"Tourismus noch in Kinderschuhen"
Tourismus: "Die Tagespresse" nahm die Landeshauptstadt auf's Korn. Wir prüften, wie es wirklich ausschaut.
ST. PÖLTEN (bt) "St. Pölten feiert seinen ersten Touristen seit 1986. Ein Pokémon-Go-Spieler verirrte sich auf seiner Jagd nach den Tierchen in die niederösterreichische Landeshauptstadt und verbrachte dort ganze 30 Minuten – länger als jeder andere Besucher bisher", schrieb die "Tagespresse". In der Redaktion der Bezirksblätter sorgte der Artikel des Satiremagazins für Heiterkeit. Grund genug, um nachzuschauen, wie es wirklich um den Tourismus steht.
Mehr Gäste, weniger Nächte
"Die erste Reaktion auf den Artikel war Wut und Ärger", so Eva Prischl. "Doch auch negative Werbung ist Werbung", ergänzt ihre Kollegin Gabriele Backknecht. Die Damen vom St. Pölten Tourismus nahmen die Bezirksblätter in Empfang. Was gleich gesagt werden kann: So schlimm wie beschrieben geht's der Landeshauptstadt natürlich nicht. Vergleicht man die Zahl der Ankünfte vom ersten Halbjahr 2015 mit dem gleichen Zeitraum 2016, ist eine leichte Steigerung bemerkbar. Doch die Gäste bleiben kürzer, denn die Zahl der Nächtigungen ist im gleichen Zeitraum um 4,3 Prozent gesunken. Als Grund ortet Prischl Umbauarbeiten in zwei Nächtigungsbetrieben und Einsparungen von Firmen. "Die Personen bleiben meist nur mehr von Montag bis Donnerstag und nicht wie früher von Montag bis Freitag."
Lage als Anziehungsfaktor
"St. Pölten ist die jüngste Landeshauptstadt Österreichs. Da steckt der Tourismus noch in den Kinderschühchen", schmunzelt Prischl. Um aufzuholen, wird vieles getan. "Wir bewerben besonders unsere Lage." Denn St. Pölten ist der ideale Ausgangspunkt für weitere Ausflüge. "Die Steiermark und die Wachau sind nahe, du bist gleich in Wien und Linz", so die Leiterin des Tourismusbüros. Allen voran kommen Österreicher und Menschen aus den Nachbarländern. Doch auch Gäste aus China oder Amerika verschlägt es in die Landeshauptstadt. Die sechs Partnerstädte, verteilt auf drei Kontinente, tragen ihres dazu bei.
"Lässig an der Traisen"
"Das Frequency ist unbezahlbar. Dieses Image: Frequency, St. Pölten, lässig an der Traisen. Die haben das im Kopf und kommen dann irgendwann selbst mit ihren Familien her", freut sich Prischl. Was sich laut ihr kein Besucher entgehen lassen darf: den Kontrast zwischen der Barockstadt und dem modernen Regierungsviertel. Auch die Angebote wie Kultur- und Naturspaziergänge erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, informiert Gabriele Backknecht. Der eingefleischteste St. Pölten-Fan ist wohl Bürgermeister Matthias Stadler. Er spricht vom "perfekten Urlaubsort". Der Mix aus Badeseen, Innenstadt, Lokalen, Kulturprogramm und guter Erreichbarkeit machts.
Zur Sache:
Im ersten Halbjahr 2015 kamen 34.028 Personen nach St. Pölten, heuer waren es 34.400. Die Nächtigungen lagen 2015 bei 72.208, heuer sanken sie auf 69.122.
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