Wilhelmsburg
20 Jahre Haft für heimtückischen Mord an Ehefrau

- Verteidiger Anton Pelwecki mit dem 62-jährigen Kosovaren, dem wegen Mordes an seiner Frau am Landesgericht St. Pölten der Prozess gemacht wurde.
- Foto: Ilse Probst
- hochgeladen von Petra Weichhart
Ein 62-Jähriger soll 2005 seine Frau in Wilhelmsburg durch einen Stich in den Hals getötet haben. Nach seiner Flucht in den Kosovo, musste er sich jetzt am Landesgericht St. Pölten verantworten.
ST. PÖLTEN (ip). Zu einem einstimmigen Urteil kamen Geschworene am Landesgericht St. Pölten, wo sich ein 62-jähriger Kosovare wegen Mordes an seiner Ehefrau zu verantworten hatte. Staatsanwalt Karl Fischer warf dem Angeklagten vor, am 5. Juni 2005 in Wilhelmsburg der schlafenden Frau ein Messer in den Hals gerammt und sie dadurch getötet zu haben.
Trennungswunsch
Als Motiv für die Bluttat nannte Fischer das Bestreben der Frau, sich von ihrem Ehemann, den sie bereits 2001 in einem Brief als „Monster“ und „Teufel“ bezeichnet hatte, zu trennen. Aus Angst, seine vier Kinder im Alter zwischen elf und 15 Jahren zu verlieren, tötete der damalige Taxifahrer die Frau. Das Messer wusch er zunächst ab, dann stellte er es in den Geschirrspüler. Er weckte die Kinder und sagte: „Mama schläft!“ Unter dem Vorwand, den geplanten Tagesausflug zunächst nach Ungarn und dann zu einem See zu machen, lockte er die Kinder aus der Wohnung und fuhr mit ihnen über Ungarn in den Kosovo, wo er sie bei seinem Vater ließ und in Begleitung seines Bruders zur Polizei ging.
Notwehr
Die Behörden im Kosovo lehnten eine Auslieferung nach Österreich ab und verurteilten den Mann 2009 zu einer mittlerweile verbüßten Freiheitsstrafe von sieben Jahren. Staatsanwalt Fischer „blieb am Ball“. In Österreich beträgt die Mindeststrafe zehn Jahre, sieben Jahre für diese heimtückische Tat waren ihm zu wenig, zumal die Notwehrvariante, die der Angeklagte vorgab, keineswegs mit den Spuren am Tatort zu vereinbaren waren.
„Mein Mandant hatte keinen Tötungsvorsatz“, erklärte Verteidiger Anton Pelwecki im Prozess und leitete damit die Schilderung des 62-Jährigen ein, der von einer „guten Ehe“ sprach, seine Frau nicht geschlagen oder kontrolliert habe. In der Nacht zum 5. Juni habe er schon geschlafen, als er durch ein Geräusch wach wurde und seine Frau mit dem Messer vor sich sah. Er habe sie am Handgelenk gepackt und nach einer kurzen Rangelei habe er sie zweimal röcheln gehört. Als er ihren Puls kontrollierte, habe er nichts gespürt.
Widersprüche
Richterin Doris Wais-Pfeffer konfrontierte den 62-Jährigen mit Widersprüchen zu seinen Aussagen im Kosovo, mit Beobachtungen von Nachbarn und Arbeitskollegen der Frau, vor allem aber mit den Tatortspuren, wonach Gutachter Wolfgang Denk die Ausführungen des Kosovaren massiv in Frage stellte. Unter Einberechnung der siebenjährigen Haft in seiner Heimat verhängte das Gericht eine Freiheitsstrafe von 20 Jahren. Aufgrund der Nichtigkeitsbeschwerde und der Berufung seitens des Verteidigers ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.
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