Abgefahren auf den Modellflug
Der 73-jährige Rainer Linseder gehört zu den 43 „Gesichtern der Region“
SPITTAL. Eigentlich wollte Rainer Linseder seinem damals zwölfjährigen Sohn Rudolf nur die gewünschte Frisbee-Scheibe kaufen. Doch im Fachgeschäft entdeckte er auch Baukästen für Modellflugzeuge. Und dachte sich: Das wäre doch was für mich! Damals, 1979, erwachte in dem 36-Jährigen das Kind im Manne - ein Hobby war geboren, das ihn bis jetzt begleitet.
Es begann mit einem Crash
Über die Ostertage bastelte Linseder sein erstes Flugzeug und ließ es auf der Schattseiten aufsteigen. Nur: Noch wenig mit der Technik vertraut, gab's beim Landen einen Crash mit einem Traktor: Totalschaden (des Flugzeugs, der aber dennoch behoben werden konnte!). Sein Freund Gebhard Mussnig, ein vielseitiger Künstler aus Spittal, der ihm später auch einen Rumpf in Form einer Wespe für seinen Modellhubschrauber bastelte, gab ihm den Tipp, einem Verein beizutreten, um mit dem Hobby wirklich auf Du zu stehen.
Und so schloss sich Linseder der Modellbaugroppe des ÖMV Kärnten an, jetzt Sektion Modellbau der Spittaler Sportgemeinschaft (SGS), deren Sektionsleiter er ist und selbst Flugunterricht erteilt. Die 50 Mitglieder animierten ihren inzwischen 73-jährigen Obmann, sich an der Kampagne „Drauf bin i stolz“ der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Nockregion-Oberkärnten zu beteiligen und eines der 43 „Gesichter der Region“ darzustellen, die überall im Bezirk auf Tafeln zu finden sind.
Eigener Flugplatz im Drautal
Im Sommer lassen die Hobbyflieger ihre Segler und Motoflugzeuge zwischen 9 und 19 Uhr auf ihrem Flugplatz zwischen Drauhofen und St. Gertraud im Drautal durch die Lüfte schweben, im Winterhalbjahr ist regelmäßige Zusammenkunft samstags im Turnsaal der Spittaler Volksschule West von 16 bis 19 Uhr. Sie sind zwischen zwölf und 91 Jahre alt. Ihr ältestes Mitglied, Ingenieur Alfred Felbinger, ist nach Linseders Worten auch eines der aktivsten. Der seit zwölf Jahren verwitwete Sektionsleiter konnte bis auf Tochter Monika seine beiden anderen Kinder Rudolf und Elke für diesen Sport begeistern, wobei die mittlerweile 50-jährige Elke eine der wenigen weiblichen Modellflieger österreichweit ist.
30 bis 40 Modelle
Gebaut hat der gelernte Kaufmann, der bis zu seiner Pensionierung vor zwölf Jahren die Gastronomie in der 50-Betten-Jugendherberge der Stadt geführt hatte, zwischen 30 und 40 Modelle (teilweise nur nach Plan, ohne fertigen Baukasten), zirka 20 Flugobjekte lagern noch in seiner Werkstatt. Auch wenn der heutige Pensionist schon immer gerne gebastelt hat - über Möbel und Schiffe bis zur Eisenbahnanlage, die seit zehn Jahren auf ihre Fertigstellung wartet: Jetzt widmet sich der frühere Versicherungskaufmann nur noch der Fliegerei.
Ruhe bewahren
"Der Modellflug lehrt einen, die Ruhe zu bewahren", weiß Linseder. Je vorsichtiger man das Steuergerät behandelt, desto besser. "Man muss die Entfernung richtig einschätzen. Das Schwierigste ist - wie bei den großen Brüdern - die Landung." Außerdem lernt man, schnell zu reagieren, was einem auch im Straßenverkehr zu Gute kommt. Wichtig sei auch, dass - aus Versicherungsgründen - nur Vereinsmitglieder dieses Streckenpferd betreiben.
Anlässlich des 40-jährigen Bestehens als Modellflugverein wird vom 31. März bis 2. April nächsten Jahres eine Modellausstellung im Schloss Porcia gezeigt.
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