So machen St. Pöltner 35.000 Euro "pro Woche"

- "Eine machtvolle Alternative": Laut OneCoin haben bereits über 1,7 Millionen Menschen in die Kryptowährung investiert.
- Foto: Screenshot/www.onecoin.eu
- hochgeladen von Bezirksblätter Archiv (Johannes Gold)
Gold und Aktien waren gestern: Eine handvoll St. Pöltner sahnt mit einer neuen Kryptowährung ordentlich ab.
ST. PÖLTEN (jg). Eine Altbauwohnung am Rande der St. Pöltner Altstadt. Zutritt wird gewährt, wenn man die Frage, von wem man eingeladen wurde, zufriedenstellend beantwortet. Fischgrätenparkett, ein edler Tisch, Designer-Leuchte. 12 Männer und drei Frauen sitzen in dem Raum. Weiße Hemden, schön geputzte Schuhe. "Es geht ums Geldverdienen", sagt der Mann (er will seinen Namen nicht in der Zeitung lesen), der seinen Gästen in den nächsten zwei Stunden erklären wird, wie er selbst fast 35.000 Euro macht. Pro Woche.
Kryptowährung OneCoin
Das Zauberwort heißt "OneCoin" – eine sogenannte Kryptowährung im Internet. Hinter der Währung steckt ein mathematisches Konzept, das die einzelnen Coins limitiert und so im Gegensatz zu herkömmlichem Geld, das von Nationalbanken bei Bedarf nachgedruckt werden kann, gegen Inflation schützen soll. Von Unabhängigkeit gegenüber Banken und Staaten ist die Rede, von Anonymität und keinen Gebühren bei Überweisungen.
Die Währung werde sich als Zahlungsmittel weit über Amazon und Ebay hinaus durchsetzen, daran lässt der Redner keinen Zweifel. Überzeugt ist er auch davon, dass man jetzt in die Währung, die Ende 2017 an die Börse gehen soll, investieren solle. Das bringe zum einen ordentlich Rendite, zum anderen lockt ein ausgeklügeltes Network-Marketingsystem mit Provisionen, die man dafür bekommt, dass man neue Investoren wirbt. Denn je mehr Leute OneCoins nutzen, desto erfolgreicher ist die Währung letztlich.
"Auf mich wirkt das kryptisch"
Die Provisionen in Zahlen des Redners: Nach acht Wochen knapp 4.600 Euro, nach 20 Wochen über 10.000 Euro pro Woche. "Mit OneCoin kann man ab dem ersten Monat dank der Provisionen leben", sagt er. "Zuletzt hab ich ein paar Mal über 30.000 Euro pro Woche verdient."
Diese Zahlen sorgen für Euphorie. Andernorts stoßen sie auf Skepsis. "Auf mich wirkt das alles sehr kryptisch", sagt Sparkassen-Vorstand Helge Haslinger. Im Gegensatz zu herkömmlichem Geld, hinter dem mit Banken und Staaten eine komplette Infrastruktur stehe, würden sich hinter Kryptowährungen private, anonyme Anbieter verbergen. An wen wendet man sich, wenn etwas nicht funktioniert? Wie sieht es mit Internetkriminalität und Softwarefehlern aus? Was, wenn die Coins früher oder später von niemandem als Zahlungsmittel akzeptiert werden?
In der exklusiven Runde wird derlei Fragen keine große Bedeutung beigemessen: "Ob sich mein Investment von 6.000 Euro bis Börsengang auf 120.000 steigert oder nicht, ist mir egal, wenn ich bis dahin mit Provisionen 1,5 Millionen verdient habe."
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