Vereinssterben im Kärntner Fußball
"Bereitschaft zur Zusammenarbeit fehlt"

- In Gmünd gelingt es laut Krammer, das kleine Budget sinnvoll zu nutzen.
- Foto: Sabine Pichorner
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Der Kärntner Fußball steht vor großen Herausforderungen: Immer mehr Vereine kämpfen mit finanziellen Problemen und Spielerknappheit. Einige müssen sich sogar vom Spielbetrieb zurückziehen, wie zuletzt der SV Dellach/Drau.
BEZIRK, KÄRNTEN. Im Interview spricht Tamara Krammer, Vizepräsidentin des Kärntner Fußball Verbands und Obfrau des FC Gmünd, über die Gründe für diese Entwicklungen, die finanziellen Hürden, und wie Vereine dennoch erfolgreich bestehen können.
MeinBezirk: Was sind die Gründe für die aktuellen Entwicklungen im Kärntner Fußballgeschehen?
Tamara Krammer: Ein Hauptproblem ist die mangelnde Nachwuchsarbeit in vielen Vereinen sowie die fehlende Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Zudem steigt der finanzielle Aufwand für Spieler, da einige Vereine zu viel zahlen und sich damit übernehmen. Vereine, die das nicht tun wollen, haben oft zu wenig Spieler. Auch die Anzahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter und Nachwuchstrainer sinkt stetig.
Welche finanziellen Herausforderungen stehen bei den Vereinen besonders im Fokus?
Besonders belastend sind die Kosten für die Erhaltung der Plätze, die gestiegenen Energiekosten sowie die erhöhten Ausgaben im Nachwuchsbereich. Bei einigen Vereinen kommen auch die Kosten für Spieler hinzu. Einerseits will man konkurrenzfähig sein, andererseits wirtschaften. Die Sponsorengelder sinken, und auch die Gemeinden und Landesförderungen haben weniger Mittel. Auch das Interesse am Zusehen nimmt ab, was zu weniger Zuschauern und damit zu geringeren Einnahmen führt.
Tragen auch die Spieler Mitschuld an der Situation?
Ja, die Identifikation mit dem Heimverein ist heute nicht mehr so stark wie früher. Viele Spieler sind nicht mehr bereit, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen und es ist ihnen oft egal, wo sie spielen.
Was kann man gegen diese Entwicklungen tun?
Vereine sollten die Zusammengehörigkeit wieder stärker in den Vordergrund rücken und ein nachhaltiges Finanzmanagement betreiben. Es ist wichtig, dass man finanzielle Möglichkeiten realistisch einschätzt, um langfristig bestehen zu können, auch wenn das bedeutet, dass man möglicherweise einen Ligaabstieg in Kauf nehmen muss.
Gibt es Unterstützung vom Kärntner Fußball Verband (KFV)?
Ja, der KFV bietet neben den Nachwuchs- und Trainerförderungen auch Unterstützung für Vereine, die Hallentrainingsgebühren in den Wintermonaten zahlen müssen. Wir setzen uns außerdem dafür ein, dass Vereine in Schulen keine Kosten für ihre Aktivitäten tragen müssen.
Zuletzt hat es Dellach/Drau getroffen. Was sagen Sie dazu?
Das ist eine traurige Entwicklung. Dellach/Drau war jahrzehntelang ein starker Traditionsverein. Trotz meiner Versuche, den Verein zu unterstützen, war es für dieses Jahr leider zu spät.
Wie ist die aktuelle Lage bei Ihrem Verein in Gmünd?
In Gmünd hat sich nicht viel verändert. Wir legen großen Wert auf Nachwuchsarbeit und versuchen, neue Trainer anzuwerben. Wir sensibilisieren die Eltern dafür, dass der Verein nicht nur ein Aufbewahrungsort ist, sondern eine Möglichkeit, soziales Verhalten und sportliche Aktivitäten zu fördern. Dank unserer Sponsoren und einem engagierten Trainerstab, der auch junge Spieler integriert, schaffen wir es, unser kleines Budget sinnvoll zu nutzen.
Wie sehen Sie die Zukunft des Kärntner und Osttiroler Fußballs?
Ich bin überzeugt, dass es wieder besser wird, wenn wir uns selbst auch ein wenig anpassen. Vereine, die auf Nachwuchsarbeit setzen, werden auch in Zukunft bestehen. Ohne eine breite Basis gibt es irgendwann keine Spitze mehr, auch, wenn es viele noch immer nicht glauben wollen. Fußball bleibt für mich die schönste Nebensache der Welt, und der KFV wird weiterhin alles tun, um die Vereine zu unterstützen und den Nachwuchs, Frauenfußball sowie den Männer- und "Beeinträchtigtenfußball" zu fördern.


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