Liebe und Beziehung

Die perfekte Beziehung gibt es nicht (mit Umfrage)

Was braucht's für eine gesunde Beziehung? MeinBezirk.at hat bei Paartherapeuten nachgefragt.

ST. PÖLTEN. Zwei Menschen, die in einem Haushalt leben, heiraten, dann Kinder bekommen: Das ist die klassische Vorstellung einer Liebesbeziehung in Österreich. Laut dem Summer Love Report der Dating App Parship sind sieben von zehn Niederösterreicher liiert. Die Mehrheit davon lebt mit dem bzw. der Liebsten im selben Haushalt (90 Prozent), ist verheiratet (63 Prozent), hat gemeinsame Kinder (61 Prozent) und ist seit über 10 Jahren zusammen (61 Prozent).

Dennoch hat die St. Pöltner Paartherapeutin Ingrid Einböck in ihrer Arbeit beobachtet, dass sich die Beziehungsformen verändern - weniger Paare heiraten und verfolgen genau diesen klassischen Weg. "Ich sehe das positiv, denn dadurch sind die Beziehungen flexibler und man kann besser die eigenen und gegenseitigen Bedürfnisse erfüllen", sagt Ingrid Einböck.
Karl Eder, der ebenfalls als Paartherapeut in St. Pölten tätig ist, betont, dass oft auch Druck von außerhalb auf Paare ausgeübt wird, dem klassischen Beziehungsbild zu entsprechen. "Es sind viele gesellschaftliche Ansprüche dahinter, wie eine Beziehung aussehen soll. Das schränkt ein - wie weit kann man mit einer nicht-traditionellen Beziehung an die Öffentlichkeit gehen, wenn die Beziehung nicht so aussieht, wie es das Umfeld erwartet?"

Eine gesunde Beziehung pflegen

"So wie ich es in meiner Arbeit erlebe, laufen Beziehungen ganz unterschiedlich und sind sehr vielseitig. Deswegen gebe ich selten konkrete Ratschläge", sagt Karl Eder. Tipps für die "perfekte Beziehung" gibt es seiner Ansicht nach also nicht - auch, weil es die perfekte Beziehung erst gar nicht gibt.
Ingrid Einböck ist ebenfalls der Meinung, dass Beziehungen etwas sehr individuelles sind. "Was aber wichtig ist, ist, Zeitinseln für die Pflege der Beziehung zu schaffen und dadurch dem Alltagstrott zu entkommen. Ebenso wichtig ist ehrliche und offene Kommunikation - Probleme anzusprechen, wenn es sie gibt."
Häufige Problemfelder in Beziehungen sind Veränderungen, wie die Pensionierung, die Geburt eines Kindes, oder auch das Selbstständig werden eines Kindes. Ebenso stellen Schicksalsschläge wie Krankheit oder Verlust von Freunden oder Angehörigen oftmals Herausforderungen in Beziehungen dar.

Liebe im Wandel

Ingrid Einböck ist seit zehn Jahren als Paartherapeutin tätig. In dieser Zeit hat sie vor allem eine Veränderung in der Dynamik vieler Beziehungen bemerkt: "Jüngere Männer sind heute eher bereit, im Haushalt und mit den Kindern mitzuhelfen und nehmen zum Beispiel auch das Papamonat gerne an. Ältere Männer stecken da noch her im alten Muster und sehen sich eher für das Finanzielle verantwortlich."
Auch die Art, wie sich Menschen kennenlernen, verändert sich: Während das vor zehn Jahren eine Seltenheit war, haben sich laut der Parship-Studie 15 Prozent der Niederösterreicher online kennengelernt. Österreichweit sind es sogar 57 Prozent.
Auf die Qualität der Beziehung habe die Art des Kennenlernens - online oder klassisch offline - keinen spürbaren Einfluss. Allerdings braucht es laut Karl Eder, wie auch bei Fernbeziehungen, den "realen Abgleich": "Distanz kann zur Idealisierung des Partners führen - das kann auch etwas Schönes sein, aber es kann sein, dass der Partner, wenn man ihn dann in Echt trifft, anders ist als die Vorstellung."

Einen Partner finden

Für Singles auf Partnersuche hat Ingrid Einböck Ratschläge: Bei der Ausübung von Hobbys oder in Vereinen kann man gut Menschen mit ähnlichen Interessen treffen. "Was aber vor allem wichtig ist, ist Zuversicht und die richtige Einstellung. Und auch, nicht zu hohe Anforderungen zu stellen und einen potentiellen Partner gleich abzuschreiben, weil er nicht zu hundert Prozent perfekt scheint"

Links:
Homepage von Ingrid Einböck
Homepage von Karl Eder