Pyhra: 'Nazis wurden verdrängt'
Hans Geißlhofer, Entwicklungshelfer aus Pyhra, arbeitet im Buch "Der Kältesee" seine eigene Geschichte auf.
PYHRA (ah). Die Gegend rund um den Lunzer See ist vielen aus St. Pölten bekannt. Weniger bekannt ist jedoch die Tatsache, dass die Nationalsozialisten auf der Alm am Dürrenstein ihre sogenannte "Alpenfestung" aufbauen wollten.
Der aus Pyhra stammende Autor Hans Geißlhofer hat sich dieser Geschichte in seinem Buch "Der Kältesee" angenommen, und nicht nur weil er historisch interessiert ist, nein - sondern weil ganz viel Familiengeschichte in seinen Erzählungen steckt.
"Wir entkamen dem Lager"
Der langjährige Entwicklungshelfer interessierte sich in seinen jungen Jahren eher weniger für seine Familiengeschichte.
Erst durch ein Restitutionsverfahren erfuhr er, dass ein zweites Gut (das erste befand sich in Lunz, Anm. d. Red.) der Familie in Pyhra von den Nazis beschlagnahmt worden war. "Unter Zwang wurde dieses an den Gauleiter verkauft, damit unsere Familie dem Konzentrationslager entgehen konnte", so Geißlhofer im Gespräch mit den Bezirksblättern.
Warum "Der Kältesee"?
Geißlhofers Urgroßvater war an der Errichtung der Biologischen Station am Dürrenstein beteiligt. "Hier stellte man bei meteorologischen Messungen fest, dass sich dort ein Kältepol von minus 52 Grad befand. Das nutzten die Nazis, um die Kälteresistenz ihrer Panzer zu messen." Die Zeit der Nationalsozialisten war für die Familie mit jüdischen Wurzeln auch nach dem Krieg ein rotes Tuch. Erst als sich Geißlhofer für seine Geschichte rund um die Familiengüter in Lunz und Pyhra zu interessieren begann, löste sich nach und nach die Blockade. "Was ich auch beobachten kann, ist, dass sich nach der Veröffentlichung meines Buches immer mehr Menschen trauen, über die Vergangenheit zu sprechen. Vor allem in Pyhra ist dieser Abschnitt der Geschichte verdrängt worden. "Ich hoffe, dass ich mit meinem Buch gegen diese Verdrängung beitragen kann."
Das Buch "Der Kältesee" ist im Buchhandel erhältlich.
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