Einstich für's Leben

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NEUNKIRCHEN (cwfg). Am 19. Juni 2009, gegen 20 Uhr, bricht Erich Jeschko, nach einem Bauchstich mit einer 14 cm langen Klinge blutüberströmt im Gastgarten des Stadtcáfes zusammen (die Bezirksblätter berichteten). Acht Monate danach treffen die Bezirksblätter das Opfer und werden gleich zu Beginn des Interviews erstaunt.

Emotional und menschlich
Erich Jeschko ist nämlich zum einem von dem schrecklichen Erlebnis emotional noch sehr angegriffen, zum anderen steht er aber absolut gelassen und menschlich über dem Ganzen. Es fällt ihm sichtlich schwer zu beginnen. Auf die Frage, was in ihm vorging, als er realisierte, dass in seinem Bauch ein Messer steckte meint er nur: „Ich hab ja gar nicht mitbekommen, dass der mir sein Messer in meinen Bauch rammte. Ich dachte das war ein Faustschlag und hab mich noch gewundert, dass der scheinbar keine Kraft hat und nur so leicht zugeschlagen hat. Erst als ich ihn weggestoßen habe, zog er auch das Messer aus meinem Bauch raus und das fiel dann zu Boden. Und da schaute ich automatisch auf meinen Bauch und sah, dass da jede Menge Blut raus kam. Wahrscheinlich hat der Schock mich vor echten Schmerzen bewahrt. Wirklich weh getan hat es erst im Krankenhaus. Da sah ich, dass ein ganzes Notfall-Team um mich kämpfte. Da wusste ich, es muss was Schlimmeres sein. Aber rein medizinisch betrachtet hatte ich ja Glück und alles ist wieder wie früher - außer der Narbe.“

Glaube an das Gute im Menschen
Man kann Erich Jeschko schon fast die Vergebung für den Täter ansehen. Seine Augen strahlen etwas absolut Ruhiges aus, obwohl er gerade von dem sicherlich schrecklichsten Erlebnis seines ganzen Lebens erzählt. Jeschko: „Ich glaube grundsätzlich an das Gute im Menschen. Mag sein, dass das mit meiner Waldviertler Erziehung zusammenhängt. Bei uns helfen wir uns halt gegenseitig und das lebe ich auch hier so aus. Darum hat mir dieses Messer-Attentat meine Sichtweise nicht nehmen können. Ich bin noch immer der, der anderen gerne hilft“.

Sicherheitsdienst - Nein Danke
Darum würde sich Erich Jeschko auch niemals einen Sicherheitsdienst für sein Lokal buchen. „Ich würde es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren können, wenn dann einem Security-Mitarbeiter etwas passiert. Da möchte ich schon selbst alles in Ruhe klären, was bei uns im Stadtcáfe ja davor und auch nach diesem Vorfall noch nie ein Thema war“, skizziert der 54-Jährige.

Schiefe Kapperl und Rucksack lassen Wirt zusammenzucken
Eine tiefere Narbe als am Bauch hat sich aber in das „blinde Menschenvertrauen“ von Erich Jeschko geschweißt. Denn der Messerstecher trug eines dieser berühmten „schiefen Kapperl“ so wie es bei Jugendlichen seit einigen Jahren modern ist. Auch einen Rucksack hatte er mit dabei. Und wenn Jeschko diese Kombination sieht - und die sieht er mehrmals pro Tag - dann zuckt er kurz zusammen. „Das ist dann für einen kurzen Moment wie ein Alarmsignal. Mir schießt sofort der Gedanke durch den Kopf: Was hat der in seinem Rucksack. Hoffentlich kein Messer!“
Trotzdem lässt sich der Waldviertler seinen Lebensmut dadurch nicht nehmen. „Ich schau halt zuerst aus zwei Metern Distanz und freue mich dann, dass es sich um einen „ganz normalen“ Jugendlichen handelt - trotz Kapperl und Rucksack.“

Gewaltbereitschaft wächst

Auf die Gewaltbereitschaft angesprochen, muss Jeschko leider nicken: „Diese Form der Gewalt ist für uns neu. In den Nachrichten hört man doch nur noch „abgestochen dort - erschossen hier“, das hat sich einfach viel zu drastisch geändert und scheinbar kennt keiner den Weg zurück.“ Aber Erich Jeschko wäre nicht er selbst, wenn er nicht das Interview mit den Worten: „Ich würde alles genau so wieder machen - und dann steckt halt wieder ein Messer in meinem Bauch“, beenden würde. Und das Einzigartige an diesem couragierten Waldviertler ist: er meint es so!

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