Gemeinderatswahlen 2020
Ergebnisse zum Wahltag im Bezirk St. Pölten – Überraschungen und Ausreißer
BEZIRK ST. PÖLTEN. An diesem Sonntag wurde in Niederösterreichs Gemeinden gewählt. Eine Überraschung gab es in Wilhelmsburg, wo die SPÖ ihre absolute Mehrheit abgeben musste. In Böheimkirchen konnte sich nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen die SPÖ hingegen mit neuer Mehrheit durchsetzen.
Böheimkirchen
Mit Spannung erwartet wurde das Ergebnis der Gemeinderatswahl in Böheimkirchen. Mit nur einem Mandat Vorsprung ging Bürgermeister Johann Hell für die SPÖ in die Wahl. Nach derzeitigem Auszählungsstand konnte ein Stimmengewinn von 41,25 Prozent auf 53,35 Prozent und damit die absolute Mehrheit erzielt werden. Von 3.145 gültigen Stimmen (von 4.535 Wahlberechtigten) entschieden sich somit 1.678 Wähler für die SPÖ. Sie ist damit künftig mit 13 Mandaten (bisher 11 Mandate) im Gemeinderat vertreten.
"Ich freue mich, dass die Arbeit der vergangenen fünf Jahre positiv bewertet wurde und bedanke mich für die Unterstützung der Bevölkerung", erklärt Bürgermeister und Spitzenkandidat der SPÖ Johann Hell.
"Wir wollen den eingeschlagenen Weg fortsetzen und dabei die Zusammenarbeit in den Vordergrund stellen", so Hell. Heute Abend wird aber erst einmal gebührend gefeiert: "Wir werden im Bürgerservice-Zentrum gemeinsam mit den Mitarbeitern mit einem Achterl anstoßen." In den nächsten Tagen sollen dann die Gespräche mit den anderen Parteien und Fraktionen folgen. Dann heißt es Dinge abklären und Strukturen neu definieren. Trotz Mandatsmehrheit betont Johann Hell:
"Wir wollen versuchen, alle im Gemeinderat vertretenen Parteien in die zukünftige Arbeit einzubauen und auch die Bevölkerung einzubinden."
Schon bei der Gemeinderatswahl 2015 musste die bis dahin mit einer absoluten Mehrheit regierende ÖVP massive Verluste hinnehmen. Auch heuer setzt sich der Trend für die ÖVP in Böheimkirchen fort. Mit 34,40 Prozent der Stimmen verliert die ÖVP weiter an Stimmen. Im Jahr 2015 kam man noch auf 40,05 Prozent. Der Wahlausgang bedeutet auch den Verlust eines weiteren Mandats.
"Die Wahl ist schwer zu gewinnen gewesen, aber der Verlust von 5,5 Prozent tun weh. Wir hatten gehofft, das Ergebnis von 2015 halten zu können", erklärt ÖVP-Spitzenkandidat Martin Horacek.
Man habe in den Wahlkampf alles reingesteckt und war top-motiviert, letztendlich hätte aber der "Bürgermeister-Bonus" gezogen. Für Martin Horacek heißt es in den nächsten Tagen bei der Vorstandssitzung der Gemeindepartei die Vertrauensfrage zu stellen und:
"Aufzuarbeiten, was wir falsch gemacht haben. Wir haben in den vergangenen fünf Jahren Samen gesät, die Zeit brauchen, um zu wachsen."
Wilhelmsburg
Die Überraschung des Wahltages lieferte die ÖVP in Wilhelmsburg. Mit einem Stimmengewinn von rund 12 Prozent, schafften sie es, die absolute Mehrheit der SPÖ zu kippen. Von 3.594 gültigen Stimmen fallen 1.576 auf die SPÖ (43,85 Prozent), 1.310 Stimmen auf die ÖVP (36,45 Prozent), 364 Stimmen (10,13 Prozent) auf die GRÜNEN und 344 Stimmen (9,57 Prozent) auf die FPÖ.
Für die SPÖ bedeutet das heutige Wahlergebnis einen Stimmenverlust von 51,24 Prozent auf 43,85 Prozent.
"Wir sind sehr glücklich und freuen uns über die neue Verantwortung und wollen künftig weiter im Sinne der Wilhelmsburger handeln", erklärt VP-Bezirksgeschäftsführer und Kandidat Simon Obermayer. Die nächsten Wochen werden zeigen, in welche Richtung es gehen werde. Nach derzeitigem Stand entfallen künftig 13 Mandate auf die SPÖ und 11 Mandate auf die ÖVP. Das bedeutet für Spitzenkandidaten Markus Holzer, Simon Obermayer und das gesamte Team einen Gewinn von vier Mandaten. "Das öffnet uns neue Türen. Wir sind dankbar und demütig. Aber jetzt geht die Arbeit erst richtig los", betont der Wilhelmsburger. Für heute Abend heißt es erst einmal auf das gute Ergebnis anstoßen.
