Vierbergelauf
Alles wanderbar – die Faszination Vierbergelauf

Ein Erlebnis der anderen Art. Unterwegs mit Tausenden, um durch die Nacht und in den Tag zu marschieren. Die Faszination Vierbergelauf
26Bilder
  • Ein Erlebnis der anderen Art. Unterwegs mit Tausenden, um durch die Nacht und in den Tag zu marschieren. Die Faszination Vierbergelauf
  • hochgeladen von Tina Falle

Wie die Leute so angezogen sind, in Funktionskleidung, das sieht aus, als hätten sie ständig Wandertag, hat Max Raabe (bekannt durch seinen kleinen grünen Kaktus, da draußen am Balkon), in einem Interview einmal gesagt. Und genau so sah es auch aus, in dem Kessel zwischen den vier Keltenbergen, am Dreinagelfreitag. Wo Hunderte, gar Tausende, unterwegs waren, um die vier Berge zu „bezwingen“ und vor allem sich selbst auf die Probe zu stellen. Beim Vierbergelauf.

Jahrelang habe ich Kunden beraten, was für ein solches Unterfangen ausrüstungstechnisch wichtig ist. Endlich bin ich selbst an der Reihe. Um Mitternacht geht es los, heißt es, doch viele sind schon um einiges früher unterwegs. Als wir mit dem Bus aus Villach ankamen, sehen wir auf der Anfahrt Lichterketten wie Glühwürmchen, die uns bergab entgegenkommen: die vielen Wanderer mit ihren Stirnlampen. Dunkel ist‘s, und das wird es die ersten Stunden, die ersten zwei Berge lang, auch sein.

Im Leuchtkegel der vor und hinter mir Gehenden trabe ich entlang, ein Schritt nach dem anderen. Ich habe mich entschlossen, für mich zu gehen; auch, weil ich dann mein Tempo und meinen Takt gehen kann und so länger durchhalte. In der Stille lausche ich den Gesprächen anderer. Manche bringen mich zum Schmunzeln. Schön, was unsere Landsleute an Witz- und Ideenreichtum versprühen. Und wenn ich eines Gespräches müßig werde, ziehe ich weiter, erhöhe mein Tempo und bin dahin. Bis ich von neuem von der Kolonne überholt werde, wenn ich für ein schnelles Foto halt mache. Ganz schön flott unterwegs sind sie, die Vierbergler. Das Tempo der Vorbeiziehenden erstaunt mich, wo doch insgesamt über 52 km zu bewältigen sind.

Den Rundblick vom Lorenziberg, dem letzten Punkt des Marsches, verinnerliche ich mir. Ein schönes Gefühl, stolz und erleichtert; froh, angekommen zu sein. Andreas*, ein Vierbergler und Bierbanknachbar, zeigt mir die Gipfel der Berge, auf denen wir die letzten 13 Stunden verbracht haben. „Wow, da waren wir“, hör ich mich sagen, „das sieht echt weit aus“. Genial. Und herzerwärmend. Ich denke an die zurückgelegte Strecke zurück. An die vielen kleinen Begegnungen, die herzliche Verköstigung entlang der Strecke, die Kinder, die ein Übermaß an Zuckerln bekommen, an Ute*, eine erfahrene Vierberglerin, mit der ich die letzte Etappe geteilt habe. Und die ein Segen ist, hat sie doch (als Einzige!?) einen riesigen Tegel voll geschnittenem Gemüse mit, den sie mit uns am Tisch teilt.

Ein Gespräch fällt mir noch ein, jetzt, wo ich den Marsch Revue passieren lasse. Ob Technik oder Training in der Natur im Sport zu besserer Leistung führt. Da stehen sich Apps, Gadgets, Schrittzähler, Fitnessbänder usw. dem gegenüber, die Intuition, die natürlichen Fähigkeiten des Körpers zu stärken und mehr Zeit im Wald zu verbringen. Ich sehe nicht, wer spricht; den Stimmen nach sind es zwei männliche Mittzwanziger. Und ich freue mich über die Diskussion. Sind doch die meisten von uns ein bisschen gefangen von unserer Technik-Faszination. Alles wird messbar und gemessen. Zur Informationsflut die Zahlenflut. Fesselnd die Daten, die uns unsere elektronischen Freunde täglich ausspucken. Schon um 1:37 Uhr meldet mein Handy, dass ich mein Tagesziel von 10.000 Schritten erreicht hätte. Und insgesamt sollen es noch über 70.000 werden. Das ist schon eine stolze Zahl.

