Kirche verliert ihre Schäfchen
BEZIRK. Mit den stetig wachsenden Zahlen der Austritte hat die katholische Kirche ihr liebes Kreuz. Und Negativ-Werbung aufgrund laufend neuer bekannt werdender Missbrauchsfälle (wenn auch welche, die teils Jahrzehnte zurückliegen) machen die katholische Kirche derzeit nicht gerade sympathischer.
Zur Erinnerung: Auch im Schneeberggebiet geriet ein Pfarrer in die Schlagzeilen und befasst die Staatsanwaltschaft, weil auf seinen Computern Kinderpornografie sichergestellt wurde.
Rekord-Austrittsjahr
Bis zum 31. März 2010 kehrten über 250 Gläubige aus dem Bezirk Neunkirchen der katholischen Kirche den Rücken. Das entspricht bereits jetzt der Hälfte der gesamten gezählten Kirchenaustritte aus dem Jahr 2009. Und das nur im 1. Quartal dieses Jahres! Zum Vergleich: 2009 traten 500 Menschen aus der katholischen Kirche aus, 2008 waren es „nur“ 400. Setzt sich der Trend zur Abkehr von der katholischen Kirche auch nur annähernd fort, kann nahezu mit einer Verdoppelung der Kirchenaustritte gegenüber des Vorjahres gerechnet werden.
Ob und wie weit die Missbrauchsfälle damit zu tun haben, wird nicht registriert. Bezirkshauptmann Dr. Heinz Zimper: „Die Austritte sind im Frühjahr aber immer häufiger als im restlichen Jahr. Vermutlich wegen der Kirchenbeiträge.“
Bei der Kirchenbeitragsstelle wird ein Zusammenhang zwischen der Berichterstattung über Missbrauchsfälle in der Kirche und den steigenden Austrittszahlen gesehen. Franz Kißler, Kirchenbeitragszentrale Wr. Neustadt, erklärte allerdings: „Dass der erste Groll bei den Leuten verflogen ist und man nun wieder sachlich und vernünftig über die Beweggründe für einen Austritt sprechen kann.“ Zumindest mit denen, die sich Zeit für ein persönliches Gespräch nehmen. „Es gibt nämlich nach wie vor viele Menschen, die eine Scheu haben, aufs Amt zu gehen und mittels E-Mail wird ihnen der Kirchenaustritt ohne Begründung sehr leicht gemacht“, so Kißler.
Die Faustformel für die Berechnung des Kirchenbeitrags ist grob ein Prozent vom steuerpflichtigen Einkommen.
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