Lokalaugenschein
Landeskriminalamt NÖ: Im Visier der Fahnder
Die Bezirksblätter auf Lokalaugenschein bei der Fahndungsgruppe im Landeskriminalamt NÖ in St. Pölten.
ST. PÖLTEN (pw). "Die Augen sind länglicher und das Gesicht runder, nicht so ein spitzes Kinn." Der Computer präsentiert ungefähr 50 verschiedene Gesichtsformen. "Etwa so?" Wir wählen Nummer 18. "Nein, an der Wange etwas breiter." Einen Menschen aus dem Gedächtnis zu beschreiben, und das bis ins kleinste Detail, ist schwieriger als gedacht.
Eine Herausforderung, vor der die Ermittler der Fahndungsgruppe des Landeskriminalamtes NÖ (LKA) öfter stehen. Wird nach einem flüchtigen Täter gesucht, kommen häufig Phantombilder ins Spiel. "Früher wurden sie noch mit der Hand gezeichnet, heute macht das der Computer", erklärt Peter Maikisch, Leiter des Bereichs Fahndung.
Doch zu seinen Aufgabenbereichen zählt noch viel mehr: Etwa die Identitätsfeststellung aller unbekannten Leichen, die Suche nach Abgängigen in NÖ und der Einsatz des Kennzeichen-Erfassungssystems bei Fahrzeugen. "Kein Tag ist wie der andere, es gibt immer wieder Überraschungen", stellt Maikisch fest. Genau das macht den Beruf für ihn so spannend.
Priesterseminar
Zu seinen spektakulärsten Fällen zählt sicher die Datensicherung und Auswertung im Fall "Priesterseminar St. Pölten". Der Kinderporno-Skandal sorgte 2003 weltweit für Schlagzeilen. "Ein Beschuldigter flüchtete damals samt Festplatte nach Polen. Bei seiner Festnahme war diese gelöscht. Es gelang uns aber, Fotos mit kinderpornografischen Darstellungen sowie Textfragmente von E-Mails wiederherzustellen", erklärt der Ermittler.
Skelettteile
Ein aktuelles Beispiel ist der Fund der Skelettteile beim Wasserschloss in Pottenbrunn. Wie wird in so einem Fall vorgegangen? "Zuallererst wird die Identität festgestellt. In diesem konkreten Fall hatten wir Ausweisfragmente und Kleidungsreste. Außerdem werden DNA-Proben genommen und Zahnschemata verglichen. Anschließend wird die Todesursache ermittelt, um ein mögliches Fremdverschulden festzustellen", so Maikisch. "Bei den Skelettteilen hatten wir gleich eine Vermutung, um wen es sich handeln könnte." Schnell wurde klar, dass es sich tatsächlich um einen seit Längerem abgängigen Demenzkranken aus Deutschland handelte.
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