Zwischen Dreitausendern und High Society
Die Spittalerin Eva Nischelwitzer immer mit ihren drei Vierbeinern in den Bergen
SPITTAL. Ein Leben zwischen der Bergwelt der Dreitausender und den vermeintlich oberen Zehntausend führt Eva Nischelwitzer. Jede freie Minute nutzt die 39-Jährige, um mit ihren drei Vierbeinern unterwegs zu sein: Entweder läuft die drahtige Spittalerin zwischen zehn und 20 Kilometern im Tal, wenn mehr Zeit ist, werden in fünf- bis siebenstündigen Bergtouren Gipfel wie Ankogel (3.352), Kölnbreinspitze (2.934), Hochgrubenkopf (2.664), Törlkopf (2.440) oder Kreuzeck (2.701) erklommen.
Amor, Bella und Benny
Als die passionierte Läuferin, Mountainbikerin und Tourengeherin vor dreieinhalb Jahren ihren ersten Hund erwarb, wurde ihr schnell klar: "Nur Gassi gehen ist mir zu langweilig." Also wurde gelaufen. Doch "Amor", ein temperamentvoller Dobermann, den Eva aus einer slowenischen Zuchtstation gerettet hat, die sich vor Ort als Tötungsstation entpuppt hatte, sollte nicht allein bleiben. Also durfte er sich im Klagenfurter Tierheim Eberndorf eine Freundin aussuchen. Die Wahl fiel auf "Bella", einen Labrador-Bernhardiner-Mischling. Wenig später gesellte sich noch "Benny" hinzu, ein Berner Sennenhund aus dem Salzburgischen.
Lebensgefährliche Abenteuer
"Nur wohin mit uns Vier?", fragte sich die Hundenärrin, die im Wortsinne ausgetretene Pfade hasst. Statt, wie einst, das Rad zu schultern und den Berg zu erklimmern, schnallt sie sich nun die Hunde um die Hüfte, im Winter zusätzlich zum Rucksack noch ein paar Ski und stürzt sich hinein ins Abenteuer. Und deren musste sie schon mehrere bestehen, zum Teil lebensgefährliche. So geriet sie am Kreuzeck in einen Wetterumschwung und musste die Hunde von der Leine lassen, damit sie sie nicht in die Tiefe zerren. Oder sie musste sich vor herunter donnernden riesigen Felsbrocken schützen, ein anderes Mal einer Schneelawine entkommen. Umgekehrt entschädigen sie optisch wie akustisch beeindruckende Naturschauspiele wie durch Eis gesprengte Steine für alle Strapazen.
Schwitzen bei null Grad
Während der mittlerweile dreieinhalbjährige "Amor" mit einer Thermojacke vor der Kälte geschützt werden muss, kommt es nicht selten vor, dass Eva trotz der Temperaturen um den Gefrierpunkt so ins Schwitzen kommt, dass sie oben fast oben ohne und nur in kurzer Hose unterwegs ist - wissend, dass sich eh kein Mensch hierher verirrt. Wie sie denn auch privat keinen Partner findet, der bereit ist, ihr verrücktes Leben zu teilen, wie sie freimütig gesteht. Und Urlaubsreisen sind für das Quartett sowieso nicht drin.
Um vier Uhr ins Bett
Ihre Arbeit verrichtet die Spittalerin im Casino Velden als Serviceleiterin des Restaurants - zwischen dem späten Nachmittag und frühen Morgen. "Vor drei, vier Uhr komme ich selten ins Bett", räumt sie ein, um nach maximal sechs Stunden Schlaf wieder auf den Beinen zu stehen: "Das Rad muss sich weiter drehen." Allerdings mache ihr die Arbeit so viel Spaß, dass sie gerne zwischen der nächtlichen Hektik und der Menschenleere tagsüber in der weiten Natur hin- und herpendelt.
Während des Erzählens gönnt sich Eva Nischelwitzer, die noch keine Drei war, als sie im eigenen Garten auf Schiern über die vom Papa gebaute Schanze raste, eine Zigarette. "Egal wie schwierig es ist: den nächsten Gipfel schaffe ich immer. Nicht aber, mit dem Rauchen aufzuhören." Und dann verrät sie noch ihr Lebensmotto: "Wer eigene Wege geht, dem wachsen Fügel." Weil wegen der aktuellen hohen Lawinengefahr Bergtouren zurzeit gesperrt sind und erst Ende Mai, Anfang Juni wieder möglich sind, hilft auch das Lebensmotto nichts.
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