Zwangsarbeiterlager am See
Die dunkle Seite der St. Pöltner Geschichte

Informationstafel über das Lager am Viehofner See. | Foto: Katharina Gollner
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Die Zwangsarbeitslager in Viehofen beschäftigen auch heutzutage noch die Landeshauptstadt.

ST. PÖLTEN (bw, kg). Es sind Geschichtsträchtige Orte, wie etwa das Areal des Viehofner Sees, die einem Gänsehaut bereiten. Wenn man heute die Ruhe der Natur am See lauscht und seine Seele baumeln lässt, würde man wohl nie erahnen, welche Grausamkeiten sich hier einst zugetragen haben.

Lager für Juden

Wussten Sie, dass während des zweiten Weltkrieges in der Viehofner Au zwei Zwangsarbeiterlager eingerichtet wurden? Die dort internierten Menschen hatten in diversen staatlichen und privaten Betrieben in St. Pölten und Umgebung Zwangsarbeit zu leisten. "In den 70er Jahren wurde das Lager komplett abgetragen und jetzt deutet darauf beim See nichts mehr hin", so Stadthistoriker Thomas Lösch. Vor Jahren wurde deswegen ein Mahnmal Viehofen Konzept ausgearbeitet.

Mahnmal Viehofen

Catrin Bolt gestaltete am Gelände der Viehofner Seen Informationstafeln, die zwar wie gewöhnliche Orientierungstafeln anmuten, aber die Situation von 1945 darstellen: Mahnmal Viehofen Bolt. Im zweiten Projekt versandte Tatiana Lecomte an 20.000 St. Pöltner Adressaten Postkarten mit Ansichten von den heutigen Spuren des Lagers und vom Massengrab. Der handgeschriebene Standardtext lautete: „Ich bin gesund, es geht mir gut.“ Dieser Satz musste in der NS-Zeit in allen Postsendungen von Lagerhäftlingen an ihre Angehörigen enthalten sein. Das Konzept von beiden wurde zur Realisierung vorgeschlagen. "Indem ich 20.000 Postkarten per Hand beschrifte und an die Einwohner und Einwohnerinnen von St. Pölten versende, integriere ich vor Ort ansässige Menschen in meinen Gedankengang und mache sie zum Teil meiner Idee eines Mahnmals.", schreibt sie auf der Homepage mahnmal-viehofen.at.

Die Geschichte

Martha Keil vom Institut für jüdische Geschichte Österreichs erklärt zur Geschichte: "Wir bereiten momentan einen Forschungsantrag vor, wo der Viehofner See ein Teil davon wird." Warum es so wichtig ist, die vergangene Geschehnisse zu dokumentieren erklärt sie: "Ich finde man muss sich mit allen Teilen der regionalen Geschichte befassen - sprich mit den negativen auch. Man kann sich nicht mit dem Wiederaufbau rühmen und nur das positive von damals aufzählen und dabei aber vergessen, dass dies alles mit Zwangsarbeit gemacht wurde." Weiters sagt sie: "Das UK St. Pölten versorgte damals die Zwangsarbeiter, wenn man sich jedoch falsch benahm wurde man in ein Konzentrationslager geschickt." Die Arbeit geht dem Institut nicht aus, es gibt noch viel aufzuarbeiten. Vor allem bei den Zwangsarbeiterlagern. "Ohne Zwangsarbeiter wäre alles zusammen gebrochen ohne diesem skrupellosen System. Viele die in der Nähe wohnten, wussten das es gibt und haben nichts unternommen oder wollten es nicht wissen/wahr haben. Ein Grund auch das es so verschwiegen ist. Wir werden unseren Teil angehen und weiter forschen.", so Keil.

Kein anonymes Massengrab
Im Zuge des Mahnmal Viehofen wurde bereits sehr gut recherchiert und Interviews geführt. "Wir sind in Viehofen nicht so verloren und wissen auch die Namen der Juden die dort gestorben sind. Es gab zwei Lager für Ostarbeiter und Juden. Am schlimmsten traf es die jüdischen Arbeiter, sie hatten keine Bunker wenn ein Bombenangriff war. In jedem dieser Lager waren die aller ärgsten Geschichten. Es ist wichtig, dass man dies nicht vergisst und es ist eine Mahnung wie schnell die Menschlichkeit beim Teufel sein kann." Ein großes Anliegen von Martha Kiel ist auch das Massengrab am städtischen Friedhof. "Wir kennen 11 namentlich Verstorbene. Diese soll man gebührend einzeln begraben und einen Grabstein aufstellen und kein anonymes Massengrab." Auch die Nachkommen der Kriegsgefangenen sind an einer Aufklärung der Geschehnisse von damals sehr interessiert. Abschließend sagt sie: "Man muss aus der Geschichte lernen"

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