Wer hat an der Uhr gedreht?

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Experten und Betroffene aus dem Bezirk St. Pölten über die Auswirkungen der jährlichen Zeitsprünge.
ST. PÖLTEN. In der Nacht auf kommenden Sonntag werden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt. Kaum hat man sich an die Stunde länger Schlafen gewöhnt, wird im März erneut an der Uhr gedreht. Die Bezirksblätter haben Experten aus dem Bezirk St. Pölten befragt, was der jährliche Zeitsprung für uns bedeutet.
Wirkung auf Straßenverkehr
Gibt es nach Zeitumstellungen mehr Unfälle? St. Pöltens Stadtpolizeikommandant Franz Bäuchler: "Uns wäre das noch nicht aufgefallen." Auch der stellvertretende Stützpunktleiter des ÖAMTC St. Pölten Franz Planyavsky glaubt nicht an mangelnde Konzentration. "Man geht ja auch so einmal später oder früher schlafen." Marion Seidenberger, Verkehrspsychologin ÖAMTC denkt: „Unbeeinflusst bleibt niemand."
Gähnen in der Schule
Die Wirkung auf Kinder erlebt Sabine Priessner, Volksschullehrerin aus Kirchberg, von Jahr zu Jahr aufs Neue. Besonders nach dem Uhrendrehen im März sind die Schüler auffallend schläfrig. "Die Zeitumstellung ist im Frühjahr spürbarer. Ich persönlich wäre sowieso für einen späteren Schulbeginn, da egal, ob die Zeit zurück oder nach vorne gestellt wird, Schüler und Lehrer müde sind."
Umstellung aus Ärztesicht
Kinderärztin Raffaela Hammerl aus Eichgraben erklärt: "Die Zahl der Krankenhausbesuche aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen steigt nach einer Zeitumstellung. Kinder leiden oft unter schlechter Laune und Schlafstörungen." Für Eltern hat die Expertin Tipps parat. Kindern könne man nächsten Samstag durchaus erlauben, eine Stunde länger aufzubleiben. Bei der Zeitumstellung im März kann der Mittagsschlaf gestrichen werden, um Abends ein früheres Einschlafen zu erleichtern.
Auch Tierwelt betroffen
Doch nicht nur wir Menschen spüren, dass unsere innere Uhr plötzlich falsch tickt. Milchtiere sind noch viel stärker betroffen. Bauern melken ihre Tiere nicht gleich eine Stunde später. "Die Melkzeiten müssen schleichend angepasst werden. Sonst kann es zu Euterentzündungen kommen, weil es sich um Hochleistungstiere handelt", erklärt die Herzogenburger Tierärztin Andrea Schaufler. Um hungriges Muhen zu vermeiden, sind auch die Futterzeiten langsam umzustellen.
Keine Einsparung
Doch warum gibt es die große Verwirrung namens Sommer und Winterzeit eigentlich? Die Sommerzeit sollte eine Energieersparnis bringen. Tatsächlich ist der Effekt aber nicht vorhanden, wie Stefan Zach, Sprecher der EVN erklärt. "Die Auswirkungen auf das Verbrauchsverhalten sind genau Null." Das sei auch relativ einfach erklärt: Beleuchtung macht nämlich nur etwa fünf bis acht Prozent des Energieverbrauchs im Haushalt aus. Der Energiebedarf beim Heizen ist ungleich größer - und Temperatur und Wind richten sich nicht nach der Uhrzeit. "Die Natur ändert sich ja nicht, weil wir die Uhr umstellen", so Zach. Fazit: "Es gibt intelligentere und effektivere Methoden um Energie zu sparen"
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