AMS St. Pölten
Leidenschaft wird zum Beruf (mit Umfrage)

Michaela Wildam bei der Arbeit als Technikerin.
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"Frauen in Technik": Durch das AMS-Programm fand Michaela Wildam ihren Traumberuf.

BEZIRK. Die Pandemie hat Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen und das Leben vieler Menschen verändert. In besonderem Maß betraf die Corona-Krise Frauen in Niederösterreich. Ihre Situation am Arbeitsmarkt hat sich zuletzt deutlich verbessert, dennoch haben Arbeitsplatzverlust und häusliche Mehrfachbelastung bis hin zu Gewalterfahrung viele in eine kritische Lebenssituation gebracht. "Insgesamt haben seit Jahresbeginn 2.307 Frauen und 4.189 Männer, die beim AMS St. Pölten arbeitslos gemeldet waren, wieder einen Job gefunden“, so AMS St. Pölten Thomas Pop. Die Bezirksblätter waren dazu im Gespräch mit ihm und Michaela Wildam, die eine Ausbildung zur Veranstaltungstechnikerin anstrebt.

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Beruflicher Anfang

Michaela Wildam wurde in eine Familie geboren, deren Mitglieder größtenteils in Gesundheitsberufen tätig waren. So war es für sie nach Vollendung der Schulpflicht ganz klar, dass sie die Gesundheits- und Krankenpflegeschule besuchen wird. Wildam, der es schon immer Spaß machte, anderen Menschen zu helfen und ihnen Freude zu bereiten, gefiel es erst sehr gut im Spitalsbetrieb. Doch störte sie schon bald die Distanz zwischen Pflegepersonal, Ärzte sowie Patienten. "Der Patient als Mensch blieb im Hintergrund", so Wildam. Daraufhin brach sie die Ausbildung ab. Ihr Leben veränderte sich schlagartig als sie bemerkte, dass sie schwanger war. Denn nun musste sie auch noch Verantwortung für ein Kind als Alleinerzieherin übernehmen. So geht es auch vielen Frauen am Arbeitsmarkt.

Öfter betroffen

Insgesamt sind Frauen am Arbeitsmarkt nach wie vor schlechter positioniert als Männer. Dieser Trend wurde zu Beginn der Corona-Krise noch verstärkt, da Frauen überdurchschnittlich oft ihren Arbeitsplatz verloren haben. „Trotz der positiven Entwicklung der letzten Monate lag die Arbeitslosenquote von Frauen im Bezirk St. Pölten immer noch um 3,1%-Punkte über der bei Männern“, beschreibt AMS-Geschäftsstellenleiter Thomas Pop. Frauen sind darüber hinaus überdurchschnittlich oft in Teilzeit und in niedrig entlohnten Wirtschaftszweigen beschäftig mit erheblichen Auswirkungen auf den Arbeitslosengeldbezug bei Jobverlust und geringeren Pensionszahlungen im Alter. Laut Einkommensbericht des Rechnungshofes (2020) verdienen Niederösterreicherinnen um 36% weniger als ihre männlichen Landsleute. Selbst wenn sie vollzeitbeschäftigt sind, liegt das Jahresbruttoentgelt der Frauen um 14% unter dem der Männer. Deswegen hat das AMS seit Jahren das Ziel, Frauen in Relation stärker zu fördern als Männer. In diesem Jahr werden im AMS Niederösterreich daher knapp 52% der Fördergelder für Frauen verwendet, um die Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt zu reduzieren.

Hilfsjob zur Überbrückung

Um ihrem Sohn ein schönes Leben bieten zu können, nahm sich in den Jahren darauf diverse Hilfsjobs unter anderem als Produktionsmitarbeiterin. In dieser Firma hatte sie die Möglichkeit eine Ausbildung als Chemielabortechnikerin zu machen. Sie ergriff diese Chance und schloss mit der LAP ab, blieb als Mitarbeiterin und übernahm schließlich auch die Qualitätsprüfung. "Obwohl sich die finanzielle Situation verbesserte, war ich nicht glücklich.", erklärt Wildam. Sie empfand den Beruf nicht sinnvoll und so verließ sie den Betrieb nach 9 Jahren. Ihr Sohn war nun erwachsen, hatte bereits selbst eine Lehre absolviert und eine eigene Anstellung.