Doch die Zahlen sind schnell wieder vergessen. Bleibend das Gefühl, Teil von etwas größerem gewesen zu sein, einen Tag lang draußen verbracht zu haben und auf eigenen Füßen unterwegs gewesen zu sein. Länger als ein Marathon ist die Strecke – und für all jene von uns Vierberglern, nun darf ich mich ja dazu zählen – die sich nicht vorstellen können, „freiwillig“ einen Marathon zu laufen, ist das schon eine gewaltige Leistung. Die Freude über die geschaffte Leistung überwiegt. Nun verstehe ich all jene, die sich Jahr für Jahr auf diesen langen Weg machen.

(*Die Namen sind natürlich geändert.)

Meine Tipps für den Vierbergelauf:

Öffentlich anreisen ist eindeutig im Spirit des Vierbergelaufs. Der Postbus sowie ein paar private Busreiseunternehmer bieten ihre Dienste an. Abfahrt in Klagenfurt, Villach, Feldkirchen, GH Fleißner sowie an Bushaltestellen entlang der Strecke.

Gutes Schuhwerk mitnehmen. Wanderschuhe, die über die Knöchel gehen, bzw. Turnschuhe, und Funktionssocken sind empfehlenswert. Über die Knöchel deshalb, weil müde bzw. untrainierte Füßen gerne umknicken und ein Bänderriss nicht die ideale Erinnerung an den Vierbergelauf wäre. Wanderstöcke sind kein muss, unterstützen jedoch die Gelenke (Knie!) gerade beim Abwärtsgehen. Gute Blasenpflaster erweisen sich auch manchmal als nützlich.

Genügend zum Trinken mitbringen. Wobei ich mich anfangs über das zusätzliche Gewicht geärgert hatte, war ich (als wenig Alkoholtrinker) froh, genügend Wasser bei mir zu haben. Trinkbrunnen zum Auffüllen der Vorräte wären in der zweiten Hälfte des Weges ideal… ich zumindest hab keine gesehen.

Sollte Regen in der Wettervorhersage stehen, zahlt es sich auf jeden Fall aus, wasserdichtes Schuhwerk und einen Regenponcho mitzunehmen. Ansonsten zumindest eine wasserdichte, atmungsaktive Wetterschutzjacke, Funktionskleidung im Zwiebelprinzip (Hose, T-Shirt, langes Shirt, Fleece), für den Anfang eine Stirnlampe und die späteren Stunden eine Sonnenbrille und eventuell sogar Sonnencreme.

Ich empfehle einen Rucksack mit Bauchgurt, weil das Gewicht dann auf den Hüften und nicht den Schultern verteilt ist. Je nach belieben reichen zwischen 20 und 35/40 Liter Volumen. Wer öfter wandert, hat sicher einen Rucksack mit integriertem Regenschutz. Diese gibt‘s auch separat zu kaufen.

Was gehört noch in den Rucksack? T-Shirts zum wechseln, eine Jause (nicht zu viel, es gibt alle paar Kilometer Labestationen), Geld für den Bus und die Labestationen (wobei manche freiwillige Spenden nehmen, andere wiederum fixe Preise haben), Zuckerln als Gaben für die Kinder. Für mich gehört ein kleiner Erste-Hilfe-Pack und ein Taschenmesser immer dazu, wobei so viele Leute unterwegs sind, dass man sich darauf verlassen kann, dass andere etwas mithaben.

Motivation. Wer nachliest, findet viele christliche Texte, und auch der keltische Ursprung des Brauchs wird erwähnt. Jeder und jede hat eigene Gründe, sich auf diesen Weg zu machen. Und diese müssen nicht religiös sein. Was ich schön finde, ist, sich selbst eine Intention mit auf den Weg zu geben. Nachzudenken, „was bedeutet es für mich“ oder „worum geht es mir dabei“. Dies kann dir hilfreich sein, dich selbst zu motivieren, wenn der Weg unendlich lange und mühsam scheint.

Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

2 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.