Die Kinderstimmen aus Pyhra
Pyhra / St. Pölten. Vor rund fünf Jahren hat Frau Isma Forghani den Kinderchor Pyhra gegründet. In dieser Zeit sind so mehr als 40 „Kinderstimmen“, auf diesem Wege mit der Musik und dem traditionellen gemeinsamen Singen in Kontakt gekommen. Mir hat dieses Projekt so gefallen, dass ich mit Frau Forghani ein Interview geführt habe, um es näher kennen zu lernen.
Welche Lieder singen Sie mit Ihrem Chor, Frau Forghani?
Isma Forghani:
Wir treffen uns einmal in der Woche für zwei Stunden und singen in der ersten Stunde Lieder unterschiedlichster Art. Natürlich liegt der Schwerpunkt auf den traditionellen Liedern unserer Heimat Niederösterreich. Wir üben und erlernen auch moderne Songs, Gospels, Blues, Lieder aus anderen Ländern und Sprachen. Unser Repertoire ist breit gefächert.
Frau Forghani, Sie wollen den jungen Menschen, neben der Gesangskunst auch andere Werte vermitteln, welche Schwerpunkte setzen Sie dabei?
Isma Forghani:
Meine Inspirationsquelle ist ein Zitat von Baha’u’llah: „betrachte den Menschen als ein Bergwerk reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert. Nur die Erziehung kann bewirken, dass er seine Schätze enthüllt und die Menschheit daraus Nutzen zu ziehen vermag“
Für mich ist Musik ein Thema der Freude und Herzensbildung. In der ersten Stunde machen wir Musik, singen gemeinsam, und in der zweiten Stunde besprechen wir Themen, die die Kindern aktuell berühren.
Welche Themen können das sein, Frau Forghani?
Isma Forghani:
Wie gesagt, oft gibt es konkrete Anlassfälle dazu. Gleichberechtigung zwischen Mädchen und Jungen, Umgang mit Differenzen und sozialem Druck, Großzügigkeit, Hilfsbereitschaft. Weniger philosophisch, als vielmehr reflektorisch, wie auch Kinder ihre Umwelt wahrnehmen.
Mir geht es darum, dass unsere „Kinderstimmen“ neben dem Gesang auch lernen, ihre Meinung selbstbewusst zu vertreten, auch dann, wenn die Antworten noch unklar sind. Vor allem jedoch ist die Erkenntnis, dass Worte zu Konsequenzen führen. Um es auch praktisch zu üben machen wir zu diesen Themen Rollenspiele oder Aktivitäten im Freien, basteln und malen gemeinsam.
Wenn Sie von Werten und Themen sprechen, Frau Forghani, welche meinen Sie damit?
Isma Forghani:
Man kann es als soziale Kompetenz oder soziale Intelligenz bezeichnen. Man kann aber auch Tugenden dazu sagen. Ich bevorzuge den Begriff universelle, geistige Prinzipien. Diese Treffen bieten Raum für Kinder unabhängig des weltanschaulichen Hintergrundes der Eltern.
Warum ist Ihnen das ein Anliegen, Frau Forghani?
Isma Forghani:
Wir alle, schon als Kinder, und nun als Erwachsene tragen alle wichtigen Eigenschaften für ein selbstbewusstes und glückliches Zusammenleben bereits in uns. Wenn Kinder erfahren, dass sie von Natur aus alle Werkzeuge bereits in sich tragen, fühlen sie sich besser.
Oft sind es bedrückende Themen wie Mobbing, Ungerechtigkeit, Gewalt, Demütigung, Drogen, Hassposting, die die Kinder von sich aus zur Sprache bringen. Und natürlich suchen sie nach Antworten, wie sie all dem selbst begegnen sollen. Da stellen sie oft unglaublich tolle Fragen – und sind auch sehr stolz darauf, wenn wir – die Erwachsenen – sie um ihre Meinung fragen. Es geht einfach darum, dass Kinder sich eine eigene Meinung bilden.
Was muss ich investieren, wenn mein Kind an diesem Kinderchor teilnehmen will, Frau Forghani?
Isma Forghani:
Wenn ich jetzt sage, die Teilnahme ist kostenlos, dann kommt mir sofort der Spruch „Was nichts kostet, ist nichts wert“ in den Sinn. Die Teilnahme der Kinder erfordert keine finanzielle Investition. Es ist die Zeit, die sie uns schenken.
Ich investiere diese Zeit gerne, weil es mir unsere Kinder – und damit unsere Zukunft – wert sind. Und ich bin glücklich, dass ich das hier in Pyhra machen darf. Für mich sind diese Nachmittage eine große Bereicherung und ich nehme mit Dankbarkeit auf, was ich hier alles lernen und erfahren kann. Die Kinder verblüffen mich immer wieder mit Ihrer Begeisterung. Auch die Kinder lernen sich im Dienst einzubringen: z.B. durch ihre Auftritte im Seniorenheim Stadtwald, beim betreuten Wohnen in St. Pölten, dem Adventmarkt in Pyhra.
Frau Forghani, Sie sind die Chorleiterin. Was möchten Sie den Lesern über sich mitteilen?
Isma Forghani:
Ich bin mit dem Begriff „Leiterin“ ein wenig unglücklich. Animatorin, trifft es besser. Ich komme aus Frankreich und habe Juristerei an der Sorbonne studiert. Parallel dazu Klavier- und Gesangsunterricht am Conservatoire von Daniel Bouillet erhalten. Ich betrachte mich selbst als Weltbürgerin und lebe mit meiner lieben Familie nun in Pyhra.
Wo kann man sein Kind für den Chor anmelden, und was sind die nächsten Schwerpunkte, Frau Forghani?
Wir haben eine Mailadresse kinderchorpyhra@gmail.com eingerichtet und freuen uns über jedes Kind, das den Weg zu uns findet.
Beim nächsten Mal, behandeln wir die Themen: Keine Angst vor Fehlern, die sind keine Stolpersteine, sondern eher Hürden, deren Überwindung uns stärker macht.
Die nächsten großen Auftritte sind bei der Muttertags-Feier und im Juni im Hammerparkt St Pölten,
Vielen Dank für das Interview, Frau Forghani.
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