Träume verwirklichen

Sie sah nun die Zeit gekommen, sich ihre eigenen Träume zu verwirklichen, nämlich einen Beruf zu finden, der ihrer Leidenschaft entsprach. Sie hatte sich schon früh für Musik, Instrumente, Tanz und das Organisieren von Veranstaltungen interessiert. "Schon während der Jahre in der Hauptschule beschäftigte ich mich mit Hip-Hop und Show Dance, später arbeitete ich in der Freizeit als D-J und half Freunden und Vereinen beim Organisieren von Veranstaltungen.", so die 40-Jährige. Nun wurde aus ihrer Leidenschaft ihr Beruf.

FIT-Programm
Durch das FIT- Programm "Frauen in Technik" wurden ihre Stärken und Fähigkeiten herausgearbeitet und der Wunsch als Veranstaltungstechnikerin zu arbeiten gefestigt. Das Programm ist ein zentrales Förderelement des AMS, um Frauen eine berufliche Neuorientierung hin zu gut entlohnten Berufsfeldern zu ermöglichen. Absolventinnen einer handwerklich-technischen FiT-Ausbildung sind gefragte Mitarbeiterinnen und werden von Unternehmen gesucht. In den Arbeitsmarktbezirken der Region (Sprengel) NÖ Mitte sind seit Jahresbeginn bereits 284 Frauen in einem der vier niederösterreichischen FiT-Zentren informiert, beraten und qualifiziert worden. 165 Frauen haben bereits die Ausbildung in einem der über 100 FiT-Berufe begonnen. Seit Jänner 2020 absolviert sie ihre Ausbildung. "Durch dieses Programm bekam sie eine Orientierung", so Pop.

Einschränkungen durch Corona

Trotz der schwierigen Situation während dem Ausbruch der Corona Pandemie ab März 2020, die vor allem die Veranstaltungsindustrie stark einschränkte, gab Wildam nicht auf und verfolgt nach wie vor voll Motivation und Engagement ihr Ziel. Sie konnte die arbeitsfreie Zeit dazu nutzen drei der vier Berufsschulklassen zu absolvieren, was auch einem großen organisatorischen Entgegenkommen seitens der Schuldirektion zu verdanken ist. Wildam ist nun wieder in ihrem Praktikumsbetrieb, der NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH tätig. Im September wird sie noch die 4. Klasse der Berufsschule absolvieren. Sie wird ihre Ausbildung voraussichtlich im Sommer 2022 abschließen.

Betreuung durch's AMS

Auch werden Frauen, die nach der Karenz den Wiedereinstieg in die Berufswelt anstreben, seitens des AMS St. Pölten unterstützt. „Frauen, die nach der Babypause den beruflichen Wiedereinstieg starten, stehen vor besonderen Herausforderung. Deswegen halten die Beraterinnen und Berater des AMS St. Pölten für Frauen nach der Karenz besondere Angebote bereit und informieren über Chancen auf dem Arbeitsmarkt und Möglichkeiten der Kinderbetreuung. So haben im Bezirk St. Pölten seit Jahresbeginn bereits 275 Wiedereinsteiger einen für Ihre Lebenssituation passenden Job gefunden.", so Pop. Auch sei die Beratung in den Frauenberatungszentren des AMS Niederösterreich enorm wichtig, denn nicht vorhandene Kinderbetreuungsangebote oder das Home Schooling der Kinder erschwerten die Situation von jobsuchenden Frauen erheblich. Seit Jahresbeginn haben 2.634 Frauen von dem Kurs- und Beratungsangebot der Frauenberatungszentren profitiert. Das Angebot wurde 2020 und ebenso 2021 bisher von den Frauen überaus positiv mit der Durchschnittsnote 1,17 bewertet. 46% der Frauen hatten nach Beratungsabschluss entweder einen Job oder sind in einer weiterführenden Ausbildung.

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