Kolumne von Roul Starka
Kiloschwere Erleuchtung auf dem Retro-Fahrrad
- Schriftsteller Roul Starka schreibt jede Woche über das Leben in St. Pölten
- Foto: zVg / privat
- hochgeladen von Lauren Fahrenberger
Roul Starka ist ein Schriftsteller aus St. Pölten. Für MeinBezirk schreibt er jede Woche eine Kolumne über das Leben in der Landeshauptstadt. Dieses Mal geht es ums Radfahren und Abnehmen eines charakterstarken St. Pöltners.
ST. PÖLTEN. Vor zwei Jahren fuhr ich alles mit dem Rad, beruflich, privat, Wurstsemmerl holen, die größten Packln vom Hornbach, Radkorb, Rucksack, Komplettprogramm. Nicht weil ich so sportlich, gesund, umweltbewusst bin. Nein, ich hatte kein Auto. Im Jänner 2023 hatte ich noch 110 Kg, im November 83,9 Kg (ja, das 83,9 blitzte kurz auf, also gilt es). Das sind minus 26,1 Kilogramm! Ich war durchtrainiert, motiviert, super drauf, wurde innen und außen jünger und jünger.
Das Rad, PUCH Clubman aus dem Jahre 1976 (!), wurde mir geschenkt. Eine gute Freundin meiner Frau hat mir das Fahrrad von ihrem Vater gegeben. Übrigens, meine Frau stellt jede ihrer Freundinnen als ihre „allerbeste Freundin“ vor. Das ist wahre Liebe. Das Rad: 12-Gang, damals der Wahnsinn, Fahrrad rot mit goldener Schrift. Ich fuhr täglich auf den Eisberg, Hermannshöhe, höchste Erhebung St. Pöltens. Dort unterrichte ich an der VHS St. Pölten Italienisch und Englisch, so auch im Wifi. Ebenfalls musste ich beruflich nach Viehofen, in die Stadt, täglich von 7 Uhr früh bis 22 Uhr abends am Rad. Ich fuhr rauf zur VHS durch den Kaiserwald. Am Anfang im März, von zu Hause bis zur VHS: 29 Minuten. Im Oktober: 19 Minuten.
Seit 2024 hab’ ich ein Auto. Mit dem Rad war ich spätestens 20 Minuten vor 8 Uhr 30, Unterrichtsbeginn, in der Schule. Jetzt mit dem Auto wird es 8 Uhr 28 oder 8 Uhr 29. Es gibt vorher so viel „Wichtiges“ zu erledigen. Ich hab wieder 98 Kilo und erkläre seit März 2025, dass ich natürlich wieder mit dem Rad fahren werde, vielleicht schon morgen. Aus „schon morgen“ wurde es der 27. August 2025. Hornbach. Mit Foto, stolz wie 1976, da hatte ich ein Puch Jungmeister, 10-Gang, gelb!
Gürtel ist jetzt wieder auf dem engsten, letzten Loch. Okay, ich krieg' keine Luft, und der Gürtel schneidet ins Fleisch, aber mit 62 darf man schummeln. Mit einem ganz starken Willen erreichst du … nichts, gar nichts. Mit Geduld und einem Lächeln alles.
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