"Satire muss alles dürfen"
Junger St. Pöltner zeichnet unter Pseudonym "Madig & Vulgaire" Cartoons, die vor schwarzem Humor triefen.
ST. PÖLTEN (bt). "Ihre Schuhe werden von Kinderhänden gemacht", ruft ein Demonstrant. "Unsinn! Wir verwenden nur das zarte Rückenleder", entgegnet ihm der Schuhproduzent.
Ist Ihnen diese Form des Humors zu schwarz, werden Sie sich wohl nicht mit den Werken des St. Pöltner Jung-Cartoonisten Andreas Rohrböck anfreunden. Denn er vertritt die Meinung: "Satire muss alles dürfen. Sogar Witze über Behinderte und Religionen. Jeder hat das Recht von Satire erwischt zu werden."
Grafikdesigner mit Hang zu Cartoons
Schon als Bub hat Andreas Rohrböck für Comics geschwärmt. Asterix, Lucky Luke, Tim und Struppi, das waren die Helden seiner Kindheit. "Obwohl meine Mama immer gesagt hat, ich soll etwas Gescheites lesen." Verrücktes Gekritzel in seine Bücher ließ den heute 27-Jährigen seine Schulzeit überstehen und ebnete ihm den Weg zum Grafikdesign-Studium an der New Design University St. Pölten. "Wenn man so viel Geld in ein Studium steckt, muss man es auch nutzen", schmunzelt Andreas.
Vom Job in einer Wiener Werbeagentur hat er sich kurzerhand verabschiedet, um sich als Grafikdesigner selbstständig zu machen. Auch weil, "das Pendeln einen innerlich tot macht." Positiver Nebeneffekt: Dem St. Pöltner bleibt mehr Zeit für seine Leidenschaft, die verrückten Cartoons. Seit März zeichnet er unter dem Pseudonym "Madig & Vulgaire" und veröffentlicht seine Kreationen auf einer eigenen Website.
Der Weg zu "Madig & Vulgaire"
Schon Rohrböcks Pseudonym ist Satire. Es leitet sich von der französichen Marke "Zadig & Voltaire" ab. "Das hab ich auf dem Sackerl einer Reichen gesehen", lacht der junge Künstler über seine Wortkreation "Madig & Vulgaire". Viele verstehen das nicht auf Anhieb. "Ich finde es ganz gut, wenn man bei manchen Sachen etwas nachdenken muss. Dann hast du umso mehr Spaß, wenn du es verstehst und fühlst dich dann ganz cool."
Halbschlaf als Kreativmodus
Seine Zeichnungen fertigt Andreas am Computer, das spart Zeit. Etwa zwei Stunden dauert das. Schwieriger ist die Ideenfindung. Die besten Einfälle kommen dem kreativen Kopf im Halbschlaf. Bleiben sie aus, kombiniert er zwei beliebige Begriffe miteinander und brainstormt bis zur ausgereiften Idee. Auch seine Umwelt bedeutet reine Inspiration. Aktuell der Graben in der Kremser Gasse, direkt vor Andreas' Haustür, sowie die Gesichtsbehaarung eines Bauarbeiters. Vor dem Besuch der Bezirksblätter in der Dachgeschosswohnung des 27-Jährigen, hat er seine Eingebung noch schnell "zu Papier" gebracht.
"Noch keinen Cent verdient"
Gerade weil Satire für Andreas Rohrböck keine Grenzen kennt, hat ihn der Anschlag auf die französiche Satirezeitschrift Charlie Hebdo im Jahr 2015 schwer getroffen. "Das ist eigentlich ein Anschlag auf die Meinungsfreiheit." Doch davon lässt sich der St. Pöltner nicht unterkriegen, denkt sich: "Jetzt erst recht."
Feinde habe er sich noch nicht gemacht. "So bekannt bin ich nicht", gesteht Andreas, der mit seinen Cartoons "noch keinen Cent" verdient hat. Das will er ändern: "Man muss an seine Träume glaube. Ich möchte zumindest schon Geld verdienen, damit ich mein Leben bestreiten kann."
"Wenn mein Humor Leuten zu schwarz ist, dann solln sie es nicht lesen. Ich werde sicher nicht meinen Typ Humor ändern, um der Masse zu gefallen", so der St. Pöltner, "außer es gibt wirklich viel Geld. Jeder hat seinen Preis, wo er seine Ideale verkauft", lacht er laut.
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