammenhang weist er auf eine Bilderwand in seinem Haus hin. Um die Tuschezeichnung mit seinem 200 Meter entfernten Geburtshaus (dem fast 300 Jahre alten "Harrachhaus") hängen zig Originale aus aller Welt - vom französischen Mont Saint-Michel über eine Inkafigur aus Peru bis zu einer chinesischen Kalligrafie, deren Text sinngemäß lautet: "Du sollst die Heimat wertschätzen." Eine kleine Zeichnung zeigt den heimischen Großglockner-Gipfel, den Bernhard Zlanabitnig mit Ehefrau Astrid und den Kindern Bernhard (Jurist in Wien) und Tochter Ina (Ärztin in Spittal) bestiegen hatte.
Deswegen sieht Zlanabitnig, der zuletzt zehn Jahre als Koordinator für Musikerziehung an Kärntens wirkte, dennoch weiter den Chor an der heimatlichen Hauptschule leitete, "um nicht nur Schreibtischtäter zu sein", Heimat auch als Verpflichtung an, die es als Kulturgut in die Welt hinauszutragen gelte. Die vor Ort Gästen wie Hinzugezogenen über die "wunderbare Landschaft" hinaus zu vermitteln sei.
Dies geschieht nicht zuletzt mit der Kulturinitiative "Musikwochen Millstatt", deren künstlerischer Leiter der vom Bundespräsidenten mit dem Titel "Professor" geehrte Musikpädagoge seit über zehn Jahren ist. Das Eröffnungskonzert heuer am Sonntag, 30. Juni, um 19 Uhr in der Stiftskirche ist Giuseppe Verdi zu dessen 200. Geburtstag gewidmet.
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