St. Pölten
Individuelle Therapie für Kinder mit Autismus

Sonja Gobara, der Leiterin des Autismuszentrums Sonnenschein und Daniel (Name geändert).  | Foto: AZS
  • Sonja Gobara, der Leiterin des Autismuszentrums Sonnenschein und Daniel (Name geändert).
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Seit fünf Jahren betreut das Team des Autismuszentrums SonnenscheinKinder mit Autismus-Spektrum-Störung und ihre Familien. Wichtig für eine erfolgreiche Therapie sind unter anderem eine frühzeitige Diagnose, hohe Behandlungsfrequenz und die Mitarbeit der Eltern.

ST. PÖLTEN (pa). Früher konnte Daniel (Name geändert) nicht sprechen. Durch Jammern versuchte er sich auszudrücken, seine Wünsche waren aber meist nicht zu verstehen. Alleine zu spielen fiel ihm schwer, er wiederholte oft die gleichen Abläufe. Fühlte er sich in seinen Ritualen unterbrochen, reagierte er häufig aggressiv. Er brauchte die Aufmerksamkeit anderer Menschen. Seine Mutter gelang es kaum, den Raum zu verlassen. Gleichzeitig ließ er beim Spielen aber auch keine Einflüsse von außen zu. Im Autismuszentrum Sonnenschein in St. Pölten lernte er damit umzugehen.

Autismuszentrum St. Pölten

Etwas echs von 1.000 Menschen sind betroffen. Für Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung bietet das Autismuszentrum Sonnenschein seit 5 Jahren individuell zugeschnittene Therapieangebote, seit einem Jahr in einem eigenen, auf die Bedürfnisse der Kinder ausgerichteten Gebäude. Dieses wurde im Februar feierlich eröffnet, am 16. März 2020 startete der Betrieb. Seitdem wurden hier 60 Patientinnen und Patienten behandelt. Seit 2015 waren es insgesamt bereits über 200. Das interdisziplinäre Behandlungsteam - Medizin, Psychologie, Sonder-Heilpädagogik, Musiktherapie, Ergotherapie und Logopädie - ist speziell ausgebildet. Die Kinder sind üblicherweise unter sechs Jahre alt, eine Therapie dauert zwei Jahre, erfolgt ambulant und aufsuchend im Umfeld des Kindes. Der NÖGUS und die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) fördern den Betrieb des Autismuszentrums.

„Es ist uns wichtig, den Kindern durch die Therapie einechancenreiche Zukunft zu ermöglichen“,

betont NÖGUS-Vorsitzender LandesratMartin Eichtinger, der vergangenes Jahr auch mit dabei war, als einige Kinder des Autismuszentrums den Papst in Rom besuchten. „Das Autismuszentrum
Sonnenschein zeigt vorbildlich, welche positiven Effekte eine passende Therapie erreichen kann.“ Auch Norbert Fidler, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der ÖGK in Niederösterreich, unterstreicht die Bedeutung dieses Angebots: „Das Autismuszentrum Sonnenschein ist ein absolutes Leuchtturmprojekt. Kinder mit Autismus erhalten hier genau jene Behandlung, die sie brauchen – unabhängig von der finanziellen Situation der Familie. Die Therapie startet frühzeitig, ist intensiv und qualitativ hochwertig. So werden die Kinder bestmöglich in ihrer Entwicklung und auf dem Weg zu einem eigenständigeren Leben unterstützt.“

Spiele-Ideen

Daniel lernte, Spiel-Ideen von anderen Menschen aufzugreifen, imitierte sie. Erprobierte viel mehr Spielsachen aus, sein Spielen wurde abwechslungsreicher. Und er lernte alleine zu spielen. Die volle Aufmerksamkeit der Mutter war nicht mehr nötig, sie konnte den Raum verlassen. Und so wurde es möglich, dass Daniel den Kindergarten besucht. Es gelang ihm immer besser, Spiele selbst zu beenden oder zuzulassen, dass diese von jemand anderem beendet werden. Er schaffte es auch, abzuwarten und Begrenzungen zu akzeptieren. Durch Bildkarten kann er sich ausdrücken, er wurde seltener aggressiv. Und er lernte Gegenstände, Bilder, Personen, Tätigkeiten zu benennen, auch sein Sprachverständnis wurde immer besser Und Daniel will Neues lernen. „Das Ziel aller Unterstützungen und Begleitungen ist es, ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen“, betont Sonja Gobara, die Leiterin des Autismuszentrums Sonnenschein.

Was es braucht, damit Therapie erfolgreich sein kann?

„Besonders wichtig, ist die Früherkennung“, so Gobara. Je früher undintensiver ein Kind behandelt wird und die Eltern in ihrer Erziehungs-Kompetenz unterstützt werden, desto höher sind die Chancen auf eine gute Entwicklung. „Sehr wichtig ist auch die Mitarbeit der Eltern“, ergänzt die stellvertretende Leiterin Lisa Jägersberger. Eltern können Kompetenzen erlernen, um ihr Kind zu unterstützen. Sie können mit ihrem Kind das, was es in der Therapie gelernt hat, im Alltag üben. Daniels Eltern stellten sogar eigeninitiativ Therapiematerial für zuhause her und besorgten auch immer wieder entsprechende Spielmaterialien, die Daniel in der Therapie gut gefielen. Die Integration gelernter Verhaltensweisen in den Alltag ist ein wesentlicher Faktor. In der Therapiestunde gibt es wenig Ablenkung. Das Kind kann sich ganz auf die Übungen konzentrieren. Außerhalb der Therapieräume aber gibt es wieder jede Menge Reize, die ablenken, viele andere Orte und viele andere Menschen. Daher ist es zum Beispiel sinnvoll, mit verschiedenen Personen zu üben. Das individuelle Eingehen auf das Kind ist ebenfalls sehr wichtig. Autismus ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Bei manchen Kindern im Spektrum sind Anzeichen kaum wahrzunehmen, sie brauchen kaum Unterstützung. Bei anderen Kindern bemerken Eltern schon sehr früh, dass eine Therapie nötig sein könnte. „Das Therapiekonzept wird immer individuell angepasst“, so Jägersberger. Daher wird beobachtet, was dem Kind Spaß macht, und das wird dann in der Therapie hervorgehoben. „Spaß und Motivation!“, betont Jägersberger. Das sei besonders wichtig. „Wir achten darauf, dass die Kinder gerne hier sind.“

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