"Für mein Team und mich stand und steht in Wilhelmsburg nicht die Parteipolitik im Vordergrund, sondern der gemeinsame, partnerschaftliche Weg für unsere Stadt. Und ich bin überzeugt davon, dass wir – wie in der Vergangenheit – auch in Zukunft über Parteigrenzen hinweg gemeinsame Lösungen für Wilhelmsburg finden werden", erklärt Bürgermeister Rudolf Ameisbichler.
"Natürlich bin ich ein wenig enttäuscht, dass wir unsere Projekte und Ziele für die Zukunft nicht so vermittelt haben, dass alle Wähler dies auch so angenommen haben. Dennoch – und dafür bedanke ich mich bei allen Wählern sehr herzlich: Wir sind immer noch die Partei mit den meisten Stimmen in Wilhelmsburg. Das beweist uns, dass unsere Arbeit den letzten Jahren bei der Mehrheit aller Wilhelmsburger gut ankommt. Es ist gleichzeitig ein Auftrag an mich und mein Team ist, auch in den kommenden Jahren gemeinsam mit allen anderen Partnern Wilhelmsburg weiter zu entwickeln", so der SP-Spitzenkandidat weiter.
Neidling
In Neidling ging bei der heutigen Gemeinderatswahl der jüngste Bürgermeister Niederösterreichs als Spitzenkandidat für die ÖVP ins Rennen. Stefan Klammer und sein Team dürfen sich über 66,87 Prozent (Wahl 2015: 54,15 Prozent) der Stimmen und einen Zugewinn von zwei Mandaten freuen. Damit konnte der Vorsprung zu den anderen Parteien deutlich ausgebaut werden.
Die SPÖ verzeichnet einen Verlust von 32,14 auf 16,73 Prozent und landet damit auf Platz 2, ebenso die FPÖ mit 6,4 Prozent (bei der Wahl 2015: 13,71 Prozent) auf Platz 3.
"Wir freuen uns sehr über den Vertrauensvorschuss", erklärt Bürgermeister Stefan Klammer.
Gleichzeitig ist er sehr "demütig, denn man muss dem auch gerecht werden." Jetzt heiße es in den nächsten Tagen alle Kandidaten einzuladen, um das weitere Vorgehen zu besprechen und die entsprechend dem Wahlprogramm die Sachen abzuarbeiten.
Michelbach
Nach derzeitigem Auszählungsstand liegt in Michelbach die ÖVP unverändert an der Spitze mit einer absoluten Mehrheit von rund 75 Prozent (430 Stimmen). Die NEOS dürfen sich über einen Zugewinn von 15,35 Prozent auf 16,99 Prozent der Stimmen freuen und liegen damit auf Platz 2. Verluste muss hingegen die SPÖ hinnehmen: Bei der Gemeinderatswahl 2015 erreichte sie noch 9,05 Prozent, am heutigen Wahlsonntag sind es 7,71 Prozent.
Karlstetten
Auch in Karlstetten kann die ÖVP einen Stimmengewinn von 60,53 Prozent auf 64,59 Prozent verzeichnen. Die SPÖ verliert und liegt derzeit bei 26,27 Prozent, die FPÖ schafft 9,14 Prozent.
Pyhra
Von 2.128 gültigen Stimmen bei der heutigen Gemeinderatswahl entfallen in Pyhra 1.368 (64,29 Prozent) auf die ÖVP. Damit gelang es, die absolute Mehrheit um rund 8 Prozent weiter auszubauen. Auf Platz 2 mit 365 Stimmen (17,15 Prozent) die SPÖ. Verluste mussten die NEOS verbuchen. So landeten sie mit 13,82 Prozent deutlich auf dem 3. Platz. Bei der Gemeinderatswahl 2015 lieferten sich die NEOS (damals 18,08 Prozent) mit der SPÖ (damals 18,96 Prozent) ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die FPÖ mit 4,75 Prozent abgeschlagen auf Platz 4.
Bezirksergebnis
Im Bezirk St. Pölten Land hält die ÖVP nach derzeitigem Stand 49,68 Prozent der Stimmen. Im Jahr 2015 lag man bei 45,66 Prozent. Von 32,61 Prozent auf derzeit 28,87 Prozent abgerutscht ist hingegen die SPÖ. Auch die FPÖ verliert Stimmen und liegt derzeit bei 4,98 Prozent. Die GRÜNEN dürfen sich über 9,31 Prozent freuen, die NEOS erreichen 1,57 Prozent der Wähler.
NÖ-weiter Trend
Niederösterreichweit konnte die ÖVP derzeit ein Ergebnis von 52,70 Prozent einfahren. Im Jahr 2015 lag man hier bei knapp über 50 Prozent. Die SPÖ verliert von 31,01 auf 27,77 Prozent.
Die Auszählungsergebnisse aller Bezirke finden Sie in unserer interaktiven Karte. Die Stimmen und Reaktionen auf die Ergebnisse, können Sie in unserem Wahl-Channel "GRW20"- einfach klicken.
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