Entfallene Schwimmstunden
Wenn das Wasser jetzt zur Gefahr wird
Schwimmflügerl auf und schon geht's ab ins kühle Nass. Doch durch Corona entfielen viele Schwimmstunden für die jungen Kinder. Eine Studie vom Kuratorium für Verkehrssicherheit zeigt auf, dass österreichweit derzeit 162.000 Kinder (5-19 Jahre), davon rund 132.000 Kinder im Alter von 5-9 Jahren, nicht schwimmen können. Dem Schwimmunterricht im Rahmen des Schulsportes kommt hierbei eine besonders wichtige Bedeutung zu.
ST. PÖLTEN (kg, pa). Bemühungen von Schwimmvereinen oder Sommerschwimmkurse alleine reichen nicht um die entstandenen Rückstände beim Schwimmen lernen aufzuholen, kritisieren Unfallexperten des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit. „Schwimmen ist eine unvergleichbare Überlebenstechnik, deshalb ist es für jedes einzelne Kind ganz besonders wichtig schwimmen zu lernen. Und das braucht Zeit, Übung und auch Erfahrung mit dem Element Wasser“, so KFV-Direktor Othmar Thann. Dem Schwimmunterricht im Rahmen des Schulsportes kommt hierbei eine besonders wichtige Bedeutung zu. "Wir gehen im Rahmen des Sportunterrichts mit unseren Schülerinnen und Schülern schwimmen. Sie erhalten dabei Schwimmunterricht von ausgebildeten Trainern und von den Lehrerinnen. Leider war dies in Coronazeiten nicht möglich und daher bestehen hier sicherlich einige Defizite. Kinder, wo die Eltern Wert darauf legen, lernen schnell das Schwimmen bzw. können es bereits beim Eintritt in die Schule. Hier gibt es sicherlich große Unterschiede abhängig von der Bevölkerungsstruktur.", so Direktor Christian Waka von der Volksschule St. Pölten-Wagram. "
Die mangelnden Kenntnisse im Schwimmen können aber nicht allein von der Schule ausgeglichen werden. Wenn die Eltern aus unterschiedlichsten Gründen (Kleiderordnung, Geschlechterrolle, Religion usw.) negativ dazu eingestellt sind, werden die Kinder das Schwimmen kaum erlernen. Ich glaube, unsere Gesellschaft muss sich endlich trauen, die Eltern in Erziehungssachen auch in die Pflicht zu nehmen, denn nur in Zusammenarbeit aller, kann das Lernen gelingen: Schüler - Eltern - Lehrer"
Entfallene Schwimmstunden
Vor der Pandemie sind Schüler/innen (6-19) Jahre rd. 6.200.000 Stunden pro Semester geschwommen. Aufgrund der Pandemie entfallene Schwimmstunden: rd. 4.200.000 Stunden pro Halbjahr oder geschätzte 8.400.000 Stunden im gesamten Jahr.
Schwimmkurse in der Stadt
"Im Sommerbad sowie im Hallenbad wurden in der Vergangenheit seit jeher Schwimmkurse angeboten (u.a. über den ESV Schwimmverein oder die Wasserrettung St. Pölten), die stets sehr gut angenommen wurden. Ebenso etwa auch Babyschwimmen. Corona hat auch hier einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da auch wir die Problematik mit der damit verbundenen Gefahr des Nichtschwimmens aktiv verfolgen, wird seit einigen Tagen intensiv an einer Lösung für die St. PöltnerInnen gearbeitet, die wir in den nächsten Tagen/Wochen präsentieren und noch im Juli umsetzen möchten. Dazu sind aber aktuell noch Gespräche mit einzelnen Partnern/Protagonisten nötig.", so Stadtsprecher Thomas Kainz.
Lautloses Ertrinken
Die Studie zeigt, dass derzeit zwischen 7 und 8 Prozent der österreichischen Bevölkerung über 5 Jahre – das sind zwischen 600.000 und 700.000 Personen – nicht schwimmen können. Rund 20 Prozent der Österreicher schätzen ihre Schwimmskills als (sehr) unsicher bis mittelmäßig ein.
Wie die KFV-Schwimmstudie auch zeigt, gab es nicht nur bei den Kindern eine große Veränderung bei der Intensität des Schwimmens, sondern auch bei den Erwachsenen: So hat sich der Anteil jener Erwachsener, die im vergangenen Jahr nie schwimmen gegangen sind mehr als verdoppelt (2021: 44 %; 2019: 20 %).
Ein paar Sicherheitstipps
Kleinkinder müssen in und in der Nähe von Gewässern immer in unmittelbarer Reichweite beaufsichtigt werden – größere Kinder in Sichtweite. Immer direkte Beaufsichtigung der Kinder. Auch kleinen Kindern kann man lernen sich beim „in das Wasser schauen“ auf den Bauch zu legen. Dadurch wird das Risiko ungewollt das Gleichgewicht zu verlieren und in das Wasser zu fallen etwas reduziert.
− Kleiden Sie Kinder in gut sichtbaren Farben (Badekleidung) – im schlimmsten Fall der Fälle können Kinder unter Wasser so schneller aufgefunden werden.
− Ältere Kinder und auch Erwachsene überschätzen Ihren Schwimmkenntnissen gerne.
− Sichern Sie Pools/Biotope/Schwimmteiche mit einem Zaun mit einer selbstschließenden Tür. Dadurch wird der direkte Zugang zum Wasser verhindert.
− Alarmsysteme für Pool oder Gartenteich, die eine größere Bewegung im Wasser melden, bieten zusätzliche Sicherheit, können aber eine Aufsichtsperson nicht ersetzen.
_ Auch Erwachsene Schwimmer können sich körperlich überfordern. Schwimmbojen sind gute Helfer um sich im Falle eines gesundheitlichen Notfalls über Wasser zu halten.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.