"Mir kann niemand etwas vormachen"

SPITTAL (ven). "Gehen wir zum Atef" - ein vielgesagter Satz in Spittal, wenn die Lust auf Pizza aufkommt. Der bekannte Ägypter Atef El-Tohamy ist seit 1995 mit seinem "Pizza-Eck" in der Spittaler Bahnhofstraße ein Fixpunkt in der Gastronomie. Der Weg dahin war allerdings ein schwieriger.

Ausgebildeter Techniker

"Ich hatte 1985 einen guten Job in Ägypten, bin ausgebildeter Techniker", beginnt er zu erzählen. Vor der Ehe wollte der damals 24-Jährige, der 80 Kilometer von Kairo entfernt aufwuchs, noch ein bisschen "herumschauen". Er organisierte sich ein Visum für drei Monate und flog nach Österreich. "Ich hatte Freunde, die bereits hier waren und es war damals das einfachste, nach Österreich zu kommen", blickt er zurück. Nach ein paar Monaten Arbeit wäre Italien, Deutschland, Kanada und USA das Ziel gewesen. Doch die Liebe kam dazwischen, als er in Villach eine Frau kennenlernte und sich verliebte.

Zeitungen und Tankstelle

"Damals habe ich Zeitungen zugestellt und war neun Monate lang in Villach. Doch die Liebe hielt aufgrund der Sprachbarriere nicht lange." Er hielt absichtlich wenig Kontakt mit Ägyptern, denn er wollte unbedingt Deutsch lernen. "Ich forderte die Menschen auf, mich auszubessern und besuchte drei Semester lang Deutschkurse auf der Universität in Klagenfurt." Schlussendlich landete er in Obervellach und lernte dort seine erste Ehefrau kennen. Gearbeitet hatte er damals bei einer Tankstelle. Nach der Geburt seiner Kinder Manuel und Shirin führte ihn das Arbeitsleben zu Hellmerich, Philips oder auch Werkzeug Moser in Spittal.

"Als ob es meine Firma wäre"

Eigentlich wollte er aber seit seinem 14. Lebensjahr selbstständig sein. "In den Firmen, in denen ich angestellt war, habe ich immer bereits so gearbeitet, als ob es meine Firma wäre. Das hat natürlich den Kollegen oft nicht gepasst", schmunzelt er.

Alles sein eigen

Als die italienischen Vorbesitzer der Pizzeria in Spittal erneut in Konkurs gegangen sind, ergriff El Tohamy die Chance seines Lebens: "Das war am 5. Mai 1995. Ich wurde in meinem alten Job gekündigt und fragte bei den Lokalpächtern an. Sie sollten mich anrufen, wenn ich das Geschäft übernehmen könne. Am nächsten Tag kam der Anruf, ich könne die Schlüssel abholen", erinnert er sich. Der Name "Pizza-Eck" war schnell gefunden, nach zwei Monaten löste El-Tohamy das Lokal von den Vorbesitzern ab. 2001 folgte der erste Umbau, 2005 die nächste Erweiterung mit Cafè. "Ich kann mit Stolz sagen, dass das Lokal nun mein Eigentum ist", so der Ägypter, der drei Mitarbeiter beschäftigt und auch einen Lieferdienst etablieren konnte.

Geschäft ist Nummer 1

In der Zwischenzeit ist er auch über ein Jahr lang völlig alleine im Lokal gestanden. "Mir kann niemand etwas erzählen, ich habe Pizzen gemacht, geliefert, geputzt. Aber ich habe durchgehalten." Das Privatleben litt, die Scheidung stand vor der Tür. "Ich habe immer gesagt, dass das Geschäft die Nummer 1 ist, denn davon leben wir. Meine Mutter hatte da ein gutes Sprichwort parat: Wenn die Armut durch die Tür kommt, springt die Liebe aus dem Fenster." Mit seiner zweiten Frau Sandra und dem kleinen Karim hat er in Kärnten seine Heimat gefunden. "Ich besuche meine Familie aber mindestens zwei Mal im Jahr", erzählt der Unternehmer, dessen Lieblingspizza die "Spinaci speciale" ist.

Zur Person:

Name: Atef El-Tohamy
Geburtstag: 1. November 1959
Wohnort: Spittal
In Österreich seit: 1985
Selbstständig seit: 6. Mai 1995
Familie: Verheiratet mit Sandra, drei Kinder (Manuel, Shirin, Karim)
Hobbys: Fußball, Eisstockschießen, Familie
Mitarbeiter: drei
Lieblingspizza: Spinaci Speciale