Tag der Muttersprache
Sprache feiern ist Vielfalt feiern
Jeder von uns kommuniziert, manche sogar in mehreren Sprachen. Die Muttersprache wird am 21. Februar gefeiert.
ST. PÖLTEN. Kroatisch, Koreanisch, Swahili, Tigrinya, Griechisch - das sind nur einige der rund 120 Sprachen, deren Sprecher in der Stadt St. Pölten leben. Um mehr auf das Wunder der Sprache aufmerksam zu machen, findet am 21. Februar überall auf der Welt der Tag der Muttersprache statt. Die UNESCO möchte damit auf die Sprachen von Minderheiten und deren Diskriminierung aufmerksam machen. Dieser besondere Tag soll auch das kulturelle Miteinander stärken. „Dazu zählen auch die Gebärdensprache für gehörlose und hörbehinderte Menschen sowie die Braille-Schrift für blinde“, weiß Martina Eigelsreiter vom Diversitätsbüro der Stadt St. Pölten.
Deutsche Sprache, schwere Sprache
Für viele Österreicher ist Deutsch die Muttersprache, trotzdem gibt es eine Vielzahl an Menschen, die eine andere, interessante Sprache zuerst gelernt haben. „Für mich war es sehr schwierig Deutsch zu lernen. Meine Muttersprache ist Griechisch und sowohl die unterschiedlichen Schriftzeichen als auch die Betonungen einzelner Wörter bereiteten meiner Schwester und mir im Volksschulalter viele Probleme“, erzählt Melina Nassioudis, Studentin an der FH St. Pölten. Auch für Mark Kramer, gebürtiger Amerikaner, war Deutsch zu lernen nicht einfach. „Ich bin im Jahre 1999 mit 28 Jahren nach Österreich gekommen. Die größte Herausforderung war für mich die Grammatik.“ Er erzählt, dass er aufgrund seiner brasilianischen Mutter zweisprachig aufgewachsen ist. Deutsch ist ihm jedoch nicht leichtgefallen, da es mit zunehmendem Alter schwieriger wird neue Sprachen zu erlernen.
Tägliches Sprechen
Mark Kramer ist Professor an der Fachhochschule St. Pölten. Er erzieht seinen Sohn bilingual und versucht auch seine Studenten in den Vorlesungen zu animieren ihre Englisch-Kenntnisse aufzubessern. „Als ich nach Österreich gekommen bin, waren englischsprachige Lehrende sehr gefragt. Ich unterrichte heutzutage an manchen Hochschulen natürlich auch auf Deutsch.“ Im Gegensatz dazu spricht Melis Kaya aus St. Pölten zuhause kaum ihre Muttersprache. Sie ist hier geboren und hat als Erstes Türkisch gelernt. „Erst im Kindergarten habe ich durch das Spielen mit den anderen Kindern Deutsch gelernt. Meine Eltern sprechen untereinander ab und zu türkisch, ich antworte immer auf Deutsch“, erklärt sie.
Verschiedene Wörter
Nicht nur in Grammatik und Betonung unterscheiden sich die Sprachen dieser Welt. Auch das Vokabular ist oft anders. Melina Nassioudis erzählt, dass es im Griechischen jede Menge Sprichwörter gibt, die auf Griechisch Sinn ergeben, aber ins Deutsche nicht übersetzbar sind.
„Mein liebstes Wort ist ‚μεγια‘ (megia). Es drückt Glückwünsche aus, zum Beispiel, wenn sich jemand etwas Neues kauft.“ Melis Kaya vermisst hingegen kaum etwas: „Das meiste gibt es auch im Deutschen. Nur türkisches Essen auf Deutsch zu erklären, finde ich manchmal etwas schwer.“
Das Gefühl von Verbundenheit
Ob die Muttersprache gleich die kulturelle Identität widerspiegelt, empfindet jeder anders. „Manchmal wünschte ich mir, ich würde mich Griechenland verbundener fühlen. Trotzdem haben meine Eltern ihr Bestes gegeben, meine Schwester und mich über die Kultur, das Essen und die Sprache aufzuklären“, erklärt Melina Nassioudis. Und obwohl Mark Kramer in Maryland in den USA aufgewachsen ist, ist auch für ihn Heimat und Herkunft nicht dasselbe. „Ich identifiziere mich zwar mit der brasilianischen und amerikanischen Kultur, aber mein Zuhause ist da, wo meine Liebsten und ich leben.“
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