Landeskriminalamt NÖ
Raubüberfälle – Wenn die Maske fällt
Für Opfer ist es wichtig, das Gesicht der Täter zu kennen, um damit abschließen zu können.
ST. PÖLTEN (pw). Die eigenen vier Wände sind intimer Rückzugsort jedes Einzelnen. Sie geben Geborgenheit, vermitteln Sicherheit und schützen die Privatsphäre. Wenn nun plötzlich und völlig unerwartet Fremde in diese Räumlichkeiten vordringen, Opfer fesseln, knebeln und misshandeln – sogenannte Home-Invasionen – hinterlässt dies oftmals ein Trauma, das schwer aufzuarbeiten ist.
"Die Ermittlungen sind eine extreme kriminalistische Kleinarbeit. Wir fangen immer bei null an, denn beim Raub gibt es keinen Opfer-Täter-Bezug", erklärt Josef Deutsch, der sich als Leiter der Raubgruppe des Landeskriminalamtes NÖ auf ein hervorragendes Team verlassen kann.
Die Ermittler sehen sich mit schwerem Raub, Vergewaltigung, bis hin zum Mord konfrontiert. Er und sein Team sind die Ersten am Tatort, sprechen mit den Opfern. "Jede Kleinigkeit ist wichtig und kann eine Spur sein", so Deutsch.
Extreme Gewaltbereitschaft
Josef Deutsch hat es seit rund 30 Jahren mit Gewalttaten zu tun: "Ich habe in der Kriminalabteilung vom Mord bis hin zum Raub fast alle Gruppen durchwandert." Dabei ist der Beruf bei ihm Familiensache: "Mein Vater war Polizist. Da kriegt man viel mit, das war für mich richtungsweisend. Und auch mein Sohn hat diesen Weg eingeschlagen." Dass er dabei oft die hässlichsten Seiten von Gewalt zu sehen bekommt, treibt ihn weiter an:
"Ich sehe es als eine Verpflichtung den Opfern gegenüber, die Täter ausfindig zu machen. Denn sie sollen erfahren, wer unter der Maske steckt. So können die Betroffenen besser damit umgehen und es abschließen."
Denn gerade nach Home-Invasionen seien die Opfer schwer traumatisiert. Besonders in Erinnerung geblieben ist dem Chefermittler die "Froschbande": "Insgesamt 13 Täter haben in drei Ländern zehn Überfälle verübt und dabei die Opfer massiv misshandelt. So wurde etwa ein Hausbesitzer durch Schläge mit Eisenstangen getötet und eine 85-jährige Frau vergewaltigt und eingesperrt", schildert Deutsch. Auch bei einer Home-Invasion in St. Pölten, wo ein 20-jähriger Slowake in eine Wohnung eindrang und in der Folge die 79-jährige Besitzerin und deren 53-jährige Tochter durch heftige Schläge schwer misshandelte, waren er und seine Kollegen im Einsatz. Der Täter bedrohte beide mit einem Messer und versuchte unter massiver Gewaltanwendung, die Tochter zu vergewaltigen. Sie erlitt dabei eine Stichverletzung am Bein. Aufgrund heftiger Gegenwehr ließ der 20-Jährige von ihr ab und flüchtete.
Arbeit ist wichtig
Dass einen solche Taten nicht kalt lassen, hat sich für Deutsch auch nach drei Jahrzehnten nicht geändert. "Die Arbeit ist mir wichtig und jeder ausgeforschte Täter eine Befriedigung." Ausgleich findet er in der Familie und bei Bergwanderungen. "Doch wenn man an einem betroffenen Haus vorbeifährt, denkt man daran."
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