Offener Brief an Bundeskanzler
S34-Gegner gehen in Offensive

50 Traktoren sorgten für einen lebendigen und unübersehbaren Protest gegen die Bodenversiegelung. | Foto: Stopp S34
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  • 50 Traktoren sorgten für einen lebendigen und unübersehbaren Protest gegen die Bodenversiegelung.
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Der Protest gegen die geplante S34 im Traisental geht weiter: Die Projektgegner schicken nun einen Offenen Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

ST. PÖLTEN. Seit Jahren wird gegen die im Traisental geplante Trasse der S34 protestiert. Zuletzt gab es einen Wettstreit der Petitionen für und gegen das Straßenprojekt: Während die Befürworter rund 300 Stimmen sammeln konnten (Stand Ende August), stehen die S34-Gegner bei mehr als 5.700 Proteststimmen.

50 Traktoren sorgten für einen lebendigen und unübersehbaren Protest gegen die Bodenversiegelung. | Foto: Stopp S34
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Viele niederösterreichische Bauern haben sich dem Protest angeschlossen, weil ihre Wiesen und Äcker durch das Straßenbauprojekt von Enteignung bedroht sind. Nun gehen die S34-Gegner erneut in die Offensive und schicken einen Offenen Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz, der in einer gemeinsamen Kundgebung der Öffentlichkeit präsentiert worden ist. Das ist der Brief im Wortlaut:

Dringende Bitte um Beendigung des Projektes S34

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz,

es steht in der Macht Ihrer Bundesregierung,
• einen Ökozid in St. Pölten abzuwenden
• die Existenz zahlreicher Bäuerinnen und Bauern in dieser Stadt zu sichern
• die - europaweit in dieser Form einzigartigen - resilienten Strukturen St. Pöltens
in die Zukunft zu retten: St. Pölten ist DIE „Stadt der Dörfer“
• einen historischen Wendepunkt in der Verkehrs- und Klimapolitik
Niederösterreichs einzuleiten, indem Sie das der Wahrnehmung von Prof. Bernd Lötsch nach dümmste, überflüssigste und schädlichste Projekt im letzten halben Jahrhundert stoppen.

Herr Bundeskanzler, bitte bereiten Sie im Sinne der Perspektiven der Menschen in diesem
Lande dem alles ruinierenden Straßenbau-Projekt S 34 ein Ende.
Die Kinder werden es Ihnen danken!

Mit vorzüglicher Hochachtung
Dr. Dieter Schmidradler für das Initiativennetzwerk
Klimahauptstadt 2024
St. Pöltens Initiativen für eine menschen-, umwelt- und klimagerechte Welt.
www.klimahauptstadt2024.at

Ein Ökozid ist die massive Schädigung und Zerstörung von Ökosystemen - schwere
Schäden an der Natur, die weitreichend oder langfristig sind.
Das Straßenbauprojekt S34 zeitigt schwere, weitreichende und langfristige Schäden an der
Natur, u.a. aus folgenden Gründen, die auch Gegenstand im UVP-Beschwerdeverfahren
sind:
• Die großräumige, teils ersatzlose Rodung bzw. Zerschneidung der St. Pöltner
Wald- und Naturräume zerstört den Lebensraum unzähliger schützenswerter
Tiere, u.a. der vom Aussterben bedrohten Tierarten Feldhamster, Turteltaube
und Wachtelkönig.
• Böden werden per Grundwasserabsenkung vorsätzlich ausgetrocknet.
• Etwa 25% des gesamten Jahresbedarfs an Trinkwasser der gesamten regionalen
Bevölkerung werden vergeudet.
• Kontaminierte Straßenabwässer werden in die Pielach und in die Traisen
eingeleitet, wo Fische - u.a. der vom Aussterben bedrohte Huchen - zugrunde
gehen werden.
• Giftige straßenverkehrsbedingte Abriebe gelangen entlang des gesamten
Straßenverlaufs durch Versickerung ins Grundwasser und damit auch ins
Trinkwasser.
• Entlang der neuen Straße werden aus diesen Abrieben teils hochgiftige
Substanzen von den Pflanzen aufgenommen und gelangen so in die menschliche
Nahrung.

Die S 34-Gegner befürchten die Enteignung vieler Bauern, deren Äcker und Wiesen der geplanten Trasse der S 34 im Weg stehen. | Foto: Stopp S34
  • Die S 34-Gegner befürchten die Enteignung vieler Bauern, deren Äcker und Wiesen der geplanten Trasse der S 34 im Weg stehen.
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Wer steht hinter dem Offenen Brief?

"Zahlreiche im Initiativennetzwerk 'Klimahauptstadt 2024' vertretene Initiativen sind nach dem Motto 'menschenfreundlich, nicht autofeindlich' mit der Bitte an den Bundeskanzler herangetreten, seine Haltung zum motorisierten Individualverkehr und zum Straßenbau grundlegend zu überdenken", ist von der Protestgruppe "Stopp S 34!" zu hören.

Die Aufforderung der Bauern an den Bundeskanzler ist klar: „Sichern Sie unsere Existenz, unser Wasser und die regionale Lebensmittelversorgung in dieser Stadt, Herr Kurz!“

Die Klimahauptstadt2024 schlägt in die selbe Kerbe: „Die - europaweit in dieser Form einzigartigen - resilienten Strukturen St. Pöltens in die Zukunft zu retten: St. Pölten ist DIE Stadt der Dörfer!“

Maria Zögernitz von der Radlobby St. Pölten sieht: „einen historischen Wendepunkt in der Verkehrs- und Klimapolitik Niederösterreichs einzuleiten, als erreicht“.

Elisabeth Prochaska von der Niederösterreichische Berg- & Naturwacht ermahnt ihrerseits, angesichts der massiven Schäden an Mensch und Natur, die mit diesen Straßenbauvorhaben zweifelsfrei einhergehen, von der weiterführenden Forcierung dieser Projekte Abstand zu nehmen: „Die Rest-Natur gehört unseren Kindern!“

Mit gleicher Vehemenz und Begeisterung wie die Zivilgesellschaft engagieren sich auch St. Pöltnens Politiker für ein Stopp der S34: Niko Formanek (NEOS), Christina Engel-Unterberger (Stadtchefin der Grünen), Walter Haimerl-Lesnik (Grünen Gemeinderat und selbst Initiator der Bürgerinitiative S34-Sinnlos) und Josef Brader (einstimmig gewählter Umweltgemeinderat ÖVP St. Pölten) und jener ÖVP Politiker, der sich auch nach der Wahl an die Wahlversprechen betreffend Bodenschutz und ablehnende Haltung zur S34 hält.

Viele Menschen kamen zur öffentlichen Präsentation des Offenen Briefs an Bundeskanzler Sebastian Kurz. | Foto: Stopp S34
  • Viele Menschen kamen zur öffentlichen Präsentation des Offenen Briefs an Bundeskanzler Sebastian Kurz.
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Ing. Herwig Handler, Verein Umwelt Lebenswert Obergrafendorf, Landrettung.at-Initiator Hermann Fahrnberger und Verkehrswende-Obmann DI. Dr. Dieter Schmidradler bei der Übergabe des offenen Briefes an Mag. Martha Penz-Zach.

Neben ÖVP Umweltgemeinderat Josef Brader stehen auch die Oppositionspolitiker von Neos (Niko Formanek) und Grünen (Grünen-Chefin Christina Engel-Unterbergerund Walter Heimerl-Lesnik) vor Ort der Zivilgesellschaft zur Seite.

Im Corso sorgten 50 Traktoren für einen lebendigen und unübersehbaren Protest gegen die Bodenversiegelung.

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